Samstag, 23. April 2022

durchs Baselbiet

Dass in dieser Region die Pflanzenwelt genau untersucht wird, ist eine alte Tradition. Gerne denkt der Blumenwanderer dabei z.B. an den Basler Botaniker Max Moor (1911-1988). Der Sohn eines Gepäckträgers studierte Biologie an der Universität Basel, wo er sich besonders für Botanik interessierte. Moor war einer der profiliertesten Pflanzensoziologen der Schweiz. Der Blumenwanderer schätzt vor allem auch seinen gepflegten Schreibstil - leider etwas nicht Selbstverständliches in der botanischen Literatur.

Das Baselbiet, wo es immer etwas wärmer ist als in der übrigen Nordschweiz, bietet gerade im Frühling dem Reisenden in Sachen Botanik so manche spannende Entdeckung! Dass das mehr sind als Kirschblüten, möchte dieser Beitrag andeuten. Er bringt ein paar Streiflichter von einem zauberhaften Oster-Ausflug in diese Region, die trotz ihrer Kleinräumigkeit so ganz unterschiedliche Lebensräume in sich vereint.


was wäre das Baselbiet ohne seine Chriesi

an einem ganz anderen Ort wächst der Behaarte Ginster (Genista pilosa)



grösstenteils ist hier der Boden noch braun, 
doch dazwischen tauchen immer wieder
diese unscheinbaren Juwelen auf





die Vorkommen der Kleinen
Spinnenragwurz (Ophrys araneola)...  
sind gesamtschweizerisch vermutlich
um mehr als 50% zurückgegangen.



die als verletzlich eingestufte Art wächst hier auf 
einem Halbtrockenrasen, der als Weide genutzt wird


ihre Sepalen und Tepalen sind grünlich...
und die Lippe weist ein stahlblaues
H-förmiges Mal auf.

auch weitere Orchideen-Arten sind 
im Lebensraum vertreten, so
das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula)
und das Helm-Knabenkraut
(Orchis militaris).



eine Jura-Spezialität ist die Warzige Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa)


erstaunlich häufig findet sich in einer
Baumschule dieser Einwanderer aus Südeuropa
es ist das leicht nach Knoblauch riechende
Lauch-Täschelkraut (Thlaspi alliaceum)


ein weiterer Einwanderer, diesmal aus Amerika,
wuselt hier in derselben Baumschule vor sich hin


es ist der Wander-Ehrenpreis (Veronica peregrina)
mit seinen winzigen, weissen Blütchen


ein weiterer Ehrenpreis-Winzling taucht hier auf,
aber Obacht: er ist ein vom Aussterben bedrohter Seltling!
Es handelt sich um den Steinquendel-Ehrenpreis 
(Veronica acinifolia).





leider wurde hier kurz vorher Unkraut geharkt und so mancher der bedrohten Ackerbegleiter
liegt auf dem Boden umher, aber zum Glück haben auch einige überlebt,
wie dieser schöne Tuff hier. Sie gehören zum wertvollsten "Unkraut", das es bei uns gibt!


beachtlich diese grosse Mariendistel (Silybum marianum)
am Wegesrand

wie schön, diese farbenfrohe Art am Wanderweg anzutreffen!
es ist der Blaue Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea)

bei ihrer Entfaltung sind seine Blüten purpurrot,
im geöffneten Zustand sind sie tiefblau

berauschend das Blau dieses Raublattgewächses!


die Mandelblättrige Wolfsmilch
(Euphorbia amygdaloides) zeigt,
was sie kann!


was leuchten da für gelbe Köpfchen 
auf dem Felsen-Köpfchen?



ein schöner Fund ist immer 
das Berg-Steinkraut (Alyssum montanum)

es ist eindrücklich, mit wie harten Lebensbedingungen
dieser Kreuzblütler zurechtkommt


obgleich umgeknickt, wächst diese
Föhre (Pinus sylvestris) weiter


kein Steinkraut, sondern
der Schopfige Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)






wieder zurück im Kulturland bleiben immer noch die Kirschblüten,
der Löwenzahn und das Wiesen-Schaumkraut!






Samstag, 2. April 2022

ER IST'S !


Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

Eduard Mörike (1804 - 1875)


Der Blumenwanderer gibt es ohne weiteres zu: auch diese Exkursion ist eine Wiederholungssünde (siehe "von Glocken und Schellen" im März 2016), doch wer könnte es ihm verübeln? Wer durch solche Wälder streift, wie es sie in der Umgebung des waadtländischen La Sarraz gibt, versteht schon, was uns Mörike mit seinem Frühlingsgedicht sagen wollte.



die Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus)
bedecken stellenweise den Waldboden mit einem gelben Teppich


diese Narzissenart wird in Mitteleuropa als eines der prägnantesten Symbole
für den nahenden Frühling wahrgenommen 


auch die Leberblümchen (Hepatica
nobilis) sind am Blühen

weitere Farbtupfer auf dem Waldboden lassen
das Herz des Blumenliebhabers höher schlagen





das Gewöhnliche Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
mit seinen weisslich gefleckten Blättern sieht man ansonsten gar nicht so häufig


zwischen den Osterglocken
finden sich auch diese hohen Stängel

es ist die Wimper-Segge (Carex pilosa).
Auch die Seggen...


weisen ihre diskrete Schönheit auf,
obschon sie meist nicht ganz
einfach zu bestimmen sind


hier ein weiteres jetzt blühendes Beispiel:
Berg-Segge (Carex montana)





auch die Stängellosen Schlüsselblumen (Primula acaulis) setzen Akzente



meines Erachtens eine der zauberhaftesten Frühlingsarten:
das Buschwindröschen (Anemone nemorosa)




zu den Frühblühern gehört auch dieses Mohngewächs:
Hohlknolliger Lerchensporn (Corydalis cava)

Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)





und immer wieder grüssen die Frühlingsboten,
die man in der Schweiz eher von den Juramatten her kennt


bei genauerem Hinsehen erkennt der Kenner auch unscheinbarere Arten
wie das Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), hier in Vollblüte!


oder das noch unscheinbarere
Moschuskraut (Adoxa moschatellina),
das auch gerade zu blühen beginnt





das kleine Ding steht erstaunlicherweise in direkter
Verwandtschaft mit dem Holunder und dem Schneeball
und gibt einer eigenen Pflanzenfamilien den Namen,
den Moschuskrautgewächsen (Adoxaceae)!



grundsätzlich fällt auf, dass die Wälder in der
Westschweiz weniger durchforstet werden
 und daher eine grössere Pflanzenvielfalt aufweisen




unweit dieses Märchenwaldes befindet sich ein ganz anderer Lebensraum:
es sind die steppenartigen Trockenwiesen der "Buis de Ferreyres",
wo noch alles braun und trocken ist.






doch halt! Da und dort leuchten
diese rotvioletten Blüten auf, die zum Teil 
in eine Art Pelz gehüllt sind


der Blumenwanderer hat das grosse Glück,
die Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
 in Vollblüte anzutreffen!



dieses selten gewordene, zauberhafte
Hahnenfussgewächs...
gibt es nur noch an wenigen Stellen
in der Schweiz zu bewundern.



daneben in einem Waldstück anzutreffen:
das Kleinblütige Fingerkraut (Potentilla micrantha)




der Schluss des Beitrags gehört jedoch der Osterglocke!