Donnerstag, 28. Juni 2018

der Siebenstern vom Urbachtal

Nichts Mystisches oder Okkultes führte der Blumenwanderer im Schilde, nicht ging es ihm um Aberglaube oder Zauberei, als er sich kürzlich ins wilde Urbachtal südlich von Meiringen begab.
Vielmehr ging er einer seltenen Blume nach, die hier isoliert ihr stilles Dasein fristet.

Der Siebenstern ist in der Schweiz schon immer nur disjunkt an wenigen Stellen vorgekommen.
Er weist sieben Blütenblätter auf, was bei den Pflanzen eine seltene Erscheinung ist, und ihn zusätzlich zu einer aussergewöhnlichen Erscheinung macht. Die Zahl Sieben ist bei den Pflanzen eigentlich tabu, denn bei der Blütenbildung halten sie sich in der Regel an die sogenannte Fibonacci-Folge, eine unendliche Zahlenreihe, die entsteht, indem man immer die zwei vorhergehenden Zahlen zusammenzählt. Diese Blume schlägt der Mathematik sozusagen ein Schnippchen (genauso wie der Blumenwanderer so manches Mal in seiner Schulzeit)!


Blick auf die Engelhörner, die schroff direkt
auf den Talboden des Urbachtals abfallen

bald kommt auch der Siebenstern (Trientalis europaea) in Sicht




dieses Primelgewächs ist in den Schweizer Alpen sehr selten,
kommt jedoch im nördlichen Europa recht häufig vor

er wächst hier halbversteckt zwischen Heidelbeeren




in den dortigen Hochstauden gedeiht auch
der Alpenrachen (Tozzia alpina)


wer ganz genau hinschaut,
erkennt auf dieser Aufnahme auch einen Sechsstern ;-)
Der Siebenstern ist eine ausdauernde krautige Pflanze.
Er überdauert den Winter mit einer kleinen Knolle,
 aus der im Sommer der 10 bis 20 Zentimeter hohe Stängel austreibt.


dem Blattquirl entspringen eine oder zwei Blüten
auf einem sehr dünnen Stiel

aufgrund der fotografischen Aufnahmen stellt
man sich den Siebenstern meist
grösser vor als er in Wahrheit ist



in den Hochstauden oft zu finden ist
die Grossblättrige Schafgarbe (Achillea macrophylla),
hier knospend ...

und da gerade aufblühend.


hier dominieren Hochstauden mit Alpenrosen,
Farngebüsch und Grünerlen


so schön blüht der Germer (Veratrum album)

und so der Pyramiden-Günsel (Ajuga pyramidalis)



eine Augenweide ist auch das Norvegische Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum),
je einmal von oben und von der Seite




Pflanzendetails: oben die seitlich über dem
stängelumfassenden Laubblatt austreibende Blütenrispe
 des Purpurlattichs (Prenanthes purpurea) ....

und hier die Blütenähre
einer Weisszunge (Pseudorchis albida)


eine weitere Orchideenart,
diesmal mit gefleckten Laubblättern: ...

Fuchs' Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii)


hier windet sich die Nesselseide (Cuscuta eruopaea)
hoch mit suchenden Bewegungen ihrer Triebe

dieses erstaunliche Windengewächs ist ein
Vollschmarotzer ohne Laubblätter und Wurzeln!

sind ihre Triebe oben angelangt, breiten sie sich horizontal
weiter aus und wandern von Nessel zu Nessel. Und wenn es 
sich so ergibt, nehmen sie auch mit einem Grashalm vorlieb.


in den Achseln winziger Tragblätter sitzen
die köpfchenförmigen Blütenstände, die einen
Durchmesser von 10 bis 15 Millimetern aufweisen


hier die Blütenknäuel aus der Nähe: 
die rötlich-weissen Blüten sind meist vierzählig


diese hier sah ich oft


es ist die Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum),
deren Blüten kleinen Propellern ähneln




den Abschiedgruss entbietet
ein C-Falter (Polygonia c-album)







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