Sonntag, 25. Februar 2024

die Massengesellschaft 2

Jemand schrieb dem Blumenwanderer, dass sein letzter Beitrag eigentlich als ein Arzneimittel einzustufen sei. So freut sich der Blumenwanderer, gleich nochmals solch ein Phytotherapeutikum anbieten zu können. Vielleicht muss das aber noch einmal deutlich gesagt sein: von Natur aus dient die Schönheit der Blumen nicht dazu, den Menschen zu erfreuen. Blumen sind im Grunde genommen nichts anderes als komplizierte Fortpflanzungsorgane. Dem Blumenwanderer vorzuwerfen, dass er damit auf seiner Website raffinierte Pornographie betreibe, würde aber entschieden zu kurz greifen. Denn es gibt ja noch andere Aspekte als die rein natürlichen.

Letztlich möchte der Blumenwanderer hinter den Blumen zurücktreten. Denn sie sind für ihn auch etwas Metaphysisches, sie sind wie die Sterne eine direkte Verbindung zu Gott! Sie überwinden die Grenzen zwischen Irdischem und Überirdischem, zwischen Zeit und Ewigkeit. Das näher auszuführen, würde hier zu weit führen. Der Blumenwanderer ist einfach entzückt von den floralen Wundern, die bis ins Kleinste hinabreichen. Hier ist sein Biotop, ohne den Lärm der Welt, gelöst von der Zeit. Sein Durst bleibt unstillbar nach Farben, nach Formen. Hier ist eine Quelle, die nie versiegt.

Bei vielen Arten scheint die Massengesellschaft geradezu typisch zu sein, während die Individualisten die Ausnahme bilden. Kommt eine Pflanze vor, ist die nächste meist nicht weit. Pflanzen scheinen soziale Wesen zu sein. Man könnte jetzt auch über Pflanzensoziologie schreiben, aber der Blumenwanderer zieht es vor, zu Beginn der Jahres, während draussen noch kaum etwas blüht, schlicht ein weiteres Blumen-Feuerwerk zu zünden!


Zweiter Teil


wer je auf der Insel Mainau war, kennt weit spektakulärere Bestände und Exemplare von Tulpen,
in Blau oder Schwarz, mit gezackten oder gefüllten oder bizarr geformten Blütenblättern.
Egal, dem Blumenwanderer gefallen die hier besser:
Grengjer Tulpen (Tulipa grengiolensis)


zur Farbe Blau liesse sich vieles sagen, aber lassen wir das und sagen bloss,
dass diese Blütenpracht aus Sibirien einfach umwerfend ist:
Sibirische Schwertlilien (Iris sibirica)

über dieser Wiese voller Nickender Milchsterne (Ornithogalum nutans) wehte ein Hauch von Magie!
Aber was kann so eine Aufnahme davon schon wiedergeben!?


auch eine Wiese voll mit dem 
verbreiteteren Doldigen Milchstern
(Ornithogalum umbellatum) ist für
mich an Zauber nicht zu überbieten!



keine Milchsterne, sondern sensationellerweise
ein Massenbestand des seltenen Knöllchen-Steinbrechs
(Saxifraga granulata), und das im Bernbiet!


nicht im Bernbiet und auch nicht nicht das Hirtentäschel aus dem letzten Beitrag, sondern ein Neubürger,
erst noch in eine Duftwolke gehüllt: das Grossblütige Hirtentäschel (Capsella grandiflora)!
(Foto: Paul Hürlimann)


nicht nur optisch, sondern auch geruchlich ein Erlebnis:
ein Spaziergang zwischen blühendem Bärlauch (Allium ursinum) so weit das Auge reicht.


nicht nur die Frühlings-Geophyten sind zu solch spektakulären Massenblüten fähig,
sondern erstaunlicherweise auch Hallers Schaumkresse (Cardaminopsis halleri)



bleiben wir im Wald und staunen über diesen hinreissenden Teppich
des seltenen Dreiblättrigen Schaumkrauts (Cardamine trifolia) an der Grenze zu Frankreich!


ein Hang voller Diptam (Dictamnus albus) in einem lichten Wald
ist für den Blumenwanderer das Höchste!

der Blaue Steinsame (Buglossoides purpurocaerulea)
im Baselbiet
der Genfer Günsel (Ajuga genevensis)
bei Krauchthal

vor dieser Mauer musste ich eine Weile stehenbleiben:
Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)

veranstaltet in gewissen Jahren auch eine Massenblüte, 
aber nur für den geneigten bzw. knienden Beobachter:
das Mäuseschwänzli (Myosurus minimus)


Wer kennt das nicht? Eine Löwenzahnwiese (Taraxacum officinalis), die dann andererseits
etwas an eine Monokultur erinnert, aber schön ist's dennoch!


welch tollen Blühaspekt bildet diese imposante Art hier an einem Jurahang:
der Habermark (Tragopogon pratensis)


im Binntal gibt sich die Arnika (Arnica montana) grad ungemein Mühe, magische Leuchtkraft zu erzeugen
(Foto: Paul Hürlimann)

um die Rebberge im Wallis herum bildet die Vogel-Wicke (Vicia cracca)
manchmal solche Massenbestände


auch im Wallis, hier in den Follatères, veranstaltet der Grossblütige Breitsame (Orlaya grandiflora)
im Juni solche Blühorgien, schön gefleckt von Nelken-Leimkraut (Silene armeria)
(Foto: Annette Wyttenbach)

wo es ihr gefällt, zeigt die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare),
dass sie absolut nichts Vulgäres an sich hat

es ist Sommer geworden und insektenumschwirrt zeigt
der Allermannsharnisch (Allium victorialis), was er kann!

wieder einer der Lieblinge des Blumenwanderers, eine Art "gelbe Riesen-Skabiose"
mit dem Namen Kopfblume (Cephalaria alpina), und erst noch in Hunderten von Exemplaren!

keine Kopflblumen, aber auch immer schön zu sehen:
die Behaarte Karde (Dipsacus pilosus)

phänomenal: jeder Tupf ein Karden-Köpfchen, das seinerseits aus unzähligen Blütchen besteht!

hier staunte ich aber wirklich über dieses ungewöhnliche Massenvorkommen
der Breitblättrigen Glockenblume (Campanula latifolia) entlang eines Strässchens im Berner Oberland


in gewissen Gegenden des Wallis bildet der Kugel-Ginster (Genista radiata)
solche Blütenwolken


früher ein alltägliches Bild im Sommer,
hat es heute Seltenheitswert!

Klatschmohn (Papaver rhoeas) und
Kornblumen (Centaurea cyanus)

Behaarter Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus)

Gemeine Pechnelke (Silene viscaria)

keine Aufnahme kann den Zauber dieser Wiese
im Kanton Genf widergeben, die voller
Sumpf-Gladiolen (Gladiolus palustris) war

auch eine an sich gewöhnliche Blume wie
die Grosse Sterndolde (Astrantia major) verbreitet
einen solchen Charme, wenn sie wie hier so zahlreich auftritt.
Dabei besteht jede Blume aus unzähligen Einzelblütchen,
wie das bei Doldenblütlern üblich ist!

wenn der Blumenwanderer auf einem Spaziergang entlang eines Waldbaches auf einmal
vor einer solchen Flur von Doldenblüten steht, ist er auf der Stelle hin und weg:
Gewöhnlicher Gebirgs-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)

das hatte ich nicht erwartet, als ich 
einen Wanderweg im Waadtland entlang ging, ....
dass mich ein Massenbestand des höchst seltenen
Hain-Wachtelweizens (Melampyrum nemorosum)
empfangen würde!

es ist ein beliebter Trick bei Gebirgspflanzen, unzählige Einzelpflanze
zu solchen Polstern zusammenzuziehen. Sie bilden so ihr eigenes Mikroklima
und schützen sich vor Austrocknung und Kälte.
Oben Breitblättriges Hornkraut (Cerastium latifolium)

Kalk-Polsternelke (Silene acaulis)
Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina)



eine solche Halde mit Grossköpfiger Gämswurz (Doronicum grandiflorum)
gibt's als Belohnung in den Bergen

Milchweisser Mannsschild (Androsace lactea)


wo es im Jura am trockensten und heissesten ist, wächst zahlreich
das seltene Ysopblättrige Gliedkraut (Sideritis hyssopifolia)


unglaubliches Blütenfestival des Langspornigen Stiefmütterchens (Viola calcarata) 
auf einer Bergmatte im Binntal (Foto: Paul Hürlimann)


ein solches Schnittlauch-Feld (Allium schoenoprasum) würde man in den Bergen
wie hier auf der Engstligenalp nicht unbedingt erwarten



auf derselben Bergwanderung gleich zwei herrliche Erlebnisse gehabt
in Form von Massenbeständen von Berg-Drachenkopf (Dracocephalum ruyschiana)
und Weisser Trichterlilien (Paradisea liliastrum)


auch am Berner Niesen gibt's den Paradies-Traum!


auch Wasserpflanzen können das:
Flutender Wasserhahnenfuss (Ranunculus fluitans) in der Limmat


und auch die Orchideen können es, sogar ohne Blätter:
Widerbart (Epipogium aphyllum)


ein Hang voller Alpen-Bergscharten (Stemmacantha rhapontica)
war umso schöner, als ich das nicht erwartet hatte


eine solche Ansammlung von Neubürgern
würde man im Napfgebiet nicht erwarten:
Gelbe Gauklerblume (Mimulus luteus)



es wird Herbst: Schwalbenwurz-Enzian 
(Gentiana asclepiadea)


ein Hang voller Rittersporn (Delphinium elatum)
im Gasterntal





und zum Schluss noch dieses Herbst-Milagro:
wie auf ein geheimes Signal hin erblühen diese sonst eher im Mittelmeergebiet verbreiteten
Efeublättrige Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium) in einem perfekten Ensemble im Waadtland!













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