Freitag, 21. Juli 2023

Am Lac de Mauvoisin

Jemand schrieb dem Blumenwanderer, dass es merkwürdig sei, dass er als ausgewiesener Freund der Walliser Flora noch nie in der Region des Grossen Sankt Bernhard gewesen sei. Da fand er, dass diese Person Recht habe und stiess kürzlich bis ins hinterste Val de Bagnes vor unter dem Motto: "Justice pour les Vallées du Grand Saint-Bernard"!

Und in der Tat lässt sich dort trefflich schwelgen in bunten Alpenrasen voller Bergblumen! Sie liegen am Rande eines Stausees, der meist von der Gletschermilch türkisweiss gefärbt ist. Hier um diesen grossen See gibt es zahlreiche Pflanzenarten, für die sich die lange Anreise lohnt: bereits in nächster Umgebung der Staumauer buhlt die dunkelblaue Alpen-Akelei mit den dottergelben Farnrauken um die Aufmerksamkeit des Wanderers. Und dann erst das Alpen-Helmkraut oder der Diapensien-Steinbrech weiter oben!

Wer sich aufmacht, die Flora am Fusse des Grand Combin zu erkunden, wird immer wieder auf neue Überraschungen stossen. Und so bleibt auch für den Blumenwanderer diese Gegend inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft nicht länger ein Geheimtipp, auch wenn sie zugegeben etwas weniger bekannt ist als etwa die Gegend von Zermatt oder das Saastal. Auf jeden Fall hat sich das Blüemele hier ganz besonders gelohnt, wie die folgenden Bilder veranschaulichen möchten.


wie erwartet taucht am Ende des Tals die 1957 fertig gebaute gewaltige Talsperre auf,
auch sie wie viele andere erbaut vom bekannten Bauingenieur Alfred Stucky

ein Blick talabwärts auf den Flecken Bonatchiesse

hier oben gibt es originellerweise auch ein kleines Hotel


nun aber hinein in die Botanik mit der....
Verschiedenblättrigen Kratzdistel (Cirsium helenioides)!

und den stupenden Blütenständen
des Türkenbunds (Lilium martagon)!
Wie rief dort jemand so schön aus:
Mammamia che colossi!



zu Beginn der Wanderung präsentiert sich
dem Aufmerksamen auch ein veritables Orchideengärtli:
Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)




der Blumenwanderer sieht gern ab und an "neue" Arten:
hier ist es die für das Gebiet typische
Farnrauke (Hugueninia tanacetifolia)



nur schon dieses attraktiven Kreuzblütlers wegen hätte
 der Blumenwanderer die lange Anreise in Kauf genommen!


geheimnisvoll aus dem Dunkel 
leuchtet dazwischen...

die Grossblättrige Schafgarbe
(Achillea macrophylla).



gross wie Osterglocken präsentieren sich
überraschend die Blüten der
Alpen-Akelei (Aquilegia alpina)

Grossblütige Gämswurz (Doronicum grandiflorum)


Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides)


erstmals gesehen:
das Gestutzte Läusekraut (Pedicularis recutita)

schon oft gesehen:
Grauer Alpendost (Adenostylis alliariae)



dem Weissen Germer (Veratrum album)
fehlt's irgendwie an Weisse


Gabel-Habichtskraut (Hieracium bifidum aggr.)


Alpen-Tragant (Astragalus alpinus)




Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)


die Silberwurz (Dryas octopetala) 
gehört zu den Rosengewächsen





zwei Ehrenpreise:
links der Felsen-Ehrenpreis (Veronica fruticans),
oben der Alpen-Ehrenpreis (Veronica alpina)





Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride)


Langsporn-Veilchen (Viola calcarata)




Faltenlilie (Lloydia serotina)


das Felsen-Leimkraut (Silene rupestris)
ist nicht zu verwechseln mit dem Gipskraut!


der Botaniker schaut nicht nur auf
auf das Spektakuläre, ......

denn gerade auch im Unscheinbaren liegt 
viel Spannendes wie in dieser unserer kleinsten
Orchideenart: Zwergorchis (Chamorchis alpina).




sie besiedelt oft gerade die extremsten
und exponiertesten Standorte


gleich daneben eine der wohl
emblematischsten Alpenblumen




das Edelweiss (Leontopodium alpinum)

seine eigentlichen Blüten ganz im Zentrum 
sind sehr unscheinbar, hier aber knapp zu sehen







Männertreu (Nigritella nigra)

die gelben Köpfchen sind nicht etwa gelbblühende
Männertreu, obgleich es diese auch gibt





sie gehören zum bekannten 
Alpen-Spitzkiel (Oxytropis campestris)




schon lange verblüht sind leider
die Frühlings-Anemonen (Pulsatilla vernalis)

der Alpen-Klee (Trifolium alpinum)
 sendet einen süss-herben, aromatischen Duft aus,
der als angenehm empfunden wird,
und eine ganze Bergwiese erfüllen kann




über der Talsperre erhebt sich unendlich gewaltig
der Berg mit dem Namen le Pleureur!
Rechts von ihm noch knapp sichtbar der Glacier du Giétro,
von dem der See seinen Namen hat (schlechter Nachbar!)


eine botanische Perle des Gebiets ist 
sicher der seltene Diapensien-Steinbrech
(Saxifraga diapensioides)



Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides)






Wegerich-Hahnenfuss (Ranunculus kuepferi)

diesen Kleinen sah ich bisher nur ganz selten,
hier ist er aber recht häufig:
Fleischroter Mannsschild (Androsace puberula)




die Wuschelköpfchen der 
Schneetälschen-Segge (Carex foetida)
sind stellenweise häufig

auch im Sommer kann man noch Gelbsterne sehen:
Röhriger Gelbstern (Gagea fragifera)



wieder so ein alpines Orchideen-Gärtli

 hier ein Bild fürs Lehrbuch: "Eltern und Hybrid".
Links die Händelwurz (Gymnadenia conopsea),
rechts Männertreu (Nigritella nigra)
und in der Mitte ihr "Kind"




das Alpen-Helmkraut (Scutellaria alpina) gehört gemäss
der unmassgeblichen Meinung des Blumenwanderers
zu den schönsten Alpenblumen!





Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)


Alpen-Aster (Aster alpinus)




Gämswurz-Greiskraut (Senecio doronicum)

Niedliche Glockenblume (Campanula cochleariifolia)


ein letzter Blick auf die Farnrauke
bei der Rückkehr


Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata)





und noch ein letzter Blick hinab auf die imposante Staumauer