Samstag, 13. November 2021

Teichlandschaft Ajoie

Für den Pflanzenfreund sind die Teichlandschaften der Ajoie, diesem kantigen Zipfel der Nordwestschweiz, Orte voll seltener Reize und eine Fundgrube spezieller Arten, vor allem von Wasserpflanzen, die für die Schweiz oft nur von dort bekannt sind.

Die Teiche an der Vendline und Coeuvatte werden - leider nur noch zum Teil - als Karpfenteiche bewirtschaftet, sind durch künstliche Dämme aufgestaut und mit verschliessbarem, die Fische nicht durchlassendem Abfluss versehen. Sie werden während des Winters oft trockengelegt, damit die Wasserpest (Elodea canadensis) etwas zurückgedrängt wird. Das Einzugsgebiet ist klein und quellenlos. Die Höhe des Wasserstandes spiegelt den allgemeinen Witterungsverlauf. Eine längere Trockenperiode lässt den Wasserspiegel langsam sinken, und der Teichrand zeigt den jungfräulichen Schlammboden, der nötig ist als Standort konkurrenzschwacher Arten.

Bei zwei Besuchen diesen Herbst in Bonfol und Damphreux konnte sich der Blumenwanderer überzeugen, dass die Gegend nach wie vor eines Besuches wert ist und ihre - eher diskreten - botanischen und landschaftliche Reize auszuspielen weiss.



auch Fischer interessieren sich für besagte Teiche


ganz unscheinbar steht hier das in der Schweiz sehr rare
Echte Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) im Wasser umher



ebenso rar macht sich leider auch die schöne
Wasser-Rebendolde (Oenanthe aquatica).
Sie wird auch Wasserfenchel genannt.





schon abgeblüht ist der
Nickende Zweizahn (Bidens cernua)


der Gemeine Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) 
fruchtend vor einem noch gefüllten Teich




der einjährige Sumpfquendel (Lythrum
portula) hat nichts mit Quendel zu tun,
sondern ist ein Weiderichgewächs


hier an seinem typischen Standort an einem
wechselnassen Tümpelufer. Unscheinbarer als er
kann eine Blütenpflanze fast nicht blühen.


das Sumpf-Heusenkraut (Ludwigia palustris) hat in letzter Zeit die meisten seiner
ursprünglichen Standorte in Mitteleuropa verloren, und zwar in erster Linie,
weil man sumpfige Weiden entwässert, Tümpelränder wegsam gemacht
und Schweineweiden aufgegeben hat


auch das Heusenkraut blüht sowas von diskret!
Es sind vier Kelchblätter und vier grüne Staubblätter vorhanden, Kronblätter fehlen indes.
Leider wird es am Ufer hier von den Schwänen abgeweidet (Aufnahme: Paul Hürlimann)


auch der Kurzgrannige Fuchsschwanz
(Alopecurus aequalis) ist auf periodisch
überschwemmte Böden spezialisiert

der Stumpffrüchtige Wasserstern 
(Callitriche cophocarpa) hingegen 
liebt es ganz nass


zwei spezielle Gelbblüter: der Kleine
Sumpf-Hahnenfuss (Ranunculus flammula)

und das Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus),
das wie eine gelbe Margerite anmutet



vor lauter Spezialitäten sollen aber ganz
gewöhnliche Arten nicht unerwähnt sein:
so z.B. die Wasser-Minze (Mentha aquatica)...
und der Europäische Wolfsfuss
(Lycopus europaeus).





im benachbarten Wald gibt's auch noch einiges zu sehen:
so links die Fruchtstände der Hagebuche (Carpinus betulus)
und oben der Milde Knöterich (Polygonum mite)



Wilde Brustwurz (Angelica sylvestris)

Wasserdost (Eupatorium cannabinum)

Grosse Brennnessel (Urtica dioica)


nun sind wir wieder im dünn Gesäten



denn nach der Brennessel kommt die Toprarität:
vorerst könnte man meinen, dass ich da den Rucksack
neben ein Tausendgüldenkraut abgestellt habe.


die dunklen Adern auf den Blütenblättern sagen aber etwas anderes

und der kugelige Wuchs sowieso

es ist das Acker-Gipskraut (Gypsophila muralis),
ein Ackerbegleiter, der heute sehr selten geworden ist.


Gift-Hahnenfuss (Ranunculus sceleratus)


die Eiköpfige Sumpfbinse (Eleocharis ovata)
 ist stark gefährdet, vor allem durch die Eutrophierung
 der Böden, die Entwässerung von Mooren
 und die Trockenlegung von Feuchtwiesen


zwischendurch sieht man auch sowas:
Ringelnatter (Natrix natrix)


hier ist tatsächlich eine Farnart zu sehen,
und kein Klee



der Kleefarn (Marsilea quadrifolia) ist vom Aussterben
bedroht und nur noch an ganz wenigen 
Fundplätzen zu sehen (Aufnahme Paul Hürlimann)



das ist bei diesem Rosengewächs in einem benachbarten 
Stoppelfeld anders: Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis). Der Name Aphanes
bedeutet im Griechischen unscheinbar und bezieht sich auf die unscheinbaren Blüten.

dort findet sich auch das Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum),
das ebenso überraschend ein Korbblütler ist

hier sind die Fruchtstiele zurückgeschlagen


mit diesem Fund wird die Luft alsdann wieder dünn:
Acker-Spark (Spergula arvensis), auch Spörgel genannt


wie bei Nelkengewächsen üblich hält sich auch der Spörgel
brav an die Regel, fünf Blütenblätter zu entwickeln.
Blütenökologisch nennt man sowas "nektar führende Scheibenblumen"


hier ein weiterer seltener Ackerbegleiter
auf einem umgebenden Feld

es handelt sich um den
Gezähnten Ackersalat (Valerianella dentata)





in der Nähe sieht man auch die Mittlere
Winterkresse (Barbarea intermedia)

bei einem weiteren Teich angelangt, 
erblickt der aufmerksame Beobachter
den Strand-Ampfer (Rumex maritimus)



und grössere Bestände des Schwarzbraunen
Zypergrases (Cyperus fuscus).


daneben kommt auch....


die seltene Große Teichmuschel (Anodonta cygnea) im
Schlammboden von stehenden, sauberen Süßgewässern vor







wieder die Eiköpfige Sumpfbinse
(Eleocharis ovata)


und die schön marmorierte Teichmuschel










da und dort spriessen
der Dreiteilige Zweizahn (Bidens tripartita)...



und der Froschlöffel
(Alisma plantago-aquatica).





begleitet von den Schwänen nehme ich im Abendlicht Abschied
von diesem zauberhaften Ort und gleichzeitig von der Blumensaison!