Nachdem der Blumenwanderer schon im Erstfrühling sehr viele Arten am Monte Caslano im Tessin angetroffen hat (siehe den Beitrag vom April 2021), übertraf der jetzige Besuch alle Erwartungen. Hier eine weitere Folge von spannenden Arten, wie sie mein altes Iphone gesehen hat.
Die unterschiedliche Ausrichtung und
Neigung seiner drei Flanken und die
Vielfalt der Böden spiegeln sich
exemplarisch im vielfältigen Mosaik
der Pflanzendecke und in der
Mannigfaltigkeit der Flora dieses Hügels. Seine Flora besteht
aus ca. 600 Gefässpflanzen, d. h. aus
knapp einem Drittel der im Tessin vorkommenden Arten! Die
Eigenschaften der Böden hängen mit
dem Mikroklima, dem Untergrund und
der lokalen Vegetation zusammen.
Am Monte Caslano sind die Böden
vom Typ der insubrischen Braunerde,
karbonatreich oder karbonatarm,
neutral bis sauer, meistens reich an
Humus, mit mikrobiologischer
Aktivität auch während des Winters.
Besonders interessierten den Blumenwanderer die Mager- und Trockenwiesenflächen, die sich über die südöstlich gelegenen Dolomitböden erstrecken. Sie verdanken ihre Herkunft der Waldrodung, die in der Vergangenheit zu landwirtschaftlichen Zwecken vorgenommen wurde. Da sie nur wenig produktiv sind, wurden sie nie gedüngt oder bewässert, sondern hauptsächlich für die Schafweide genutzt. So entstanden nach und nach sog. insubrische Trockenwiesen, die man in der Schweiz ausschliesslich südlich der Alpen findet. Die Kargheit des Bodens begünstigt hier das Wachstum von spezialisierten Pflanzenarten, während sie das Gedeihen gewöhnlicher, für fruchtbare Wiesen typischer Spezies verhindert.
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zuerst macht der Blumenwanderer einen Abstecher zu einer ganz besonderern Art |
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ihm ist daran gelegen, einmal die seltene Cousine der Echten Osterluzei...
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zu sehen, die nur im Tessin vorkommt. Sie gilt heute als stark gefährdet.
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sie nennt sich Rundknollige Osterluzei (Aristolochia rotunda) und.....
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zeigt hier schon ihre runden Früchte. Ihr Name kommt indes nicht von ihnen, sondern von der fast kugeligen Knolle von der Grösse einer mittleren Kartoffel. |
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die Art, die in der Schweiz seit je nur im Luganese aufgetreten ist, kommt heute... |
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nur noch auf wenigen Trockenwiesen vor.
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vom Monte Caslano aus geniesst man einen romantischen Ausblick auf den Ceresio |
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den Wegrand ziert die Schneeweisse Hainsimse (Luzula nivea) |
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das Bild steht für die zahlreichen Neophyten im Gebiet: Japanisches Geissblatt (Lonicera japonica) aus einer Mauer wachsend und verführerisch duftend |
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Färber-Ginster (Genista tinctoria) |
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Scheuchzers Rapunzel (Phyteuma scheuchzeri), ein Glockenblumengewächs mit gehörnten Blüten |
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eine besondere Schönheit ist der Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum) |
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Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum)
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Haselwurz (Asarum europaeum)
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wie schön ist doch auch der verbreitete Geissfuss (Aegopodium podagraria), wenn er wie hier in Vollblüte steht |
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diese hier ist allerdings weniger verbreitet: die Kriechende Gämswurz (Doronicum pardalianches) |
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Trionfettis Flockenblume (Centaurea triumfettii)
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ihre Beere schmeckte etwas fade: Indische Scheinerdbeere (Duchesnea indica) |
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Insubrisches Nickendes Leimkraut (Silene nutans ssp. insubrica)
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der Raue Alant (Inula hirta) blüht noch nicht |
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er zeichnet sich durch seine allseits rauhe Behaarung aus |
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das Kahle Kreuzlabkraut (Cruciata glabra) mit seinen vierzähligen Blütchen.....
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ist die südliche Variante des nördl. der Alpen verbreiteten Behaarten Kreuzlabkrautes. |
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gegenüber dem März (links) hat sich der Aspekt der Trockenwiesen stark gewandelt |
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hier ist auch der seltene Zartblättrige Spargel (Asparagus tenuifolius) zuhause |
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und ebenso diese Bellezza unter den Süssgräsern: der Goldbart (Chrysopogon gryllus) |
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der Goldbart hat eine lange Winterruhe und treibt erst spät im Frühjahr aus |
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Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) |
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Südalpen-Kreuzblume (Polygala pedemontana) |
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die Straussblütige Margerite (Tanacetum corymbosum)....
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sehe ich zum ersten Mal blühen.
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die Feuerlilie blüht noch nicht (Lilium bulbiferum ssp. croceum) |
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ganz im Gegensatz zur Aufrechten Waldrebe (Clematis recta) |
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sie wächst im Gegensatz zur häufigen Gemeinen Waldrebe nur an wenigen Stellen im Tessin und Wallis...
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und bildet hier einen schönen Bestand. Die insubrischen Trockenwiesen zeichnen sich durch zahlreiche thermophile Arten aus, die dank des milden Klimas prächtig blühen. |
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unter ihnen ist auch der Diptam (Dictamnus albus) zu erwähnen |
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was sind denn dies für behaarte Hülsen? |
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sie gehören zum Besenginster (Cytisus scoparius) |
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zwischen ihm bzw. an seinen Wurzeln saugend findet sich hier auch der schon verblühte Ginster-Würger (Orobanche rapum-genistae) |
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die noch weichen, zartgrünen Jungtriebe des Mäusedorns (Ruscus aculeatus) |
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diese Art sah ich zum ersten Mal: der Zwergginster (Chamaecytisus sp.) kommt nur südlich der Alpen vor |
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der Schwarzwerdende Geissklee (Cytisus nigricans) kommt weniger ausschliesslich im Süden vor und blüht erst im Sommer
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der nur an wenigen Orten in der Schweiz vorkommende Faserschirm (Trinia glauca) ist schon verblüht
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die einzige Orchideenart, die ich sah: Dingel (Limodorum abortivum) |
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dieser Ausflug war ein Blumenfest sondergleichen! |
Vielen Dank für die vielfältigen Fotos und Infos ! Du weisst sehr viel über all die Pflanzen, das ist ein unglaublicher Reichtum mit dem du dich und uns beschenkst. Ich lerne immer wieder etwas dazu , das schätze ich enorm.
AntwortenLöschenDir und uns allen eine tolle, lange Wandersaison und viel Freude, su
Vielen Dank, Susanne!
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