Montag, 29. Juli 2019

10. galiläischer Frühling

Als galiläischer Frühling wird in der Bibelauslegung eine erste Phase des Auftretens von Jesus von Nazareth bezeichnet. Wer diesen Begriff verwendet, nimmt an, dass es eine Phase der Faszination gab, in der Jesus allgemein auf Zustimmung traf, bevor sich seine Gegner formierten und der Konflikt schliesslich eskalierte.

Die Formulierung „galiläischer Frühling“ stammt von Karl Theodor Keim (1871) und war bei ihm ganz wörtlich gemeint. Er datierte die einzelnen Phasen der öffentlichen Wirksamkeit Jesu exakt und wies der „ersten glücklichen Periode“ die Monate vom März bis Juli des Jahres 34 zu.
Darüber hinaus verwendete er die Formulierung aber auch metaphorisch und kontrastierte „das junge Grün, die duftenden Blumen“ mit der Sommerhitze und schweren Gewittern, womit die aggressive Stimmung gemeint ist, auf die Jesus zunehmend traf.

Unbelastet von biblischer Exegese genoss der Blumenwanderer am letzten Tag seines Israel-Aufenthaltes den realen Frühling in Galiläa mit seinem jungen Grün und den bunten Wildblumen.
Auf eigene Faust spazierte er von Maagan aus soweit er kam und kehrte zurück "geladen bis an sein höchsten Bord" mit bleibenden Eindrücken!


Samstag, den 4. Mai 2019:

ein Shabbat in Maagan



welch schöne Blume leuchtet da am Strassenrand?
Es ist der Weidenblättrige Nachtschatten (Solanum elaeagnifolium).
Da tönt doch sein englischer Name eleganter: Silverleaf Nightshade
die Nationalblume der Bahamas, der Gelbe Trompetenstrauch (Tecoma stans),
wächst auch an vielen Strassen in Israel



es gibt ihn auch in einer weiteren Art, und zwar
als Tecoma castanifolia. Ihre Blätter sind nicht geteilt.

so prächtig sieht es bei Maagan stellenweise
an den Trottoirs aus: Bougainvillea!


der Brasilianische Florettseidenbaum
(Ceiba speciosa) mit seinem stark
stachligen Stamm....

ist eng mit dem Kapokbaum verwandt.
Der spektakulär blühende Baum blüht
nur in den Wintermonaten.





Weisskopfmimose oder Weissfaden (Leucaena leucacephala).
Das mittelamerikanische Mimosengewächs verbessert
in frostfreien Trockengebieten den Boden ....

und liefert Futter und Brennholz.



eine Jasmin-Hecke verströmt einen süsslichen Duft

ein Distelfalter auf Wandelröschen


Mittagsblumen (Mesembryanthemum sp.)....

am Trottoirrand.

auch dem Geist wird etwas geboten



doch hatte der Blumenwanderer keine Zeit zum Lesen,
und bewunderte auch nur im Vorübergehen
die Gelbe Pfauenblume (Dietes bicolor), 
die sich irgendwie von Südafrika her hierhin verirrt hat, ....

bevor er (wie auch schon) im Gelände des ominösen "Water-Parks" 
am See Genezareth verschwand.


hier wächst alles wild durcheinander,
wie z.B. der Taube Hafer (Avena sterilis) und....

unter einem Sträuchlein versteckt
der Aegyptische Würger (Orobanche aegyptiaca).

bald überschritt ich auch schon den Jordan und....


landete in einem Feld voller Kichererbsen (Cicer arietinum).

die für Israel typische Nutzpflanze wird hier sehr effizient
mit der Tröpfchenbewässerung gezogen





am Rand des Feldes fanden sich auch einige spannende Gewächse,
wie hier die Sizilianische Kaper (Capparis sicula)....

oder dieses unglaubliche Naturgeschöpf!

die Muschelblume (Moluccella laevis) ....

ist ein Lippenblütler und hat apfelgrüne, übergrosse Kelche.
Die weissen Blüten selbst sind nur klein und
sitzen am Grunde der glockenförmigen Kelche.




wie kleine Hände winken die Blättchen
aus den Glocken hervor

fasziniert konnte ich mich fast nicht
von der Sensation losreissen


abseits der Tröpfchen stellt sich der typische Polygonboden ein.
Doch was ist dort hinten links Gelbes zu sehen?

fasziniert stand ich vor einem gelben Gespinst,
das sich über die Kichererbsen legte.


doch nicht ein mysteriöser Schimmelpilz überwuchert hier das Feld,
sondern eine Pflanze: es ist die Feld-Seide (Cuscuta campestris)!
Der Parasit ist auch ausserhalb seiner Heimat Amerika als Neophyt weit verbreitet.

der Ackerfenchel (Ridolfia segetum) wird zwar als Ackerunkraut betrachtet,....


ist aber an Eleganz kaum zu übertreffen
mit seinen filigranen Dolden!

einmal mehr fand der Blumenwanderer seine Meinung
bestätigt, dass alles wild Wachsende viel schöner und
spannender sei als das Gezüchtete und Gezogene!




auch ein Wegrand-und Ackergewächs ist
das Blühwunder Trifolium purpureum .....

und ebenso die Gelbe Sterndistel
(Centaurea hyalolepis).


weiter ging der Spaziergang zu einer verwahrlosten Fischzucht,
wo gerade eine Vertreterin der Strauchpappeln schön blühte:
Lavatera punctata mit ihren genagelten Blütenblättern.

eindrücklich für den Blumenwanderer waren
auch immer wieder die Dattelpalmen 






ich musste schon zweimal hinsehen, um zu erkennen,
was denn da vor sich hinwuchert

es ist ein auch in der Schweiz vorkommendes
Wegerichgewächs mit winzigen Blütchen
auf langen Stielen....

mit dem überraschenden Namen
Spiessblättriges Schlangenmaul (Kickxia elatine)!




der Wilde Lattich (Lactuca serriola) stellt seine Blattspreiten
oft senkrecht. Zudem weisen sie häufig Nord-Süd.
Daher gilt er als eine Kompasspflanze.



das Vierblättrige Nagelkraut (Polycarpon tetraphyllum)
ist ein unscheinbares Nelkengewächs....
während dieses hier schon auffälliger blüht:
es handelt sich um die Rote Schuppenmiere (Spergularia rubra),
die auch in der Schweiz vorkommt.

am Rande der Fischbecken sah ich durchs Schilf eine Kolonie
von Sichlern (Plegadis falcinellus). Diese in Europa sehr selten
gewordene Ibisart scheint sich in Israel noch wohl zu fühlen.


wild wuchs dort auch allenthalben
das Wandelröschen (Lantana camara)

das aus Zentralamerika stammende Eisenkrautgewächs
ist in vielen warmen Gebieten der Welt ein Neophyt




noch ein letztes Mal durfte ich einen Blick
auf meinen Favoriten unter den israelischen Gräsern werfen:

das Bürstengras (Polypogon monspelensis)..

und natürlich auf die sensationelle Doldenpracht des wilden Rüeblis (Daucus carota).

bald schon musste ich den Rückweg antreten
vorbei an den unübersehbaren Blütenwolken der Bougainvilleen....

und an vier wilden Büsis,
die mich unter dem Zaun zum Waterpark hindurch ansahen!


beim Einkauf in einer Mall sah ich zudem Katzen,
die sich bis in eine Zoohandlung vorwagten .....

und sich davor am Hundefutter "vergriffen".
Tja, die Katzen :-))



kurz vor der Rückkehr in den Kibbuz am Strassenrand fotografiert:
die Europäische Sonnenwende (Heliotropium europaeum)




auch am folgenden Tag, vor der Abreise, wölbte sich
ein wolkenloser Himmel über dem See Genezareth.
Eine früh aufstehende, liebe Reisegefährtin stellte mir diese Bilder 
der Morgenstimmung über dem Golan freundlicherweise zur Verfügung!




nach dem Morgenessen stellte ich fest,
dass die Zimmermädchen offenbar grad Pause machten ...




und auf einem letzten Streifzug durchs Hotelgelände
bemerkte ich einen Korallenbaum (Erythrina crista-galli)
in den Knospen.

der Schmetterlingsblütler wird von Vögeln bestäubt




ein Hardun (Stellagama stellio) trank gerade an der Tröpfchenbewässerung neben dem Bungalow.
Nur weil er abgelenkt war, konnte ich eines der extrem scheuen Tiere fotografieren.
Kurz darauf ergriff die ca. 30 cm lange Echse aus der Familie der Agamen
die Flucht, indem sie sich hoch auf die Beine stellte und ungestüm davonrannte.


am Nachmittag auf dem Flughafen von Tel Aviv.
Damit nahm eine an Eindrücken überreiche Reise ihr Ende!







2 Kommentare:

  1. Lieber Kilian

    Auch dieser Beitrag ist dir wieder super gelungen. Besonders fasziniert haben mich die Aufnahmen vom Falter (11) und von der Echse (66). Ich weiss wie schwierig es ist solche Tiere zu fotografieren: die Schmetterlinge fliegen immer davon bevor ich nahe genug bin ...
    Solche wunderschöne Pflanzen wie die Gelbe Pfauenblume (15) und die Sizilianische Kaper (22) sahen wir bei den Ausflüge nicht. So gut dass du am Samstag auf eigene Beobachtungstour gegangen bist.
    Alle deine Beiträge über die Reise in Israel sind wunderschön. Einige Blumen habe ich selbst auch fotografiert, viele jedoch nicht. Jedes Mal wenn ich dein Blog anschaue werden schöne Erinnerungen wieder aufgefrischt.

    Eine begeisterte Reiseteilnehmerin

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    1. hallo alice,
      vielen dank! freut mich sehr, dass dir meine "reisereportage" gefällt. leider sind nicht alle aufnahmen so gut und scharf geworden, wie ich es mir gewünscht hätte, da sie oftmals im vorübergehen gemacht wurden. doch geben sie einen guten eindruck von der vielfalt, die wir angetroffen haben!
      herzlich
      kilian.

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