Samstag, 5. März 2022

Millefleurs

Die Millefleurs-Tapisserie in Bern ist der älteste erhaltene Tausendblumenteppich und deshalb ein absolutes Highlight der Sammlung des Bernischen Historischen Museums. 

Magisch leuchtet der dunkelblaue Wandteppich hinter Glas mit seinen fein gewobenen bunten Blumen und dem goldenen Wappenschild in der Mitte. Beim Betrachten des sieben mal drei Meter grossen Kunstwerks sind sich viele wohl nicht bewusst, welche unterschwelligen Botschaften Herzog Philipp der Gute von Burgund (1396–1467) darin einarbeiten liess. Das Blumenmeer besteht beispielsweise aus Pflanzen, die in der Natur nicht zur selben Zeit blühen würden – auf dem Teppich tun sie es und stehen damit vereint für ein Burgunderreich ohne Anfang und ohne Ende. 

Einen Blumenteppich ganz anderer Art fand der Blumenwanderer kürzlich im Solothurner Jura, nicht minder schön zwar, aber vergänglich und nicht für Jahrhunderte gedacht, erst recht nicht fürs Repräsentieren irgendwelcher Machtansprüche. Darin eingewoben ein paar weitere Frühblüher.






die bescheidenen Märzenglöckchen (Leucojum vernum) sind keine Divas
und wirken eigentlich nur in der Masse


als hätte es nochmals geschneit, wirkt der Teppich von weitem




einer jener magischen Momente, wie man sie im Frühjahr erleben kann




die sechs weißgefärbten Blütenhüllblätter sind im
 Gegensatz zum Schneeglöggli fast gleich lang und weisen
an den Blütenblattspitzen je einen gelbgrünen Fleck auf




mit der Himmelsfarbe konkurrierend 
blühen auch schon die Blausterne (Scilla bifolia)




der wissenschaftliche Name Scilla bifolia ist sehr passend,
denn aus einer Zwiebel heraus wachsen zwei fest
geschlossene Laubblätter. Darin ist perfekt verpackt,
der Spross mit perlenartig angeordneten Blütenknospen.



erst einmal geöffnet, sind sie ein wunderschöner Frühlingsgruss


die frischgrünen, lanzettlichen Blättchen
verraten den Bärlauch (Allium ursinum)
die anfänglich rosafarbenen Stieltellerblüten des
Dunklen Lungenkrautes (Pulmonaria obscura)
wandeln sich zu blau, je älter sie werden 


eine typische Jurapflanze ist die Stinkende
Nieswurz (Helleborus foetidus): an ihr müssen alle
Botanik-Studenten die Reduktion vom Laubblatt bis
zum Kelch-oder Perigonblatt beobachten können
noch tragen die Buchen, Berg-Ahorne
und Eschen kein Laub und sind keine
Lerchensporne zu sehen,
die es hier auch zahllos gibt


was es indes zu sehen gibt,
ist das Männliche Knabenkraut
(Orchis mascula) als Rosette und.....


noch ganz klein, aber doch schon Leuchtkraft versprühend:
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)






der Schluss aber gehört dem Märzenschnee!