Jemand hat geschrieben: le touriste qui, par le nord, entre à la Vallée de Joux, se dit: "voilà un beau pays". Et s'il est botaniste, il ne manquera pas de s'écrier: "la flore des rives de son lac doit être bien intéressante et variée." Et il ne se trompe pas (S. Aubert). Wie hätte bei solcher Sachlage der Blumenwanderer auf einen Spaziergang entlang der Gestade dieses Sees verzichten können, der in einer Antiklinale des Vallée de Joux im Nordwesten des Kantons Waadt liegt! Er befindet sich auf einer Höhe von 1004 m ü. M. und ist das grösste Gewässer im Juragebirge.
Weil der See in einem komplett abgeschlossenen Hochtal liegt, in dem sich im Winter bei entsprechender Wetterlage jeweils ein Kaltluftsee ansammelt, friert er auch heute noch in den meisten Wintern völlig zu. Dann ist auf der grossen Fläche Eislaufen möglich. In früheren Zeiten wurde im Winter auf dem zugefrorenen See Eis gewonnen, das im Sommerhalbjahr vor allem nach Frankreich, aber auch nach Deutschland exportiert wurde. Kunden waren hauptsächlich Spitäler, Brauereien und Gasthäuser.
Doch weder die Aussicht auf Schlittschuhlaufen noch diejenige auf Eisgewinnung noch - schwer zu fassen - auf eine schöne Bootsfahrt zogen den Blumenwanderer an seine Ufer, sondern wieder mal, nun ja, man sehe selbst......
auf der Anfahrt bei einem Abstecher nach Montcherand gesehen: das Efeublättrige Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium) |
und obwohl es "efeublättrig" heisst, sind das nicht seine eigenen Blätter, sondern die des echten Efeus (Hedera helix). Dieses Zyklamen bildet seine Blätter erst im Herbst aus. |
stupenderweise wächst im Geleiseschotter des Bahnhofs von Le Lieu ein Jura-Leckerbissen |
es ist das Jura-Leinkraut (Linaria alpina ssp. petraea) |
die Art unterscheidet sich vom Alpen- Leinkraut durch ihren hohen Wuchs und die lange Oberlippe |
auch ein Gelbling trotzt hier der brütenden Hitze: Klebriges Greiskraut (Senecio viscosus) |
auf dem Weg hinab... |
zum See. |
in einem trockenen Jahr wie diesem hat er einen breiten Strandstreifen |
eine weitere Linaria mit violett gestreiften Kronblättern kommt auf einmal ins Blickfeld |
es handelt sich um das Gestreifte Leinkraut (Linaria repens), das adventiv an warmen Stellen auftritt |
der Blumenwanderer ist begeistert, hat er doch diese Art bislang noch nie gesehen |
aber zwischendurch gönnt sich der Unverbesserliche auch mal einen Blick auf den schönen See |
schnell den Blick jedoch wieder aufs Wesentliche fokussiert ;-) Jura-Braunwurz (Scrophularia juratensis) |
und Blassgelber Schöterich (Erysimum ochroleucum), zwei Jura-Spezialitäten, wenn auch nur noch fruchtend |
ist der Pegelstand niedrig, kann sich an den Ufern eine Pionier-Vegetation entwickeln |
Teufelsabbiss (Succisa pratensis) |
Oeders Gelbe Segge (Carex viridula) |
erstaunlicherweise finden sich am Seeufer auch grosse Bestände des Berg-Laserkrauts (Laserpitium siler) |
See-Flechtbinse (Schoenoplectus lacustris) |
auf einmal stockt mir der Atem, denn nun bin ich auf eine "Rakete" gestossen, wie der Extrembotaniker Jürgen Feder jetzt sagen würde |
die
periodisch überschwemmten Bestände dieser Rarität liegen meist zwischen der Mittel- und Niedrigwasserlinie |
es handelt sich um die Niederliegende Rauke (Sisymbrium supinum), ein unbeständiger Pionier der offenen und sandigen Kies- und Schotterufer |
der stark gefährdete Kreuzblütler ist in der Schweiz immer nur im Vallée de Joux gefunden worden |
wegen des durchschnittlich zu hohen See-Pegels ist die Art mit den Eichenblättlein vom Aussterben bedroht. Nur in einem trocken Jahr wie diesem konnten sich wenige Exemplare entfalten. |
der Star des Tages, der so gar nicht den Eindruck einer Rakete macht (schon eher den eines Duckmäusers) blüht sehr diskret, fruchtet aber auch schon, wie seine Schoten zeigen |
und was wächst hier für ein Gräslein zwischen den Tannenwedeln? |
es ist nichts Geringeres als die seltene Nadel-Sumpfbinse (Eleocharis acicularis)! |
Glieder-Binse (Juncus articulatus) |
Echte Sumpfkresse (Rorippa palustris) |
zwar noch nicht blühend, aber passend zum Lebensraum, gedeiht hier auch dieser Korbblütler |
der Strahlende Zweizahn (Bidens radiata), auch er eigentlich eine "Rakete", kommt in der Schweiz fast nur hier vor |
Landform eines Wasser-Hahnenfusses: wohl der Spreizende Wasserhahnenfuss (Ranunculus circinatus cf.) |
Pfirsichblättriger Knöterich (Polygonum persicaria) |
im gleissenden Abendlicht lässt der Blumenwanderer den Tag ausklingen und schaut zur Dent de Vaulion hinüber, dem Emblem des Vallée de Joux |
und ist es zufrieden, dass er auch noch im Spätsommer eine spannende Blumenwanderung machen konnte, wenn auch die gefunden Arten von der eher diskreteren Sorte waren |
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