An der Schuppenwurz (Lathraea squamaria) lassen sich so manche interessante botanische Zusammenhänge aufzeigen. Sie hat ihren Namen zu Recht (lathraios griech. für "verborgen" und squama lat. für "Schuppe"), da sie unterirdisch ein reich verzweigtes bis zu 2 Meter langes Rhizom ausbildet. Dieses ist mit zu fleischigen Schuppen umgewandelten Niederblättchen besetzt, die eine Speicherfunktion haben. Ein solches Rhizom kann bis zu 5 kg schwer werden (überall in der Fachliteratur liest man genau dieselben Zahlen, aber wer hat das je nachgeprüft?!).
Da die Schuppenwurz keine eigentlichen Blätter ausbildet, hat sie aber ein Problem: ihr fehlt der Transpirationssog, der wie bei anderen Pflanzen Nährstoffe und Wasser von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Aber auch dafür hat das findige Kerlchen ein Lösung parat: Der Stängel besitzt spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotential zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.
Die Blütezeit der Schuppenwurz fällt mit dem Beginn des Safttransports der Wirtsbäume zusammen (meist Laubbäume, aber auch Fichte wie vom Blumenwanderer beobachtet). Auf untenstehender Zeichnung ist gut zu sehen, wie die Schuppenwurz mittels Saugorganen (Haustorien) auf einer Baumwurzel parasitiert. Sie braucht daher kein Blattgrün und kann auch an dunkelsten Stellen gut gedeihen, da sie sämtliche Nährstoffe über ihren Wirt bezieht.
Welch urzeitliches Reptil reckt da seinen Kopf in die Höhe? Es ist die Schuppenwurz! (Quelle: Kerner von Marilaun/Hansen: Pflanzenleben 1. Band, p. 361, 1913) |
so blüht jetzt die Schuppenwurz. In kühlen Jahren kann sie auch unterirdisch blühen! Die dabei stattfindende Selbstbestäubung bei geschlossenen Blüten nennt der Botaniker Kleistogamie. |
die Einzelblüten sind meist etwas rosa angehaucht |
hier parasitiert die Schuppenwurz auf einer Hasel. Die holzige Wirtspflanze gleicht das fehlende Chlorophyll aus. |
die Gattung Lathraea gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) genau wie z.B. auch die ähnlichen Würger-Arten (Orobanche) |
erstaunlicherweise kann die Schuppenwurz wie hier auch auf einer Fichte parasitieren! |
die würfelförmigen Blütenstände sind unscheinbar (adoxos heisst auf griechisch "unscheinbar") |
diese Pflanze liebt den speziellen Humus, der aus zerfallendem Laub entsteht. Sie wird ca. 10 cm hoch und liebt schattige, feuchte Orte. |
interessanterweise hat die Blüte auf der Oberseite nur vier Kronblätter, während die seitlichen je fünf haben |
die gesamte Pflanze: als Geophyt besitzt sie ein Rhizom als Ueberdauerungsorgan |
dieses ist mit fleischigen Schuppen bedeckt, welche man botanisch als Niederblätter bezeichnet (hier sind deren 5 zu sehen) |
Dunkelgrünes Lungenkraut (Pulmonaria obscura) |
auch das Goldwindröschen (Anemone ranunculoides) blüht jetzt |
die fertilen Stängel des Riesen-Schachtelhalms (Equisetum telmateia) erscheinen vor seinen Blättern |
das Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) hat gelbe Hochblätter...... |
die eine Scheinblütenhülle um die völlig unscheinbaren Blütchen in der Mitte bilden. |
oder die schöne Rhodopen-Schuppenwurz (Lathraea rhodopaea) aus Bulgarien und Griechenland (Quelle: Kiril Metodiev, 2014) |
Guten Tag
AntwortenLöschendas ist ja wieder sehr spannend, danke ! Wenn man etwas mehr über den Standort wüsste, könnte man selber gehen und staunen, aber die "Umgebung von Bern " ist halt etwas weit gefasst..
Freundlicher Gruss in den Sonnensonntag !
Susanne
Heute habe ich bei einer Wanderung durch das Schwarzachtal (Feucht/Bayern) gemeinen Schuppenwurz und Milzkraut gefunden.
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