Samstag, 15. Juni 2019

6. wie eine Blume auf dem Felde

Jesus auf ganz andere Weise näherkommen kann man, wenn man sich abseits der Pilgerströme zu Fuss auf den Weg macht. Wie zum Beispiel in Galiläa, der eigentlichen Heimat Jesu. «Er zog in ganz Galiläa umher», heisst es im Matthäus-Evangelium. Und das machte auch eine Wandergruppe unter der Leitung unseres israelischen Reiseleiters Dany Walter, wenn auch nur in einem kleinen Teil dieses nördlichsten Teils von Israel.

Ueber den Winter 2019 fiel nach übereinstimmenden Aussagen wieder einmal genügend Regen, sodass der Pegel des Sees Genezareth nicht wie üblich um einen Meter gesunken, sondern um drei Meter gestiegen war! Bis kurz vor Reiseantritt Ende April regnete es noch, und in den höhergelegenen Teilen Nordisraels so z.B. auf dem Hermon lag Schnee. Dann begann das sonnige Wetter der Trockenzeit mit täglichen Temperaturen bis zu 30 Grad und mehr. Die Folgen für die Flora (und den Blumenwanderer) waren erfreulich: ein Tausendblumenteppich von ausgesuchter Pracht!

Gut möglich, dass Jesus denselben Weg gegangen und dieselben Blumen bewundert hat, wie wir an diesem Tage. Und dass er dabei über die Worte aus Psalm 103 nachgedacht hat:

Ein Mensch ist in seinem Leben wie das Gras, 
er blüht wie eine Blume auf dem Felde; 
wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, 
und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.



Dienstag, den 30. April 2019:

Wanderung in Galiläa



hinein geht es in einen blauen Tag!
wir starteten südlich des Moschaw von Kfar Zeitim und wanderten 
gegen das obere Taubental (Wadi Hamam) westlich des Sees Genezareth

bald schon gerieten wir an ein Zwiebelfeld (Allium cepa)


überall am Wegesrand blühte die schöne Wegwarte (Cichorium endivia)

aber was versteckt sich das Gelbes zwischen den Wegwarten?

von welcher Seite man das stachlicht Ding...

auch betrachtet, es fasziniert ungemein!



sein Name ist Gefleckte Golddistel (Scolymus maculatus)




diese feinen Wattebällchen gehören zu Trifolium pilulare.
Wie soll man das übersetzen? Baumwoll-Klee?


wie ein mittelalterliches Burgfräulein nennt sich
diese Stachlige: Gundelia tournefortii

der spezielle Korbblütler blüht mit kleinen gelben Blüten,
die jetzt noch geschlossen sind
hier die Gundelia in der Blüte ihres Lebens!
(Quelle: Flora of Israel, Avinoam Danin)

Natterkopf (Echium judaeum)



der Wanderweg führte an den "Hörnern von Hittin" vorbei,
einem Hügel mit zwei Gipfeln. Er ist das Ueberbleibsel eines
erloschenen Vulkans. Bekannt ist er v.a. durch den entscheidenden
Kampf zwischen Saladin und den Kreuzfahrern im Jahre 1187
man kann den Südhügel bequem besteigen:
einige Gelehrte identifizieren ihn mit
dem Berg der Seligpreisungen,
wo Jesus die Bergpredigt hielt


„Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum,
das am See liegt …“  (Matthäus 4,13).
Den Spuren Jesus folgt der im November 2011 eröffnete
Gospel-Trail zwischen Nazareth und Kapernaum.

Gelber Anker auf blauem Grund: das Symbol
des Gospel Trails westlich des See Genezareths,
den wir zu einem kleinen Teil beschritten



auch in Israel weiden Rinder

wie könnte es anders sein in einem Land,
in dem Milch und Honig fliessen?


ob grün oder dürr, diesem Dornbusch kommt man besser nicht zu nahe:
Dornige Bibernelle (Sarcopetrium spinosum).
Nach Prediger 7:6 diente der Strauch als Brennstoff. Er vergleicht
das vergängliche Lachen der Toren mit dem Prasseln brennender Dornen unter dem Kochtopf.


auch gerieten wir in einen schönen Hain von Oelbäumen, ...

die gerade in Vollblüte standen.



was könnte schöner sein als eine Frühlings-Wanderung
durch die blühenden Hügel Galiläas!
der Stern-Klee (Trifolium stellatum) fruchtet bereits
und bildet mit seinen verlängerten Kelchzähnen kleine Sterne


die Weisse Resede (Reseda alba) ist eine von
13 in Israel vorkommenden Arten dieser Gattung

in der Schweiz gibt es nur 3 Arten,
wozu diese nicht gehört

Artedia squamata wird aus welchen Gründen auch immer
im Deutschen gelegentlich als Madonnenblume bezeichnet.
Auch sie weist in der Mitte eine kleine Mohrenblüte auf!

diese Pflanzenformation wird Phrygana genannt (in Israel
existiert dafür die regionale Bezeichnung Batha)
sie entspricht der Garigue im westlichen Mittelmeergebiet
mit immergrünen Zwergbüschen und -sträuchern


hier mit der schönen Aleppo-Raute (Ruta chalepensis)


zwischen den Büschen leuchten die Blumen hervor

wie hier die Rapunzel-Glockenblumen
(Campanula rapunculus)




die Kronen-Wucherblume (Glebionis coronaria) ist charakteristisch
für Israel und bildet oft Massenbestände ...

mit vielen eingestreuten weiteren Arten wie hier
dem Weichhaarigen Lein (Linum pubescens).



Rundblättrige Sonnenwende (Heliotropium rotundifolium cf.)

weil sie so schön ist, nochmals
die Aleppo-Raute (Ruta chalepensis)

Blick in die eigentümliche Hügellandschaft Galiläas.
Erst zuhause und bei Vergrösserung der Aufnahme fielen mir
die hohen Blütenstände von Scrophularia xanthoglossa auf.
Schade, dass ich immer aufpassen musste, den Anschluss nicht zu verpassen.
der allgegenwärtige Purpur-Klee (Trifolium purpureum)


der Wanderweg führte uns in Schlaufen ...

einen blumenreichen Hügel hinab.

die Nervige Bergminze (Micromeria nervosa)
hat mich insofern genervt, als ich so lange brauchte,
bis ich ihren Namen herauskriegte!



da war es hier schon einfacher:
Aegyptisches Schlangenmaul (Kickxia aegyptiaca)







nanu, eine blaue Lotwurz? Fast: die orientalische Lotwurz
(Podonosma orientalis) hat hellblaue Blüten und
 wächst typischerweise an Felsen und aus Mauern hervor.
eine Ochsenzungen-Art: Anchusa strigosa

Nahansicht der Blüte von Podonosma:
die Krone ist vorne gelb, weshalb die Art im Englischen
auch Golden Drop genannt wird
(Quelle: Flora of Israel, Eli Livne)



 die Kronen-Wucherblumen wurden vor allem früher auch als Gemüse verzehrt.
Die frischen Blätter sind vitamin-, kalzium- und folsäurehaltig.
Sie wird deshalb auch Salat- oder Speisechrysantheme genannt.


überall zu sehen ist der Karmel-Zirmet (Tordylium carmeli)

und die Kugeldistel (Echinops adenocaulos).




eine eigentümliche Art ist die Fuchsschwanz-Hauhechel
(Ononis alopecuroides) mit ihren grossen Blütenähren



das Getreide war Ende April bereits abgeerntet!


die eigenartigen Fruchtstände und Blüten ...

der Brutbildenden Skabiose (Lomelosia prolifera).


schön, dass hier auch mein Favorit gedeiht,
der "Galiläa-Kandelaber" (Echium glomeratum)

mit Trauer-Rosenkäfern (Oxythyrea funesta)










2 Kommentare:

  1. Dienstag, den 30. Juli 2019
    Hallo Kilian
    ... vor genau drei Monate haben wir diese gemütliche Wanderung in Israel gemacht.
    Die Zeit vergeht aber die schöne Erinnerungen bleiben.
    Danke für die Zeit die du für die Recherchen investierst.
    Dein Blog ist sehr lehrreich.
    Eine Reiseteilnehmerin

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  2. liebe alice,

    besten dank für deinen kommentar! auch ich erinnere mich gerne zurück an jenen tag in den hügeln galiäas! dank den fotos fühlen wir uns zurückversetzt in jene zauberhafte zeit!
    herzlich kilian.

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