Dienstag, 27. April 2021

das Hofstetter Chöpfli

des Blumenwanderers Devise war seit eh und je, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte. Das gilt auch für seinen Besuch des Solothurner Naturreservats "Hofstetter Chöpfli". Es besteht aus mehreren Felsköpfen, die von spezialisierten Pflanzen und Flaumeichenwald besiedelt sind. Dieser ist ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch. Man findet ihn bei uns nur auf sonnigen, trockenen Felsstandorten als Relikt der Wärmezeit, welche vor 7500-4500 Jahren das Klima der Region prägte. Knorrige Flaumeichen, Mehlbeerbäume und vereinzelt auch Elsbeerbäume machen diesen seltenen Waldtyp aus.

Wer aber mehr (und Kompetenteres) zum Thema nachlesen möchte, sei hier auf das Porträt des Chöpflis im exzellenten Exkursionsführer von Christine Huovinen verwiesen (Die Pflanzenwelt der Region Basel). Was will der Blumenwanderer da noch viele Worte machen? Hier seine Bilder dazu!


über den Passwang geht es durchs schwarze Loch
Richtung Norden ins Schwarzbubenland. 
Die heutige Passhöhe liegt in einem kurzen Tunnel.


zum Glück nicht die schwarzen Buben, sondern eine liebliche Juraweide
empfängt auf der Anfahrt den Blumenwanderer.
Noch ist es früh im Jahr und erst wenige Pflanzen blühen.




zu den Frühblühern gehört hier z.B.
das Kleine Knabenkraut (Orchis morio)





so zahlreich sieht man diese Art selten




auch die Warzige Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa) blüht


was für ein Sträuchlein bin ich?
der Behaarte Ginster (Genista pilosa)



das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)
setzt gerade zur Blüte an, während....
diese hier schon verblüht bzw. erfroren sind:
Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes)



am Fusse des Chöpflis bei Flüh angelangt,
geht es zuerst durch einen Lindenwald
(Tilia cordata)
weiter oben dominieren die Flaumeichen
(Quercus pubescens), die noch kaum
Zeichen von Leben zeigen


am Nordhang des Chöpflis treiben jetzt
die Buchen aus (Fagus sylvatica) ....
und blühen die Fieder-Zahnwurze
(Cardamine heptaphylla).


am Hofstetter Chöpfli gibt es standorttypische Pflanzen
wie das Berg-Steinkraut (Alyssum montanum) zu bewundern.
Ein Verlassen der Wanderwege ist an solchen Orten nicht nur gefährlich,
sondern aus naturschützerischen Gründen unerwünscht!!!


die Pflanzen hier müssen unter härtesten Bedingungen überleben:
Trockenheit, extreme Temperaturschwankungen und Nährstoffarmut.
Sie bleiben daher nur klein, kommen aber dennoch zur Blüte!

eine weitere typische Jurapflanze ist
das Berg-Täschelkraut (Thlaspi montanum)


bald schon ist das Hauptchöpfli erreicht


die für solche Habitate typische
Felsenbirne (Amelanchier ovalis),
hier gerade aufblühend



auch der Mehlbeerbaum (Sorbus aria)
gehört typischerweise hierher

um wieder mehr Licht auf die Kalkfelsen zu bringen, 
wurde der Wald im Felsbereich aufgelichtet






hier lässt sich gut ausruhen und zu Mittag essen




weiter geht es, doch was ist das für ein verhutzelter Stamm?
Er gehört einem weiteren standorttypischen Gehölz




es ist der Elsbeerbaum (Sorbus torminalis)
zu dieser Zeit steht das Rosengewächs
gerade in den Knospen



Blick über das solothurnische Flüh hinweg
Richtung Château du Landskron
auf französischem Staatsgebiet,
doch was ist da unten Gelbes?
da konnte sich tatsächlich wieder 
das Berg-Steinkraut festkrallen.
Es hat sehr lange Wurzeln,
um Feuchtigkeit und Nährstoffe
aus den Felsenritzen zu ziehen.

das verzweigte Wurzelsystem von Alyssum montanum
(Quelle: Wurzelatlas mitteleuropäischer Grünlandpflanzen, Band 2/1) 



hier zwei weitere Gelblinge:
Schopfiger Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)


Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna)



die Schlaffe Segge (Carex flacca)
hat so gar nichts Schlaffes an sich




die Süsskirsche (Prunus avium)





typischer könnte man die Felsflora....

nicht haben!



das Berg-Steinkraut gehört zu denjenigen Pflanzenarten, welche die Eiszeiten
auf eisfreien Felsinseln überlebt haben. Nach dem Rückzug der Gletscher 
breiteten sie sich auf den anfangs noch unbewaldeten Jurahöhenzügen aus.


beim späteren Aufkommen des Waldes wurden durch den Licht-und Wärmemangel
viele Arten auf die Felsflühe zurückgedrängt. Diese beherbergen somit glaziale,
höchst schützenswerte Reliktpopulationen.



auch die Hirschwurz (Peucedanum cervaria)
liebt es warm und trocken
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)



Felsflühe mit ihren vielfältigen Strukturen sind
wertvolle Lebensräume in unserer Landschaft



zwischen den Felszinnen eröffnen sich
immer wieder eindrückliche Tiefblicke
in den Buchenwald darunter


Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)
mit dunkelgrünen vorjährigen Blättern
und  hellgrünen heurigen





schaut man hinter einen Felsblock, enthüllt sich wieder
ein Anblick mit reizender Anmutung!
Berg-Steinkraut (Alyssum montanum)




Felsen-Kirsche (Prunus mahaleb)






die Zierde der Chöpfli ist
die Felsenbirne (Amelanchier ovalis)

an halbschattiger Lage findet man
die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
mit ihren wechselfarbigen Blüten




Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)


auf dem Rückweg wirft der Blumenwanderer einen letzten Blick 
auf das bewundernswerte Berg-Steinkraut (Alyssum montanum)