Immer dauert der Winter ein bisschen zu lange! Auf der Alpennordseite fällt noch immer Schnee, doch im Süden locken Sonne und Wärme. Wer also den Frühling sehnsüchtig erwartet, kann ihm ins Tessin entgegen gehen! Das machte auch der Blumenwanderer kürzlich und reiste ins westliche Mendrisiotto in ein unbekanntes Stück Schweiz, abseits der üblichen Destinationen: keine hohen Berge, kein verwinkelter See, dafür sanfte Hügel am Rande der Poebene. Vom milden Klima profitiert eine Schar bunter Frühblüher, welche sich schleunigst vor dem Blattaustrieb entfalten.
Anders als auf der Alpennordseite findet man um Stabio eine viel grössere Palette dieser Waldpflanzen, allen voran die Hundszahnlilie, welche hier besonders zahlreich den Boden der südlichsten Schweizer Wälder ziert. Was es im Südzipfel der Schweiz um diese frühe Zeit sonst noch zu sehen gibt, zeigt dieser Beitrag.
Blick Richtung Gotthard, der nicht gerade einladend wirkt: auf der Anfahrt regnet und schneit es bei eisigen Temperaturen. |
ganz anders im südlichen Stabio, wo warme Farben dominieren... |
und wo der Waldboden mit Tausenden von Blüten bedeckt ist. Schon spriessen die ersten Blättlein an den Sträuchern. |
man glaubt sich in einer anderen Welt, nachdem man kurze Zeit zuvor noch im Winter war |
Behaartes Veilchen (Viola hirta cf.) |
an einer Mauer findet sich ein nördlich der Alpen seltenes Gewächs: Niederliegendes Glaskraut (Parietaria judaica), eines unserer wenigen Brennesselgewächse |
wenden wir uns deshalb wieder dem Millefiori-Teppich des Waldbodens zu: Geisseglöggli (Anemone nemorosa) sonder Zahl. |
hier wächst es mit seinem Verwandten wild durcheinander: Goldwindröschen (Anemone ranunculoides) |
Hohlknolliger Lerchensporn (Corydalis cava) |
Kleines Immergrün (Vinca minor) |
Gewöhnliches Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) |
das Kahle Kreuzlabkraut (Cruciata glabra) wächst zwischen den Kastanien und hat einen kahlen Stängel |
es kommt ausschliesslich südlich der Alpen vor, weshalb ich es zum ersten Mal sehe |
schon von weitem leuchten die Beeren des Mäusedorns (Ruscus aculeatus) |
sie gehören zu diesem eher unansehnlichen, stachligen Strauch. Wer würde glauben, dass er gerade in Vollblüte steht? |
und doch ist es so, wie diese Nahaufnahme zeigt. Die Blütchen wachsen aus den Achselknospen der Schuppenblätter hervor. |
die Knotige Wallwurz (Symphytum tuberosum) blüht auch schon. Auch sie sehe ich zum ersten Mal, da sie eine exklusiv südeuropäische Art ist. |
und hier kommt der Star des Tages in Sicht: die Hundszahnlilie (Erythronium dens-canis) |
zu grossen Teilen sind die Hundszahn- lilien schon verblüht, was für Mitte März doch aussergewöhnlich früh ist |
und so gewöhne ich mich an diesen Anblick: fruchtende Hundszahnlilie |
zum Glück für den Blumenwanderer hat es... |
aber doch noch ein paar blühende Exemplare. |
die südeuropäische Art ist in den Gehölzen westlich von Stabio nicht selten. Links ist sie im geschlossenen Zustand zu sehen. |
noch tragen die Edel-Kastanien (Castanea sativa) auf dem Monte Astorio keine Blätter |
die Grüne Nieswurz (Helleborus viridis)... |
ist ein Hahnenfussgewächs. |
oben zwei blühende Blüten, unten eine fruchtende. Die Blütenhüllblätter sind eigentlich Kelchblätter. |
am Waldboden hat es auch erstaunlich viele Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) |
da der Wanderweg entlang der Grenze verläuft, trifft man ab und zu auf sowas: hier der Grenzstein 123 von 1559! |
Blausterne (Scilla bifolia) |
aus dem Laub wachsen jetzt überall Büschel der Finger-Segge (Carex digitata) |
Weisses Veilchen (Viola alba) |
ein ungewohntes Bild bieten dem Nordländer diese Tessinerpalmen (Trachycarpus fortunei), die sich invasiv zu gebärden scheinen |
die aus Ostasien stammende Art ist im Südtessin eingebürgert |
ein wunderschöner Frühblüher am Waldboden ist die Stängellose Schlüsselblume (Primula acaulis) |
die hier wird erst noch erblühen: Knöllchen-Zahnwurz (Cardamine bulbifera cf.) |
während das hier schon blüht: Kleinblütiges Fingerkraut (Potentilla micrantha) |
und zum Schluss noch dies: unter den Geisseglöggli wächst da noch etwas anderes, was so gar kein Glöggli sein will. Es ist einer unserer seltensten Frühblüher der Wälder, der nur im Südtessin vorkommt. |
wie klein das Ding ist, das da gerade erst seine ersten Blütchen öffnet, zeigt der Vergleich mit dem Autoschlüssel |
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