Mittwoch, 24. Mai 2023

Auffährtli nach Tärbinu

Zugegeben, der Blumenwanderer ist wohl das, was man im Berndeutschen ein Zaaggi oder Lamaaschi nennt. Das heisst, dass rasende Schnelligkeit oder sportliche Forschheit nicht grad zu seinen Stärken zählen. Als ein Berner sieht er das auch nicht weiter tragisch. Immerhin hat es ja auch den Vorteil, dass er manchmal Dinge bemerkt, die anderen möglicherweise entgehen.

Zudem ist der Bedächtige der Ansicht, dass man nicht immer wissenschaftlich und nutzenoptimiert denken muss, sondern auch mal ein stiller Geniesser sein darf. Dann setzt er sich einfach hin, schaut in eine Wiese oder einen Rebberg, lauscht den Rufen des Wiedehopfs, bewundert die Flugkünste des Schmetterlingshafts und ist einfach dankbar, dass es all das noch gibt. Ein paar Beispiele dafür zeigt dieser Beitrag mit Fotos, die bei einem Auffahrts-Ausflug hinauf zu den Rebbergen von Visperterminen entstanden.

Wo befindet sich eigentlich der höchstgelegene Weinberg Europas? „Natürlich bei uns“, behaupten die Winzer aus Visperterminen im Wallis und führen stolz ihren Hauswingert vor, der sich in durchgehenden Terrassen aus Trockensteinmauern von 650 bis auf 1150 Meter Höhe zieht. Und beeindruckend ist er schon, wenn man ihn so ansieht und an die Generationen von fleissigen Weinbauern denkt, die daran gebaut haben. Glücklicherweise haben sie auch zur Natur Sorge getragen, sodass heute dort auch noch anderes gedeihen kann als nur Rebstöcke. Das möchte dieser Beitrag zeigen.




wie elegant ist doch die
Rutenförmige Wolfsmilch (Euphorbia virgata)!
Oder ist's doch die rätselhafte...
 

Euphorbia saratoi (= E. pseudo-
virgata auct., E. virgultosa),
in Mitteleuropa ein Neophyt 
unbekannter Herkunft?



Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
Gelbe Wau (Reseda lutea)
mit Attagenus trifasciatus


Acker-Hahnenfuss (Ranunculus arvensis)
Rot-Seifenkraut (Saponaria ocymoides)



Saat-Mohn (Papaver dubium) oben umgeben von
Saat-Leindotter (Camelina sativa)







 Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides).
All das und die folgenden Arten sah ich
entlang eines Strässchens, auf dem ich wanderte.






Grosser Bocksbart (Tragopogon dubius)




Alpen-Aster (Aster alpinus)



Französischer Tragant (Astragalus monspessulanus)




Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus)


Gewöhnlicher Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)





Felsen-Gänsekresse (Arabis nova)
Öhrchen-Gänsekresse (Arabis auriculata)





Acker-Hornkraut (Cerastium arvense)


Glatt-Brillenschötchen (Biscutella laevigata)




das sind ja die azurblauen Äuglein....
des Scharfkrauts (Asperugo procumbens)!

Schildschötchen (Clypeola jonthlaspi)


Sophienkraut (Descurainia sophia)








der Beifuss-Würger (Orobanche artemisiae-campestris)
lebt von seinem Wirt gleich nebenan!



Sand-Mohn (Papaver argemone)


der Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus)
pumpt am Morgen Körperflüssigkeit durch
seine Flügeladern und wärmt sich so auf




ein schwieriges Foto-Objekt ist
das Acker-Filzkraut (Filago arvensis)



der Schweizer Schöterich (Erysimum rhaeticum)
hat gerade Besuch




wenn man es nicht besser wüsste,
könnte man sich in Süditalien wähnen


Zwerg-Schneckenklee (Medicago minima)




sehe ich nicht oft:
Hain-Felsenblümchen (Draba nemorosa)
hier die ganze Pflanze


Echtes Salomonssiegel (Polygonatum odoratum)
Rundblättriger Storchschnabel
 (Geranium rotundifolium)




wieder die Felsen-Gänsekresse (Arabis nova)
neben einem anderen Hochgewachsenen:
Grosser Knorpellattich (Chondrilla juncea)



Hoppala, das ist kein Schneckenklee, sondern
der Französische Bockshornklee (Trigonella monspeliaca)



ich bin erstaunt, einen ganzen Rebberg bedeckt 
mit dieser seltenen Art anzutreffen!


ein Vergleich: Trigonella ...
versus Medicago minima.

was ist das für ein Monster?
Einjähriges Berufkraut (Erigeron annuus),
aber verbändert! Bei diesem Fasziation
genannten Phänomen handelt es sich um
eine besondere und selten auftretende
kammförmige Wuchsform 




 die Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus)
blüht noch lange nicht. Erstmals nehme ich
den wunderbaren Duft ihrer Blätter wahr!






von solchen Rebbergen sähe ich gerne mehr im Wallis!





Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana)




die Echte Feige (Ficus carica)
hat schon Früchte angesetzt



Dickblatt-Fetthenne (Sedum dasyphyllum)




etwas ganz Besonderes ist die seltene....
Kleine Brennnessel (Urtica urens).

der Dingel (Limodorum abortivum)
hat etwas Verspätung
die Knollen-Platterbse (Lathyrus tuberosus)
ist auch so eine Rarität der Rebberge


die bei uns sehr seltene einjährige...



Geschlossene Strohblume (Xeranthemum inapertum)
blüht erst etwa in einem Monat.





so artenreich sollten alle Rebberge sein!
Danke Wallis für deine Vielfalt und Schönheit!