Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing.
J.W. Goethe: Römische Elegien 7
Der Blumenwanderer wäre nicht er selbst, wenn er auf einer Städtereise nach Rom neben dem Besuch einiger baulicher Sehenswürdigkeiten nicht auch auf Blumenpirsch gegangen wäre.
Obschon die Zeit kurz war, reichte es doch für einen Abstecher in den Botanischen Garten,
der zum Glück immer noch ein Geheimtipp ist.
Der Orto Botanico wurde 1883 als Nachfolger der auf die Renaissance datierenden päpstlichen botanischen Gärten angelegt und ist bis heute eine Oase der Ruhe inmitten der ansonsten quirligen Ewigen Stadt.
Erster Tag
im Hotelgarten blühte gerade der Granatapfel (Punicum granatum) |
wirklich erstaunt war ich, dass dort fast wie Unkraut auch das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) und der Durchwachsene Bitterling (Blackstonia perfoliata) wuchsen |
der Bitterling ist in der Schweiz eine gefährdete Rote-Liste-Art |
er zählt zu den Enziangewächsen |
das erste Ziel war die Piazza Navona mit dem Vierströmebrunnen. Auf dem langgezogenen Platz fanden in der Antike athletische Wettkämpfe und Gladiatorenspiele statt. |
weiter ging es zum frisch restaurierten Trevibrunnen ... |
und zur Spanischen Treppe mit Santa Trinità dei Monti. |
Wenn man aus einer Gasse kommt, öffnet sich plötzlich der Blick auf das monumentale Pantheon |
noch imposanter ist es, wenn man an das ursprünglich allen Göttern Roms geweihte Heiligtum herantritt. Heute ist es eine Kirche. |
es hatte mehr als 1700 Jahre lang, gemessen am Innendurchmesser,die größte Kuppel der Welt und gilt allgemein als eines der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike |
hier ist auch der Sarkophag Raffaels und anderer Persönlichkeiten zu besichtigen |
Engelsbrücke und Engelsburg bei fortgeschrittener Dämmerung. Die Engelsburg war ursprünglich ein Museoleum für Hadrian und diente später den Päpsten als Fluchtburg. |
Zweiter Tag
der Lorbeer (Laurus nobilis) als Stadtbaum |
das Forum Romanum ist eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten Roms |
der Konstantinsbogen neben dem Kolosseum zu Ehren des Kaisers Konstantin in Erinnerung an dessen Sieg bei der Milvischen Brücke |
ohne seine Pinien (Pinus pinea) wäre Rom bei weitem nicht dasselbe |
das Kolosseum ist das grösste je erbaute Amphitheater der Welt, hier mit einem grossen Oleander (Nerium oleander) |
die Lateranbasilika (San Gionvanni in Laterano) ist eine der sieben Pilgerkirchen und der offizielle Sitz der Päpste. In ihren Nischen stehen riesige Statuen der Zwölf Apostel. |
auch das gewaltige Bronzeportal beeindruckte mich. Es stammt aus dem antiken Versammlungsgebäude des Senats auf dem Forum Romanum (Curia Iulia) |
in eklatantem Kontrast zu soviel Monumentalität steht dieses Aschenputtel, das ist in allen Fugen und Ritzen Roms zu finden ist: das Vierblättrige Nagelkraut (Polycarpon tetraphyllum) |
die unscheinbaren Blütchen dieses Nelkengewächses stehen in reichverzweigten Dichasien. Es ist auch in der Schweiz vor allem im Tessin eingebürgert. |
auch überall in Rom anzutreffen ist das Glaskraut (Parietaria officinalis) und die Mäuse-Gerste (Hordeum murinum cf.) |
eine weitere Pilgerkirche: die mit prächtigen frühchristlichen Mosaiken ausgestattete Basilika Santa Maria Maggiore |
das Apsismosaik wurde um 1296 von Jacopo Torriti geschaffen. Es zeigt die Krönung Mariens im Himmel durch ihren Sohn. |
der Innenraum dieser frühchristlichen Basilika, die als erste nicht mehr vom Kaiser oder der kaiserlichen Familie, sondern vom römischen Bischof als Votivkirche in Auftrag gegeben wurde |
Dritter Tag
strahlend blauer Himmel über dem Petersdom. Im Fuße des aus Ägypten stammenden Obelisken soll sich die Asche von Caesar, in seiner Spitze ein Teil des Kreuzes Christi befinden |
nach dem Betreten der Vatikanischen Museen sieht man von einem Balkon aus auf die Ewige Stadt |
diese Museen beherbergen unter anderem eine der grössten Sammlungen antiker Skultpuren. Im Zuge des Museumsbesuchs besichtigt man auch die Sixtinische Kapelle, wo das Fotografieren untersagt ist |
in der Galerie der Wandteppiche ist das Leben Jesu dargestellt, hier die Auferstehung (Ausschnitt) |
in der Galerie der Landkarten werden die Provinzen Italiens gezeigt, hier der Monte Gargano |
neben den Stanzen des Raffael befindet sich die Sala dell' Immacolata, wo die Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariens dargestellt ist |
von der Sixtina kann man auf direktem Wege in den Petersdom gelangen. Ohne Frage ist er eines der atemberaubendsten und schönsten Bauwerke Roms! |
Blick in die Kuppel des Petersdoms, die als das größte freitragende Bauwerk der Welt gilt, das aus Ziegeln errichtet wurde. Höher als diese Kuppel darf bis heute in Rom nicht gebaut werden! |
Michelangelos Pietà im Petersdom ist eine der bekanntesten Darstellungen dieses in der abendländischen Kunst sehr beliebten Sujets |
weltberühmt auch die Bronzestatue des hl. Petrus von Arnolfo di Cambio, die um 1300 entstanden ist |
am Nachmittag brauten sich über Berninis Kolonnaden dunkle Gewitterwolken zusammen, .... |
die sich alsdann in einem gewaltigen Platzregen entluden. |
Vierter Tag
von hier an die Aufnahmen aus dem botanischen Garten, der unter anderem für seine Palmensammlung bekannt ist ...... |
und für den Triton-Brunnen. |
Der Pinsel-Rauhschopf (Dasylirion acrotrichum) stammt aus den Bergen Mexikos. Terminal spleissen die Blätter in büschelartige Gebilde auf |
das Spargelgewächs blühte gerade |
Stranddistel (Eryngium maritimum) |
Gelber Hornmohn (Glacium flavum) mit den namensgebenden langen Kapselfrüchten. Er kommt an den Küsten des Mittelmeers vor und ist unbeständig bis nach Mitteleuropa vorgedrungen. |
Zistrose |
Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) |
der Frauenhaarfarn (Adiantum capillus-veneris) liebt das feuchtwarme Klima dieses mit Wasserlinsen übersäten Teichs |
die Bougainvillien-Bäume werfen den Nordländer fast um! |
der Pfriemenginster (Spartium junceum) zählt zu den sogenannten Rutensträuchern, die schon im Frühsommer ihre Blätter abwerfen. Die Photosynthese geschieht dann nur in den grünen Zweigen. |
Die Paradiesvogelblume (Strelitzia reginae) ist schon verblüht. Sie kommt in Südafrika in der Kap-Provinz an Flussufern und auf Waldlichtungen vor. |
die seidig weissen Bllüten des Kalifornischen Baummohns (Romneya coulteri)... |
ziehen aller Blicke auf sich. |
der Sagopalmfarn (Cycas revoluta) hat sein natürliches Verbreitungsgebiet in Japan, macht sich aber auch in Rom sehr gut. |
typisch fürs Mittelmeergebiet sind indes diese zwei: der Westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und .... |
die Myrte (Myrtus communis). |
ein Rosmarin-Strauch (Rosmarinus officinalis) ist mit einem beeindruckenden liegenden Stamm aus seinem Pflanzbeet herausgewachsen |
das Rosmarinblättrige Heiligenkraut (Santolina rosmarinifolia) kommt in Spanien und Portugal vor |
hier die sehr gepflegte Insektivoren-Abteilung mit ... |
Gelber Schlauchpflanze (Sarracenia flava) und .... |
Roter Schlauchpflanze (Sarracenia purpurea). |
Weisse Schlauchpflanze (Sarracenia leucophylla), ... |
deren Blätter oben und am Deckel eine rote Nervatur aufweisen. |
der Echte Papyrus (Cyperus papyrus) gehört zu den Sauergräsern |
eine gewaltige Korkeiche (Quercus suber) steht am Wegesrand |
hier mit dem Rucksack zum Grössenvergleich |
ohne Worte |
überall im Garten wächst wild der Akanthus (Acanthus mollis) |
er hat auch den Trivialnamen Bärenklau, ist indes nicht zu verwechseln mit der Gattung Bärenklau (Heracleum) |
im Hintergrund werden gerade dürre Palmwedel entsorgt. Sie fielen zu meinem Erstaunen von selbst herunter. |
die Dünen-Trichternarzisse
(Pancratium maritimum)...
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ist an den Küsten des Mittelmeeres weit verbreitet. |
die Wollemie (Wollemia nobilis).... |
die Artischocke (Cynara cardunculus) war bis zur französischen Revolution in den Gärten des französischen Landadels ein Zeichen von Reichtum und vornehmer Lebensart ... |
und man kann es verstehen, wenn man diese prächtige Distel sieht, die hier bis zu zwei Meter hoch geworden ist |
so schön blüht der Kapernstrauch (Capparis spinosa), wenn man nicht vorher die Knospen aberntet und in Salzlake und Essig einlegt |
ein Blick auf die Stadt Rom .... |
vom Japanischen Garten aus. |
dort gibt es auch richtige Bambuswälder (Phyllostachys mitis). So gross können Süssgräser auch werden! |
da kommt man sich wie ein Käfer in einer Wiese vor! |
Rom aus der Sicht eines Botanikers- und mehr: wo findet man das denn? Ein wunderbarer Bericht mit lehrreichen wohltuenden Bildern unterstrichen. Bin kaum aus meinen Ferien zurück und fühl schon wieder das Bedürfnis neues zu sehen - kein Wunder ;-) Gratulation zu diesem sehr guten Beitrag. Res Grau
AntwortenLöschenBesten Dank, Res! Freut mich, dass dir dieser Beitrag gefällt!
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