Donnerstag, 6. Juni 2019

5. vergässe ich dein, Jerusalem.....

"so schrumpfe meine Rechte ein". So unverblühmt lautet der 5. Vers von Psalm 137 in einer altertümlichen Uebersetzung. Dieser Klagepsalm der "Gefangenen zu Babel" gehört zur Weltliteratur und beginnt bekanntlich mit den Worten: "An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, indem wir Zions gedachten". Er bringt die Sehnsucht der in Babylonien exilierten Israeliten nach ihrer verlorenen Heimat, nach Jerusalem und dem Tempel zum Ausdruck, der im Jahre 587 v. Chr. von Nebukadnezar zerstört wurde.

Leider gäbe es im Hinblick auf Jerusalem immer noch vieles zu klagen, aber das ist nicht der Ort, dies zu tun. Immerhin sollte uns das Malheur mit der rechten Hand nicht passieren, denn weder vergassen wir Jerusalem noch mussten wir einen Besuch auf "nächstes Jahr" verschieben. Wie könnte man auch, ist doch Jerusalem der Höhepunkt jeder klassischen Israel-Reise!

Nach einer rassigen Fahrt von Maagan südwärts durch die Steinwüste begann bald schon die Bergfahrt hinauf nach Jerusalem, denn diese Stadt ist in gewisser Weise dem Himmel näher als andere Orte in Israel.



Montag, den 29. April 2019:

Jerusalem klassisch



aus dem Car aufgenommen: die judäische Wüste

hier gibt es nun tatsächlich mehr Steine als Brote



bei genügend Grundwasser auch Dattelplantagen


die Fahrt endet auf dem Oelberg,
zu dessen Füssen der jüdische Friedhof zu sehen ist


es ist schon ein Ereignis, wenn man dieses hundertfach gesehene Bild
auf einmal mit eigenen Augen sieht: Blick vom Oelberg auf die Jerusalemer Altstadt!


auch hier kommt der Katzennarr zum Zuge
die Stadt Zion: "Nun stehen unsere Füsse in deinen Toren, Jerusalem.
Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen soll."
(Psalm 122 Verse 2-3)
Spaziergang über den Prophetenweg hinunter


botanisch gibt Jerusalem nicht besonders viel her.
In den Mauern überall zu sehen ist indes ....

das Goldgelbe Bilsenkraut (Hyoscyamus aureus),
eine alte Zauberpflanze.


Sizilianisches Löwenmäulchen (Antirrhinum siculum)


weisse Variante der Mariendistel (Silybum marianum)




der Pfriemenginster (Spartium junceum) ist ein auffälliger Schmetterlingsblütler,
der im ganzen Mittelmeerraum zu finden ist. Er gehört eigentlich nicht zur Gattung der Ginster (Genista),
sondern zu den sog. Rutensträuchern, die schon im Frühsommer ihre Blätter abwerfen. Die Photosynthese
geschieht dann nur in den grünen Zweigen, um die Verdunstung von Wasser durch die Blätter zu verhindern.


bald schon sind wir bei der "Kirche der Nationen" angelangt,
neben der sich diese uralten Oelbäume befinden (Olea europaea)


sie sind Teil des Garten Gethsemanes, wohin sich Jesus
nach dem letzten Abendmahl zurückzog, um zu beten.

der Gehorsam gegenüber dem Vater wurde von Jesus hier
schwer erkämpft. Furcht und Angst ergriffen ihn.




sehr hochwüchsig sind die Baumgreise ja nicht mehr,
dafür umso mehr in die Breite gegangen.
Sie könnten noch aus der Zeit Jesu stammen. 



ein Nachweis ist indes schwierig, denn die Jahresringe
können bei lebenden Bäumen nicht gezählt werden,
und lebendig sind sie immerhin noch!

die sog. Kirche der Nationen wird auch Todesangstbasilika genannt
(Basilica Agoniae Domini)
Christen aus aller Welt verehren diesen Ort, besser gesagt einen Stein im Inneren,
bei dem Jesus gebetet haben soll, während die Jünger wachen sollten.
Die heutige Kirche steht auf den Fundamenten einer byzantinischen Basilika aus dem 4. Jahrhundert,
erbaut durch Kaiser Theodosius I., die im Jahre 746 bei einem Erdbeben zerstört wurde
der Innenraum ist passend zum Generalthema verhältnismäßig düster


Weiterfahrt zum Gartengrab durch arabische Viertel....

mit ganz anderer Anmutung als die jüdischen.




das sog. Gartengrab ist als Begräbnisstelle Christi
für viele Evangelische und Anglikanische Christen akzeptabler als die Grabeskirche.
Es liegt nördlich des Damaskustores etwas ausserhalb der Altstadt.


 im rechten Bildbereich kann man mit etwas Phantasie
einen Schädel erahnen. Nichts anderes bedeutet
das aramäische Wort "Golgotha"

vor dem Felsengrab heisst es Schlange stehen.
Der Ort ist von einer gepflegten Gartenanlage umgeben,
die von vielen Besuchern Jerusalems als Ort der Ruhe
und Besinnung in der geschäftigen Stadt geschätzt wird.

im Grabesinnern wird nicht fotografiert.
Eine Rinne davor zeigt, dass es mit einem grossen runden Stein verschlossen werden konnte.


weiter geht der klassische Jerusalem-Rundgang in der Altstadt, hier mit der Hurva-Synagoge,
die eine der bedeutendsten Synagogen im Jischuw war und bis zu ihrer Zerstörung
im Arabisch-Israelischen Krieg 1948 Jerusalems Hauptsynagoge.
Erst im Jahre 2010 konnte sie neu eingeweiht werden.

auf dem westlichen Vorplatz des Tempelbergs herrscht meist grosser Besucherandrang.
Um auf den Platz zu gelangen, sind Sicherheitskontrollen zu passieren, die mit Metalldetektoren erfolgen.
die Klagemauer wird von Juden "Westliche Mauer" oder einfach nur "Kotel" genannt,
da sie die Westmauer der Tempelanlage war und nicht primär ein Ort der Klage ist
mir selbst trieb auch nicht die Klage, sondern das gleissende
Sonnenlicht und die Hitze die Tränen in die Augen.
Wenn ich nur wüsste, welch heilige Gewächse dort oben aus den Ritzen spriessen!

viele stecken aufgeschriebene Gebete, Wünsche und Danksagungen in die Spalten der Mauer.
Sie stellt für viele Juden ein Symbol für den ewigen, bestehenden Bund Gottes mit seinem Volk dar.
es war auch für mich etwas Besonderes,
die Hand andächtig auf die uralten Quader zu legen
da wurde ich von lauten Gesängen mit Klatschen aufgeschreckt,
 denn gerade fand die von einem Filmteam aufgenommene Prozession statt,
bei der die grosse Torarolle in den Schrein vor der Mauer gebracht wird.
Der Raum unter dem Bogen im Hintergrund wird als Synagoge genutzt.
historische Aufnahme der Klagemauer um 1910
 damals war der Ort eine ca. 3 Meter breite und 30 Meter lange
Sackgasse im Maghrebinerviertel, welches heute nicht mehr existiert.
(Quelle: G.E.Franklin: Palestine depicted und described with 350 illustrations, New York, 1911)



Die hölzerne Mughrabi-Brücke schafft eine Verbindung
vom Platz bei der Klagemauer zum Tempelberg

über der "Western Wall" erkennt man die Bäume auf dem Tempelberg



manche Orientalin ist bei drückender Hitze
von Kopf bis Fuss eingekleidet, während es.....

die Männer daneben bedeutend leichter haben.


wir tauchen ein in die eigentümliche Welt des Bazars
in den engen Gassen




die Bazaris warten auf Kundschaft






die Grabeskirche hat einen enormen Besucherandrang



ist man dem Portal nähergerückt, ....


befindet man sich alsbald im Eingangsbereich
und beim.....

Salbungsstein, der ein besonders verehrter Ort innerhalb der Grabeskirche ist. Hier gedenken die Orthodoxen der Salbung
des Leichnams Jesu nach seiner Abnahme vom Kreuz.
Weiss verschleierte Frauen küssten den Stein
und rieben ihn mit weissen Tüchern ab

der Blumenwanderr hatte genug gesehen und suchte
erschrocken von diesem Kult das Weite


unterschiedliche Berufszweige in Jerusalem:
Soldaten bewachen eine Seitengasse
Geistliche im Gespräch




die berühmten Mauern Jerusalems....

stammen aus dem 16. Jahrhundert.


auf der Rückfahrt wurden uns jüdische Siedlungen
 auf den Hügelkuppen der Westbank gezeigt



die Klagemauer als Lebensraum:

zu guter Letzt sei es der Klagemauer geklagt: der Blumenwanderer konnte bei seinem Besuch die Pflanzen, die aus ihr herauswachsen, nicht identifizieren, da zu weit oben befindlich. Von berufener Seite liess er sich aber sagen, dass es mindestens sechs Arten seien, die neben diversen Eidechsen und Vogelarten den hochheiligen Ort besiedeln:

  • Echter Kapernstrauch (Capparis spinosa), aber auch die beiden oben bereits erwähnten 
  • Sizilianisches Löwenmäulchen (Antirrhinum siculum) und
  • Goldgelbes Bilsenkraut (Hyoscyamus aureus), des weiteren 
  • Podonosma orientalis, welcher im nächsten Beitrag vorgestellt wird.
  • Schachtelhalm-Knöterich (Polygonum equisetiforme) und 
  • Gewöhnliche Steinimmortelle (Phagnalon rupestre), die ebenso später noch gezeigt wird.


die weinende Klagemauer:

Am 16. Juli 2002 konnte man dem österreichischen "Standard" folgendes entnehmen:

Das Geheimnis der "weinenden Klagemauer" in der Altstadt von Jerusalem ist gelöst. Wochenlang glaubten ultraorthodoxe Juden der Stadt, dass geheimnisvolle Wassertropfen, die urplötzlich aus einer Ritze in dem Mauerwerk des Allerheiligsten der jüdischen Religion auf die Betenden fielen, ein sicheres Zeichen für die baldige Ankunft des Messias seien. Wissenschafter der israelischen Archäologiebehörde fanden jetzt jedoch eine simple und sehr profane Lösung für das "Wunder". Wie die religiöse Tageszeitung "Hazofeh" am Montag berichtete, stammten die Tropfen aus den Wurzeln einer Pflanze, die sich zwischen den schweren Quadern eingenistet hat. Zunächst hatten Experten - wie berichtet - vermutet, dass die "Tränen", die aus der riesigen Mauer tropften, aus einer leckenden Wasserleitung auf dem Tempelberg stammten. Jetzt müssen die für die Klagemauer zuständigen Rabbiner entscheiden, wie die tropfende Pflanze rituell beseitigt werden kann, ohne die Mauer zu entweihen, die am Fuß des im Jahre 70 n.Chr. zerstörten zweiten jüdischen Tempels steht. (APA) - 


betender Jude an der Kotel (Quelle: Evan Lang, Getty Images)
die Kaper blüht über betenden Jüdinnen an der Kotel.
Das jüdische Volk wurde auch schon mit dem Kapernstrauch verglichen, der überlebt und wieder austreibt,
auch wenn man ihn bis zu den Wurzeln abschneidet. Zudem wächst er an den unwirtlichsten Orten
und blüht an der Klagemauer auch an den heissesten Tages des Sommers. Genau wie Gottes Volk!
(Quelle: Thomas Coex, Getty Images)





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen