Sonntag, 2. Juni 2019

4. Wake up Plasticland

Als Dokumentarist hat der Blumenwanderer Respekt vor der Wirklichkeit. So soll nicht unerwähnt bleiben, dass er in Israel stellenweise unfreiwillig zum Platikwanderer wurde: alle paar Meter eine kleine bunte Ueberraschung in Form einer Chipstüte, eines Frottétuchs, eines ramponierten Klappstühlchens, eines zerfetzten Schirms, eins Pneus, eines T-Shirts, eines Plastikbechers, eines frechen Fläschchens. Manchmal kam er sich vor wie in einem Freilichtmuseum der hiesigen Alltagskultur.

Unübersehbar hat das Land ein Abfallproblem: Kunden erhalten bei jedem Einkauf kostenlos und ungefragt Plastiksäckli nachgeliefert, wie sich der Blumenwanderer selbst überzeugen konnte. Auch Einweggeschirr aus Plastik ist bei den vielen Partys hier äusserst beliebt, weil es den Abwasch erspart. Der Einfachheit halber wird anschliessend oft alles liegengelassen, worauf es unweigerlich in alle Winde zerstreut wird. Es gibt in Israel sogar Geschäfte, die sich auf Einweggeschirr spezialisiert haben.

Immerhin hatte das ganze den Vorteil, dass der Blumenwanderer das diskrete Heulen von Goldschakalen über dem See Genezareth geniessen konnte, wenn er des Nachts aufwachte, denn diese Tiere lieben Müllhalden, auf denen auch Tierkadaver offen entsorgt werden, was hier nicht selten vorkommt. Trotz starker Bejagung hat die Zahl dieser Wildhunde zugenommen.



Sonntag, den 28. April 2019:

Ruhetag/Spaziergang durch 
einen "Water Park" nahe Maagan



aha, wieder ein Zugang zum Wanderweg
dem See Genezareth entlang. Diesmal gehe
ich in die entgegengesetzte Richtung gen Westen.


bald gerät man auf das Gelände eines "Water Parks"






nun ja, man darf das Ganze nicht mit Schweizer Augen sehen


beim Eingangsbereich des Wasserparks kommt....

abgesehen von streunenden Tieren
offenbar längst niemand mehr herein.


auch der Zerfall hat seinen eigenen Charme

wann wurde wohl hier zum letzten Mal ausgeschenkt?

hier planschen längst keine Kinder mehr

in der Schweiz stünde hier wohl eine Millionärsvilla.
Ich geniesse den exklusiven Seeanstoss mit Pool!

auf diesen überdachten Strandtischen isst niemand mehr

und nach dem Essen - nein, nicht auch das noch



Menscherei: hier hat  jemand versucht,
den Abfall anzuzünden, während es.....

sich dort jemand bedeutend leichter gemacht hat.
Jews, be blessed exceedingly,
but please, keep your homeland clean!

romantische Szenerie beim Ausfluss des Jordans aus dem See,
aber überhaupt und sowieso: darf man so etwas zeigen,
wenn man im Heiligen Land ist?





also schneller Schwenker zu den Blumen, denn zwischen dem Trash
und den Ruinen grünt und blüht es wie eh und je. Immerhin kann niemand
dem Blumenwanderer vorhalten, er sehe immer nur die Idylle




schön, dass Israel zu Europa gehört!
Europäische Sonnenwende (Heliotropium europaeum).
Dies Art tritt auch in der Schweiz auf,
doch in Israel gibt es noch 13 weitere Sonnenwenden!

die Sonnenwenden sind eine wärmeliebende
Gattung der Borretschgewächse


für Lamarckia aurea kann der Blumenwanderer
nur den schönen englischen Namen liefern:
Goldentop Grass!


während es hier den hässlichen deutschen gibt:
Taube Trespe (Bromus sterilis)






auf einem Flachdach gesichtet:
Rötlicher Mauerpfeffer (Sedum rubens)

das Ding ist in warmen Lagen auch in der Schweiz zu finden
Malvenblättriger Reiherschnabel (Erodium malacoides)

ein Vertreter der Tagblumen, die aber als Gartenpflanzen
hierher gekommen sind: Commelina communis

und immer wieder zieht der See den Blick an ...

und natürlich eine solche Möhrenflur (Daucus carota).


tatsächlich scheinen die Insekten von der
sog. Mohrenblüte in der Mitte angezogen zu werden,
die sogar eigene Hüllblättchen hat!


als Insekt wäre ich da vorsichtiger angesichts dieses Ungetüms

ist die Herrlichkeit vorüber, sieht das Ding nicht minder attraktiv aus





die bildschöne Behaarte Hauhechel (Ononis pubescens)

der nicht minder ansprechende
Nickende Sauerklee (Oxalis pes-caprae)





werden sie nicht abgeschnitten,
bedecken die dürren Blattwedel den Stamm...


der Fächerpalmen (Washingtonia sp.)

Burzeldorn (Tribulus terrestris)

der Wanderweg bot immer wieder schöne Ausblicke
auf den See und die Golanhöhen, welche sozusagen
das Wasserschloss Israels sind

Kunstwerk Blütendolde:
Knorpelmöhre (Ammi majus)


Kronen-Wucherblumen (Glebionis coronaria)...

mit Distelfalter.



wieder ein Gräserintermezzo, hier mit dem Knolligen Zypergras
(Cyperus rotundus), das laut Wikipedia auch Nussgras
oder Orientalische Cyperwurzel genannt wird

mein Liebling unter den hiesigen Gräsern:
Bürstengras (Polypogon monspelensis)


Strand-Gerste (Hordeum marinum cf.)
Nagelkraut (Polycarpon tetraphyllum),
das neuerdings bis in die Schweiz "durchmarschiert" ist

 nachdenklich genoss der Blumenwanderer nach dem sonntäglichen Spaziergang
 die abendliche Stimmung vom Balkon aus







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