Samstag, 1. April 2023

Frühlingsmärchen am Vuache

Eine Wanderung im Genfer Hinterland bietet neben einer spannenden Flora auch liebliche Landschaften und unvergessliche Frühlingsstimmungen. Auch finden sich hier die "Monts de Genève": le Salève, les Voirons, le Colomby de Gex, le Reculet und le Vuache, wobei letzterer mit seiner faszinierenden Frühlingsflora auf den Blumenwanderer einen besonderen Reiz ausübt.

Der bereits ennet der Grenze liegende Mont Vuache ist das tektonische Bindeglied zwischen Alpen und Jura, und wie beim Salève weiss man nicht so recht, ob man ihn zum Jura oder zu den Alpen zählen soll. Dem Botaniker zeigt er eindrücklich, dass er ein Grenzgebiet zwischen wärmerem Rhonetal und kühlerem Genferbecken darstellt und infolgedessen reich an sonst seltenen Arten ist.

Wenn das Blätterdach der Laubbäume im Vorfrühling noch fehlt, so dass die Sonnenstrahlen bis auf den Waldboden gelangen, dann ist der Vuache mehr denn je einen Besuch wert. Die Waldbodenflora braucht den Vergleich mit dem Tausendblumenteppich nicht zu scheuen (und das ist kein Aprilscherz). Dies erfuhr der Blumenwanderer als er den rund 1100 m hohen Bergrücken emporstieg und oben die wunderbare Aussicht genoss und natürlich wiederum, doch man sehe selbst.....



bei einem Zwischenhalt nahe Genf
treibt gerade die Rosskastanie
(Aesculus hippocastanum) aus


wie toll sehen doch ihre flauschig-klebrigen
Blatt-und Blütenknospen aus!





nebenan finde ich zu meiner Freude 
gerade in Vollblüte diese stattliche Orchideenart
es handelt sich um die frühblühende
Mastorchis (Himantoglossum robertianum)


diese Art war ursprüglich in der Schweiz
nicht heimisch und ist vom französischen
Rhonetal her in Ausbreitung begriffen



in der Nähe sind zahlreich auch solche Rosetten zu sehen.
Es handelt sich um die bei uns häufigere Schwester
der Mastorchis, die Bocks-Riemenzunge
(Himantoglossum hircinum)



hier drei Beispiele für den Umstand, dass auch an sich banale Arten
einen schönen Blühaspekt bieten, wenn sie massenhaft auftreten:
Weinberg-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum)

Massliebchen (Bellis perennis)

Acker-Taubnessel (Lamium purpureum)




eher aussergewöhnlich hingegen ist
diese südeuropäische Art neben einem nahen Rebberg:
das Lauch-Täschelkraut (Thlaspi alliaceum)


nun aber rassig die Fahrt über die Grenze zum Mont Vuache!
Der massive Bergrücken von seiner mediterranen Seite gesehen.

Blick von der Nordseite aus Richtung Défilé de l' Ecluse
mit dem feucht schattigen Aufschwung zum Vuache links

bald nach dem Aufbruch stosse ich auf diese Infotafel:
neben den ikonischen Arten Dents de Chien, Jonquilles und Nivéoles
wird meine Lieblingsart nicht erwähnt, aber ob ich sie dort oben finde?

am Fuss eines Baumstamms wachsen die fahlen Blütenstände
 der Schuppenwurz (Lathraea squamaria) aus dem Laub


schon erblüht auch die Fingerblättrige Zahnwurz
(Cardamine pentaphyllos)


das da wird indes nie erblühen:
Quell-Streifenfarn (Asplenium fontanum)



erstaunlicherweise im Kalkfelsen wachsend
tauchen unvermittelt die ersten
Hundszahnlilien (Erythronium dens-canis) auf

ihre filigranen Blüten bezaubern einen auf der Stelle




Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis)

eine Zierde des Wegrandes ist die
Stängellose Schlüsselblume (Primula acaulis)


etwas weiter oben wird man mit einer grandiosen Aussicht auf das Bassin genevois belohnt,
das von der Rhone durchflossen wird. Der Genfersee verschwimmt im Dunst der Ferne.


etwas weiter oben traut der Blumenwanderer auf einmal seinen Augen nicht:
soviele Hundszahnlilien hat er nimmer gesehen!



auch die Menge der Osterglocken (Narcissus pseudonarcissus)
hier oben ist schlicht überwältigend!

die Lerchensporne (Corydalis cava) in ihren üblichen zwei Farben




der Blumenwanderer wähnt sich wie in einem Märchen, dabei ist er
am Morgen von zuhause aus mit gemischten Gefühlen bei Schnee und Eiseskälte gestartet!


zahlreiche Frühblüher bedecken zu Tausenden den sonst noch dürren Waldboden



et voilà des Blumenwanderers Liebling!
Das Muschelblümchen (Isopyrum thalictroides)
 blüht zu seinen Ehren gerade auf!


hier ist die in der Schweiz sehr selten anzutreffende Art
 vergesellschaftet mit Wald-Gelbsternen (Gagea lutea)
 und Lerchenspornen (Corydalis cava)





die Schnappschüsse sollen die Reichhaltigkeit
der Flora auf dem Waldboden dokumentieren




hier sind gleich vier emblematische
Arten versammelt, darunter auch
der Blaustern (Scilla bifolia)


auch das Gold-Windröschen (Anemone ranunculoides)
fängt schon an zu blühen





der Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola)
mit seinen diskreten Blüten


zu Tausenden säumen die Hundszahnlilien den Weg





der Wanderweg auf dem Bergrücken...

ermöglicht eine entspannte Balade printanière.




beim Lunch geniesse ich den Ausblick
weit nach Frankreich hinein, aber 
was wuselt da zwischen meinen Füssen?



es ist doch tatsächlich ein dichter Teppich
von Felskresse (Hornungia petraea)!






herrlicher Ausblick über die Abbruchkante hinweg
auf die türkisfarbene Rhone



dort auch erstmals gesehen:
Öhrchen-Gänsekresse (Arabis auriculata)
inmitten der Felskresse



Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)...


und ein dekorativer Holzpilz.





der Schluss aber gehört den beiden Stars, die hier oben die Szene beherrschen!
Adieu Vuache, ich komme wieder!














6 Kommentare:

  1. Das ist der Hammer, merci viumau!!!

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  2. Da kann ich mich meinem Vorkommentator nur anschliessen. Herzlichen Dank für diese tollen Impressionen, die Lust auf eine Wanderung in diesem Gebiet machen !..
    Man hört nie auf zu staunen, was die Natur an Wundern für uns bereithält.
    Danke Kilian, dass du mir immer wieder solche Kleinode vor Augen führst .
    Allen Wandererern und Staunenden wünsche ich eine spannende Saison und viele beglückende Erlebnisse, herzlich su

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    1. Danke Susanne, da hast du voll recht. Auch dir eine spannende Saison, die ja schon längst begonnen hat;-)

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  3. Ein wundebarer Beitrag mehr. Befürchte, ich könnte da bakd ein Nachahmungstäter werden ;-)

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  4. Hi Kilian, fantastisch. Wie so viele Beiträge von dir. Nein, eigentlich sind es alle, die dieses Prädikat verdienen. Auch das elegante Hineinweben von ausserbotanischem Wissen gefällt mir. Noch eine Frage zu den Gelbsternen. Jetzt wäre wohl bald Gelbsternsaison auf der Chablais-Alp, über die du im 2020 geschrieben hast. Kannst du da einen Flurnamen preisgeben?

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