Eine Wanderung im Genfer Hinterland bietet neben einer spannenden Flora auch liebliche Landschaften und unvergessliche Frühlingsstimmungen. Auch finden sich hier die "Monts de Genève": le Salève, les Voirons, le Colomby de Gex, le Reculet und le Vuache, wobei letzterer mit seiner faszinierenden Frühlingsflora auf den Blumenwanderer einen besonderen Reiz ausübt.
Der bereits ennet der Grenze liegende Mont Vuache ist das tektonische Bindeglied zwischen Alpen und Jura, und wie beim Salève weiss man nicht so recht, ob man ihn zum Jura oder zu den Alpen zählen soll. Dem Botaniker zeigt er eindrücklich, dass er ein Grenzgebiet zwischen wärmerem Rhonetal und kühlerem Genferbecken darstellt und infolgedessen reich an sonst seltenen Arten ist.
Wenn das Blätterdach der Laubbäume im Vorfrühling noch fehlt, so dass die Sonnenstrahlen bis auf den Waldboden gelangen, dann ist der Vuache mehr denn je einen Besuch wert. Die Waldbodenflora braucht den Vergleich mit dem Tausendblumenteppich nicht zu scheuen (und das ist kein Aprilscherz). Dies erfuhr der Blumenwanderer als er den rund 1100 m hohen Bergrücken emporstieg und oben die wunderbare Aussicht genoss und natürlich wiederum, doch man sehe selbst.....
bei einem Zwischenhalt nahe Genf treibt gerade die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) aus |
wie toll sehen doch ihre flauschig-klebrigen Blatt-und Blütenknospen aus! |
nebenan finde ich zu meiner Freude gerade in Vollblüte diese stattliche Orchideenart |
es handelt sich um die frühblühende Mastorchis (Himantoglossum robertianum) |
diese Art war ursprüglich in der Schweiz nicht heimisch und ist vom französischen Rhonetal her in Ausbreitung begriffen |
in der Nähe sind zahlreich auch solche Rosetten zu sehen. Es handelt sich um die bei uns häufigere Schwester der Mastorchis, die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) |
hier drei Beispiele für den Umstand, dass auch an sich banale Arten einen schönen Blühaspekt bieten, wenn sie massenhaft auftreten: Weinberg-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum) |
Massliebchen (Bellis perennis) |
Acker-Taubnessel (Lamium purpureum) |
eher aussergewöhnlich hingegen ist diese südeuropäische Art neben einem nahen Rebberg: das Lauch-Täschelkraut (Thlaspi alliaceum) |
nun aber rassig die Fahrt über die Grenze zum Mont Vuache! Der massive Bergrücken von seiner mediterranen Seite gesehen. |
Blick von der Nordseite aus Richtung Défilé de l' Ecluse mit dem feucht schattigen Aufschwung zum Vuache links |
bald nach dem Aufbruch stosse ich auf diese Infotafel: neben den ikonischen Arten Dents de Chien, Jonquilles und Nivéoles wird meine Lieblingsart nicht erwähnt, aber ob ich sie dort oben finde? |
am Fuss eines Baumstamms wachsen die fahlen Blütenstände der Schuppenwurz (Lathraea squamaria) aus dem Laub |
schon erblüht auch die Fingerblättrige Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos) |
das da wird indes nie erblühen: Quell-Streifenfarn (Asplenium fontanum) |
erstaunlicherweise im Kalkfelsen wachsend tauchen unvermittelt die ersten Hundszahnlilien (Erythronium dens-canis) auf |
ihre filigranen Blüten bezaubern einen auf der Stelle |
Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) |
eine Zierde des Wegrandes ist die Stängellose Schlüsselblume (Primula acaulis) |
etwas weiter oben wird man mit einer grandiosen Aussicht auf das Bassin genevois belohnt, das von der Rhone durchflossen wird. Der Genfersee verschwimmt im Dunst der Ferne. |
etwas weiter oben traut der Blumenwanderer auf einmal seinen Augen nicht: soviele Hundszahnlilien hat er nimmer gesehen! |
auch die Menge der Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus) hier oben ist schlicht überwältigend! |
die Lerchensporne (Corydalis cava) in ihren üblichen zwei Farben |
der Blumenwanderer wähnt sich wie in einem Märchen, dabei ist er am Morgen von zuhause aus mit gemischten Gefühlen bei Schnee und Eiseskälte gestartet! |
zahlreiche Frühblüher bedecken zu Tausenden den sonst noch dürren Waldboden |
et voilà des Blumenwanderers Liebling! Das Muschelblümchen (Isopyrum thalictroides) blüht zu seinen Ehren gerade auf! |
hier ist die in der Schweiz sehr selten anzutreffende Art vergesellschaftet mit Wald-Gelbsternen (Gagea lutea) und Lerchenspornen (Corydalis cava) |
die Schnappschüsse sollen die Reichhaltigkeit der Flora auf dem Waldboden dokumentieren |
hier sind gleich vier emblematische Arten versammelt, darunter auch der Blaustern (Scilla bifolia) |
auch das Gold-Windröschen (Anemone ranunculoides) fängt schon an zu blühen |
der Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola) mit seinen diskreten Blüten |
zu Tausenden säumen die Hundszahnlilien den Weg |
der Wanderweg auf dem Bergrücken... |
ermöglicht eine entspannte Balade printanière. |
beim Lunch geniesse ich den Ausblick weit nach Frankreich hinein, aber was wuselt da zwischen meinen Füssen? |
es ist doch tatsächlich ein dichter Teppich von Felskresse (Hornungia petraea)! |
herrlicher Ausblick über die Abbruchkante hinweg auf die türkisfarbene Rhone |
dort auch erstmals gesehen: Öhrchen-Gänsekresse (Arabis auriculata) inmitten der Felskresse |
Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)... |
und ein dekorativer Holzpilz. |
der Schluss aber gehört den beiden Stars, die hier oben die Szene beherrschen! Adieu Vuache, ich komme wieder! |
Das ist der Hammer, merci viumau!!!
AntwortenLöschenDa kann ich mich meinem Vorkommentator nur anschliessen. Herzlichen Dank für diese tollen Impressionen, die Lust auf eine Wanderung in diesem Gebiet machen !..
AntwortenLöschenMan hört nie auf zu staunen, was die Natur an Wundern für uns bereithält.
Danke Kilian, dass du mir immer wieder solche Kleinode vor Augen führst .
Allen Wandererern und Staunenden wünsche ich eine spannende Saison und viele beglückende Erlebnisse, herzlich su
Danke Susanne, da hast du voll recht. Auch dir eine spannende Saison, die ja schon längst begonnen hat;-)
LöschenEin wundebarer Beitrag mehr. Befürchte, ich könnte da bakd ein Nachahmungstäter werden ;-)
AntwortenLöschenDanke, Res: da ist aber nichts zu befürchten;-)
LöschenHi Kilian, fantastisch. Wie so viele Beiträge von dir. Nein, eigentlich sind es alle, die dieses Prädikat verdienen. Auch das elegante Hineinweben von ausserbotanischem Wissen gefällt mir. Noch eine Frage zu den Gelbsternen. Jetzt wäre wohl bald Gelbsternsaison auf der Chablais-Alp, über die du im 2020 geschrieben hast. Kannst du da einen Flurnamen preisgeben?
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