„Draußen ist ein Tag unerschöpflich in seiner Herrlichkeit, dieses von Hügeln bewohnte Thal, immer giebt es neue Wendungen, Abwandlungen, comme si c’était encore le mouvement de la création qui remuait les aspects changeants. Nun haben wir uns die Wälder entdeckt (Forêt des Finges) voller kleiner Seeen, blauer, grünlicher, fast schwarzer –, welches Land hat soviel Einzelheiten in so großem Zusammenhang; es ist wie der Schlußsatz einer Beethoven-Symphonie.“
Rilke an Nanny Wunderly-Volkart, 15. Juli 1921
Wie in Südfrankreich wähnt sich, wer den grössten zusammenhängenden Föhrenwald der Alpen durchstreift. Schon als Kind war der Blumenwanderer hier mehrmals in den Ferien und saugte seinen Zauber und das mediterrane Flair in sich ein.
Wild, poetisch, urtümlich. Wandern ist im Pfynwald eine Reise. Dschungelartige Auenwälder, Sandstrände und Steppen im Wechsel mit malerischen Teichen und blumenreichen Wiesen zeigen, was Biodiversität sein kann: ein Paradies für besondere und seltene Pflanzen!
Kulturell gesehen ist das Gebiet die Grenze zwischen französischsprachigem Unterwallis und deutschsprachigem Oberwallis (der Name Pfyn geht vermutlich auf das lateinische "ad fines" zurück = an den Grenzen gelegen). Gleich mehrere Beiträge liessen sich über dieses starke Stück Wallis machen, doch sollen hier einige Streiflichter genügen. Sie entstanden anlässlich von zwei Besuchen im Juni dieses Jahres.
so stellt man sich den Pfynwald vor: die Rinde in der Krone der Wald-Föhre (Pinus sylvestris) ist rötlich und erinnert immer ein wenig an Sommer am Mittelmeer |
das war vor so vielen Jahren die erste einheimische Orchideenart, die ich sah: das hier weit verbreitete Rote Waldvögeli (Cephalanthera rubra) |
die hier lernte ich erst viel später kennen: es ist der Dingel (Limodorum abortivum) |
als Parasit zapft er mit seinen Wurzeln ausgewählte Pilze im Boden an |
erstaunlich, wie farbenprächtig diese Art blüht.... |
während ihr Fruchtstand völlig unauffällig ist. |
der Esparsetten-Tragant (Astragalus onobrychis) ist eine Charakterart der inneralpinen Felsensteppen, kommt aber auch im Föhrenwald vor |
er wird weiter oben überspannt von der Bhutanbrücke (Bild v. Friedrich-Karl Mohr, 30.7.2020) |
ein typischer Walliser ist der Blasenstrauch (Colutea arborescens) |
schönes Ensemble aus Wimper-Perlgras (Melica ciliata) und Kugellauch (Allium sphaerocephalon) |
die leuchtend gelben Blütenköpfe der Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria) wurden früher zum Färben von Wolle und Gebäck verwendet |
Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana) |
dieses Nelkengewächs gedeiht nur auf trockenen, sandigen oder steinigen Böden |
es ist die in Mitteleuropa nur im Wallis vorkommende Buffonie (Bufonia paniculata). Sie ist konkurrenzschwach und verschwindet rasch bei dichter werdender Vegetation. |
das urtümliche Gepräge des Rhonebettes, welches stellenweise eine Breite von 300m aufweist |
das Pfyndenkmal erinnert an die Schlacht im Pfynwald von 1799, bei der Ober-und Unterwalliser aneinandergerieten |
einer der Weier im Pfynwald |
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) |
Blick auf den eindrücklichen Gorwetschgrat |
auch die Walliser Lotwurz (Onosma pseudoarenaria) ist im Pfynwald an diversen Stellen vertreten |
man erkennt sie auch gut an ihren Fruchtständen |
eine Spezialität des Pfynwaldes ist die Kleine Kronwicke (Coronilla minima) |
sie hat im Gegensatz zu unseren beiden anderen Kronwicken nur drei Fiederpaare |
ein ganz besonderer Korbblütler ist das Gefleckte Ferkelkraut (Hypochaeris maculata) |
auch abgeblüht ist die hochwüchsige Art sehenswert |
Weisses Breitkölbchen (Platanthera bifolia) |
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) |
Esparsetten-Tragant (Astragalus onobrychis) |
die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) gehört zu den Hundsgiftgewächsen, die in Europa nur wenige Vertreter haben |
wieder grüsst die Kleine Kronwicke (Coronilla minima) am Wegesrand |
sie kann mit dem Hufeisenklee verwechselt werden. Wenn man sie indes genau anschaut, merkt man den Unterschied. |
diese Art zeigt die Beziehungen des Pfynwaldes zum Mittelmeergebiet gut, denn ausser in diesem kommt sie nur noch im mittleren Rhonetal vor |
eine weitere Spezialität des Pfynwaldes ist der Zwerg-Rohrkolben (Typha minima) |
die Vorkommen des Zwerg-Rohrkolbens sind gesamtschweizerisch um über 90% zurückgegangen |
ursprüngliche Lebensräume dieser Art sind periodisch überschwemmte Bereiche in Flussauen |
die Art war kleinwüchsiger als ich dachte. Sie war einst weit verbreitet entlang der Flüsse der Niederungen, war aber im Wallis ausgestorben und erst jüngst wieder angesiedelt worden. |
Echter Steinsame (Lithospermum officinale) |
das Borretschgewächs besitzt tatsächlich steinharte, weisse Samen, die man noch im Winter sieht |
die Vielfalt und Originalität des Gebiets verdankt sich unter anderem auch der Steppenlandschaft in der Talebene zwischen oberem und unterem Pfynwald |
hier finden sich z.B. folgende Pflanzen: links die Walliser Flockenblume (Centaurea valesiaca), oben der Berg-Gamander (Teucrium montanum) |
Felsen-Mauerpfeffer (Sedum rupestre) |
solch winzige Sträuchlein finden sich immer wieder: Steinbrech-Felsennelke (Petrorhagia saxifraga) |
was jetzt schon fruchtet... |
blühte Ende April so: Walliser Levkoje (Matthiola valesica), die im Rottensand auch ein Vorkommen hat. |
der bekannte Esparsetten-Tragant |
doch zu welcher Art gehören diese Ruten? |
Fleischers Weidenröschen (Epilobium fleischeri) |
Esparsetten-Tragant (Astagalus onobrychis) |
kurz vor Sonnenuntergang winken mir nochmals ein paar bereits fruchtende... |
Kugeli des Zwerg-Rohrkolbens (Typha minima). Hab lieben Dank, Pfynwald, für deine Wunder! |
Ganz spannend: vor 3 Jahren machte ich diese Tour... und sehe nun, dass ich etliche interessante Sachen glatt übersehen habe. Ein Grund, die schöne Tour nochmals zu unternehme. Gratuliere zu dem sehr guten Beitrag.
AntwortenLöschenRes