Die Bernische Botanische Gesellschaft ist 100 Jahre alt!
Nur wenige Tage nach dem Ende des Ersten Weltkrieges trafen sich im November 1918 in der Wohnung von Dr. Walther Ritz im Berner Marzili sieben Herren zu einer Vorbereitungssitzung für die Gründung einer Botanischen Gesellschaft zu Bern. Einen Monat später, am 19. Dezember 1918, erfolgte im Hörsaal des Botanischen Institutes die Gründungsversammlung mit 35 Teilnehmenden. Am 22. Februar 1919 wurde die BBG bei der Naturforschenden Gesellschaft Bern als korporatives Mitglied aufgenommen.
Seit rund 100 Jahren engagiert sich der Verein in der Vermittlung der Pflanzenwelt und organisiert Exkursionen und Vorträge, die einem breiten Publikum offen stehen.
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mit Hut, Schlips und Anzug - so erschien man vor 100 Jahren zur Exkursion,
die drei Damen im langen Rock.
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heute sehen botanische Exkursionen ungezwungener aus.
Das Herren-Damen-Verhältnis ist ausgeglichener. |
Noch älter ist der Botanische Garten der Universität Bern, der seit 1860 als eine vielfältige und bunte Oase mitten in der Stadt Bern liegt. Er stellt mit seiner enormen Vielfalt von rund 5500 verschiedenen Pflanzenarten aus aller Welt ein Garten des Wissens und Lernens, ein Reich der Sinne und ein Ort zum Verweilen für alle dar - auch für den Blumenwanderer, der gern einmal Rucksack und Wanderstöcke beiseitelegt und sich dem Staunen auf kleinstem Raum hingibt. So auch kürzlich geschehen aus Anlass der Jubiläumsveranstaltung der BBG im BoGa.
Was könnte es als Geburtstagsgeschenk für die BBG schöneres geben als ein bunter Blumenstrauss aus dem BoGa Bern!
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Was wächst hier für ein Kleiner an einer
Hauswand im Lorraine-Quartier empor? |
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es ist der Zweiknotige Krähenfuss (Coronopus
didymus), ein Neophyt aus Südamerika! |
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die Blütchen dieses Kreuzblütlers sind extrem
klein und unscheinbar. Erst zuhause stellte ich
fest, dass er zudem übel riecht! Er ist definitiv
nicht für den Blumenstrauss geeignet!
Also auf in den BoGa!!! |
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weder ein Migrant noch unscheinbar oder übelriechend ist
der Teichenzian (Nymphoides peltata), der hier zwischen dem
höchst seltenen Kleefarn (Marsilea quadrifolia) schwimmt.
Damit sind wir also beim Weiherchen des BoGa angelangt!
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das Gnadenkraut (Gratiola officinalis) |
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die Borstige Moorbinse (Isolepis setacea) |
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der Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) |
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der Zwerg-Rohrkolben (Typha minima) drängt sich von der Seite her
kippenderweise vor dem Lanzettblättrigen Froschlöffel in den Vordergrund.
All dies sind selten anzutreffende Arten der Roten Liste,
deren Aussehen man hier mal ganz in Ruhe studieren kann! |
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der Kambrische Scheinmohn (Meconopsis cambrica) .... |
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tritt in der Schweiz als verwilderte Zierpflanze auf. |
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hier konnte ich meiner Leidenschaft für
Aronstabgewächse fröhnen, und zwar ... |
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mit der Kobralilien-Art Arisaema ciliatum! |
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ein frostharte Orchideen-Art, die man durchaus auch im
eigenen Garten pflegen kann: es ist die aus Fernost
stammende Japanorchidee (Bletilla striata) |
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wie man sieht, werden allfällige Blüten-Besucher
bereits von einer Krabbenspinne erwartet! |
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diese Aufnahmen des Löwenschwanzes (Leonurus cardiaca) zeigen,
dass er nicht nur als Heil-, sondern auch als Zierpflanze
durchaus Potenzial hätte! |
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für einmal blühend angetroffen:
die Blasenkirsche (Physalis alkekengi) |
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der Echte Alant (Inula helenium) ... |
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ist eine alte Heil-und Gewürzpflanze, hier mit Azurjungfer.
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die Wein-Raute (Ruta graveolens) hat gerade Besuch
von der Tante im gestreiften Kleid mit dem Namen
Streifenwanze (Graphosoma lineatum) ... |
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und ebenso wird der Strauss-Gilbweiderich
(Lysimachia thyrsiflora) eines Besuchs gewürdigt,
sogar von einem filigranen Tandem. |
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so habe ich die Schachblume (Fritillaria meleagris) noch nie gesehen! |
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bereits blüht auch der Kies-Steinbrech
(Saxifraga mutata) mit seiner safrangelben Farbe |
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ebenso wie der Schlangen-Lauch (Allium scorodoprasum)
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Walliser Kammschmiele (Koeleria vallesiana) |
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diese Früchte sehe ich immer gern! Sie gehören zur
Pimpernuss (Staphylea pinnata) |
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Sterndolden zu Füssen der
Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) |
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in dieser Ecke des BoGa schlägt mir das Herz jeweils höher,
da hier eine meiner Lieblingspflanzen zuhause ist! |
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es ist der Schuppenkopf (Cephalaria alpina) |
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auch diese Azurjungfern scheinen ihn zu mögen,
zumindest schlagen sie auf seinem Blatt sogar das Rad! |
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ohne Worte |
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diese Fliege war auffallend zahm und liess sich gut fotografieren,
denn sie bewegte sich nur kriechend und hüpfend vorwärts.
Erst zuhause merkte ich, dass die Arme nur einen Flügel hat:
der rechte ist verstümmelt. |
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diese Art gehört bei uns
zu den ganz seltenen Ziesten |
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das Insekt, das sich hier kaum sichtbar oben
links auf dem Blütenstand versteckt, lebte auf
dem Deutschen Ziest (Stachys germanica) |
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diese Art möchte ich gerne mal in der Natur sehen:
es ist die Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca) |
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gut kenne ich jedoch diesen Doldenblütler:
es ist der Grossblütige Breitsame (Orlaya grandiflora) |
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sah ich noch nie in freier Natur:
der Andorn (Marrubium vulgare) |
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der Acker-Hahnenfuss (Ranunculus arvensis)
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ein Ostschweizer zu Besuch in Bern hat seinerseits Besuch:
Eberreisblättriges Greiskraut (Senecio abrotanifolius) |
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die Frucht einer Pfingstrose als pelziger Dreispitz |
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Geflecktes Ferkelkraut (Hypochaeris maculata) |
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die Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum) .... |
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spricht eindeutig für sich! |
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so schön kann auch ein "Unkraut" sein:
Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) |
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die Spanische Edeldistel (Eryngium bourgatii)
ist gar keine Distel, sondern gehört zu den Doldenblütlern!
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so fruchtet nun der Affodill (Asphodelus albus) |
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hier eine "echte" Distel: die Eselsdistel (Onopordum acanthium) |
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die Grosse Sterndolde (Astrantia major)
steht mir Spalier |
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so fruchtet der Bocksbart (Tragopogon dubius)
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alle Mannstreu-Arten sind in meinen Augen
einfach hinreissend! |
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Pelargonium endlicherianum hat sich aus der Türkei kommend
ins Berner Steppenhaus "verirrt". Zusammen mit dem Einkorn
im Hintergrund gefällt es ihm hier ausgezeichnet! |
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ein Expatriate aus Armenien:
Armenisches Igelpolster (Acantholimon armenum) |
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dieser Sonnenhut (Echinacea tennesseensis) aus den US-Steppen
hatte ein bisschen warm in Bern; die Biene stört das nicht! |
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die Wassernuss (Trapa natans) ist in der Schweiz praktisch ausgestorben |
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ein in meinen Augen spektakulärer Korbblütler:
der Zapfenkopf (Leuzea conifera) |
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der Zapfenkopf ist im zentralen und westlichen
Mittelmeergebiet verbreitet
(Quelle: fotonatura.org) |
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im Internet fand ich Bilder, die den bezaubernden
Blütenstand dieses auch zu den Bergscharten
(Rhaponticum) gezählten Wunders besser zeigen
(Quelle: Bettina Hüser, 2017) |
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Knospen eines Feigenkaktus (Opuntia sp.), in Serie geschaltet |
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was zu Beginn eine "Gateway to Paradise" war,
entlässt einen unter der grünen Antilope durch und
an der Palme vorbei wieder in den lärmigen, grauen Alltag |
Vielen Dank! Wieder so inspirierend, die Bilder und der Kommentar. Nun ziert die gestreifte Tante übrigens vorübergehend meinen Desktop.
AntwortenLöschenAndrea Niedermann