Freitag, 30. Oktober 2020

Florilegium secundum

Hier eine zweite Blumenlese mit Aufnahmen von des Blumenwanderers Miniexpeditionen in die heimische Flora von diesem Jahr. Sie stammen fast alle aus dem Kanton Bern. Immer wieder staunt man über die Vielfalt eines kleines Landes im Herzen Europas, wo es zuweilen genügt, nur eine kurze Fahrt zu unternehmen, um sich in einer anderen Welt wiederzufinden.

Weiter geht der Blumenreigen mit einem Gang durchs Jahr vom Sommer bis in den Herbst.


Die Frage ist weniger, ob Pflanzen intelligent sind, als vielmehr, 
ob wir intelligent genug sind, sie zu verstehen.

Ian Thomas Baldwin (* 27. Juni 1958)



an einem Kanal im Berner Seeland beginnt die seltene
Schwanenblume (Butomus umbellatus) zu blühen

unweit davon findet in einem Teich auch grad dies Schauspiel statt:


es ist die Blüte einer grossen Rarität 
mit einem weniger schönen Namen
Igelschlauch (Baldellia ranunculoides)



zart und bildschön erblüht nebenan die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)




sie steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten
der Schweiz. Ihre Blüten bestehen hauptsächlich
aus gelben Staubblättern.



der Kleine Sumpf-Hahnenfuss (Ranunculus flammula)
wächst hier direkt im seichten Wasser



das war der Hit des Tages:
das Moor-Veilchen (Viola persicifolia).
Auch diese sehr seltene Stromtalpflanze
steht auf der Roten Liste.




etwas häufiger im Feuchten zu sehen ist 
das Blutauge (Potentilla palustris). Bei ihm
übernehmen die purpurrot gefärbten Kelchblätter
die Schaufunktion und das Anlocken der bestäubenden Insekten;
die Kronblätter sind kleiner und unauffälliger ausgeprägt.





der Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
hat grad Visite vom Kaisermantel (Argynnis paphia)



Sumpf-Ziest (Stachys palustris)
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens)




die Orangeroten Greiskräuter (Tephroseris capitata)
 haben eine splendide Aussicht aufs Berner Mittelland



was hier erst knospet, ...
ist da schön aufgeblüht:
Moosorchis (Goodyera repens).


seit je bewundere ich die Aufnahme,
die Konrad Lauber ...
in der Flora helvetica
von dieser Art gemacht hat.



Kragenblume (Carpesium cernuum)
Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum)





die Aufnahmen der Kragenblume entstanden 
am einzigen bekannten autochthonen
Berner Standort dieser Art



die Klebrige Salbei (Salvia glutinosa)
macht ihrem Namen alle Ehre: 
vor allem im Blütenstand sitzen zahlreiche
klebrige, würzig duftende Drüsen.
Es lohnt sich, den Duft zu testen!



eine schöne Staude der
Echten Betonie (Stachys officinalis)
eine oft von Insekten aufgesuchte Art ist....




die Behaarte Karde (Dipsacus pilosus).
Die zweijährige Staude wird über einen Meter hoch.
Die Halblichtpflanze wächst an eher 
stickstoffreichen Standorten.



typischer Standort an einem Krautsaum zwischen 
einer vielbefahrenen Strasse und einem Wald in Belp



Das Hauptflussbett der Aare in der Belpau
ist eingedämmt, jedoch gibt es
zahlreiche Altarme und Quellen

es besteht eine grosse Pflanzenvielfalt,
wovon hier einige Beispiele gezeigt werden
der Silber-Rohrkolben (Typha shuttleworthii)...
macht im August seinem Namen Ehre.



die Zwiebelorchis (Liparis loeselii)
fruchtet schon....

während da das Gelbliche Zypergras (Cyperus flavescens)
gerade in voller Blüte steht.






nein, keine Vogelbeere, sondern...
ein grosser Speierling (Sorbus domestica)
neben der Autobahn










am Thunersee-Nordufer erblühen im Spätsommer
erstaunlich zahlreich die Europäischen
Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)....



Blick in türkisblaue Tiefen
und erstaunlich selten 
die Wendelähren (Spiranthes spiralis).


hier lauert ein Rudel hungriger Löwen auf Beute
am Grund dieser Trichter: Ameisenlöwen 


mir gefallen die hellgrüne Horste aus dreikantigen
Stängeln, die zur Stacheligen Flechtbinse
(Schoenoplectus mucronatus) gehören
(Thuner Allmend)
zur Blütezeit steht der oberste Teil des Stängels
 (botanisch ein Hochblatt) auffällig schräg ab


erstmals gesichtet und leider arg zerfressen:
Gefärbtes Laichkraut (Potemogeton coloratus).
Man schätzt, dass es im 20. Jahrhundert rund 50 %
seiner vordem bekannten Standorte
in Mitteleuropa verloren hat.
ein weiterer Seltling: Kleiner Igelkolben
 (Sparganium natans) vegetativ als
lange flutende Blätter!




unbekannter Holzpilz
Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum)



das Vorkommnis erstreckte sich wie ein Teppich
über eine grosse Fläche!
die Bärlappe sind so alt, dass vor langer Zeit
mal Dinosaurier an ihren Vorfahren
geknabbert haben dürften


Schlehdorn (Prunus spinosa) leitet sich vom indogermanischen 
Wort (S)li ab, was „bläulich“ bedeutet.
Von hier kommt auch der Sliwowitz!


wie jedes Jahr verkündet der Farbwechsel der Pflanzenwelt
als untrüglicher Bote, dass der Sommer vorbei ist




hier die Stockhornkette unter einer monumentalen
Sommerlinde (Tilia platyphyllos) in Blumenstein
hervor gesehen



auf diesem Bänkli lässt sich gut ausruhen...
und der Herbst geniessen.


Elsbeer-Laub (Sorbus torminalis)



goldener Oktobertag am Thunersee