Samstag, 21. Mai 2022

Vollfrühling am Monte Caslano

Nachdem der Blumenwanderer schon im Erstfrühling sehr viele Arten am Monte Caslano im Tessin angetroffen hat (siehe den Beitrag vom April 2021), übertraf der jetzige Besuch alle Erwartungen. Hier eine weitere Folge von spannenden Arten, wie sie mein altes Iphone gesehen hat.

Die unterschiedliche Ausrichtung und Neigung seiner drei Flanken und die Vielfalt der Böden spiegeln sich exemplarisch im vielfältigen Mosaik der Pflanzendecke und in der Mannigfaltigkeit der Flora dieses Hügels. Seine Flora besteht aus ca. 600 Gefässpflanzen, d. h. aus knapp einem Drittel der im Tessin vorkommenden Arten! Die Eigenschaften der Böden hängen mit dem Mikroklima, dem Untergrund und der lokalen Vegetation zusammen. Am Monte Caslano sind die Böden vom Typ der insubrischen Braunerde, karbonatreich oder karbonatarm, neutral bis sauer, meistens reich an Humus, mit mikrobiologischer Aktivität auch während des Winters.

Besonders interessierten den Blumenwanderer die Mager- und Trockenwiesenflächen, die sich über die südöstlich gelegenen Dolomitböden erstrecken. Sie verdanken ihre Herkunft der Waldrodung, die in der Vergangenheit zu landwirtschaftlichen Zwecken vorgenommen wurde. Da sie nur wenig produktiv sind, wurden sie nie gedüngt oder bewässert, sondern hauptsächlich für die Schafweide genutzt. So entstanden nach und nach sog. insubrische Trockenwiesen, die man in der Schweiz ausschliesslich südlich der Alpen findet. Die Kargheit des Bodens begünstigt hier das Wachstum von spezialisierten Pflanzenarten, während sie das Gedeihen gewöhnlicher, für fruchtbare Wiesen typischer Spezies verhindert.


zuerst macht der Blumenwanderer einen Abstecher 
zu einer ganz besonderern Art


ihm ist daran gelegen, einmal 
die seltene Cousine der Echten Osterluzei...


zu sehen, die nur im Tessin vorkommt.
Sie gilt heute als stark gefährdet.



sie nennt sich Rundknollige Osterluzei
(Aristolochia rotunda) und.....


zeigt hier schon ihre runden Früchte.
Ihr Name kommt indes nicht von ihnen,
sondern von der fast kugeligen Knolle
von der Grösse einer mittleren Kartoffel.

die Art, die in der Schweiz seit je nur
im Luganese aufgetreten ist, kommt heute... 
nur noch auf wenigen Trockenwiesen vor.



vom Monte Caslano aus geniesst man einen romantischen Ausblick auf den Ceresio


den Wegrand ziert die Schneeweisse
Hainsimse (Luzula nivea)


das Bild steht für die zahlreichen Neophyten im Gebiet:
Japanisches Geissblatt (Lonicera japonica)
aus einer Mauer wachsend und verführerisch duftend


Färber-Ginster (Genista tinctoria)


Scheuchzers Rapunzel (Phyteuma scheuchzeri),
ein Glockenblumengewächs mit gehörnten Blüten







eine besondere Schönheit ist 
der Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum)


Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum)



Haselwurz (Asarum europaeum)






wie schön ist doch auch der verbreitete Geissfuss (Aegopodium podagraria),
wenn er wie hier in Vollblüte steht

diese hier ist allerdings weniger verbreitet:
die Kriechende Gämswurz (Doronicum pardalianches)


Trionfettis Flockenblume 
(Centaurea triumfettii)



ihre Beere schmeckte etwas fade:
Indische Scheinerdbeere (Duchesnea indica)









Insubrisches Nickendes Leimkraut
(Silene nutans ssp. insubrica)




der Raue Alant (Inula hirta)
blüht noch nicht
er zeichnet sich durch seine 
allseits rauhe Behaarung aus


das Kahle Kreuzlabkraut (Cruciata glabra)
mit seinen vierzähligen Blütchen.....

ist die südliche Variante des nördl. der Alpen
verbreiteten Behaarten Kreuzlabkrautes.





gegenüber dem März (links) hat sich der Aspekt
der Trockenwiesen stark gewandelt




hier ist auch der seltene Zartblättrige Spargel (Asparagus tenuifolius) zuhause


und ebenso diese Bellezza unter den Süssgräsern: 
der Goldbart (Chrysopogon gryllus)
der Goldbart hat eine lange Winterruhe
und treibt erst spät im Frühjahr aus



Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius)


Südalpen-Kreuzblume (Polygala pedemontana)





die Straussblütige Margerite
(Tanacetum corymbosum)....

sehe ich zum ersten Mal blühen.



die Feuerlilie blüht noch nicht
(Lilium bulbiferum ssp. croceum)


ganz im Gegensatz zur Aufrechten Waldrebe
(Clematis recta)


sie wächst im Gegensatz zur häufigen Gemeinen Waldrebe
nur an wenigen Stellen im Tessin und Wallis...


und bildet hier einen schönen Bestand. Die insubrischen Trockenwiesen
zeichnen sich durch zahlreiche thermophile Arten aus,
die dank des milden Klimas prächtig blühen.






unter ihnen ist auch der Diptam (Dictamnus albus)
zu erwähnen


was sind denn dies für behaarte Hülsen?
sie gehören zum Besenginster
(Cytisus scoparius)

zwischen ihm bzw. an seinen Wurzeln saugend
findet sich hier auch der schon verblühte
Ginster-Würger (Orobanche rapum-genistae)
die noch weichen, zartgrünen Jungtriebe
des Mäusedorns (Ruscus aculeatus)


diese Art sah ich zum ersten Mal:
der Zwergginster (Chamaecytisus sp.)
kommt nur südlich der Alpen vor


der Schwarzwerdende Geissklee (Cytisus nigricans)
 kommt weniger ausschliesslich im Süden vor und blüht erst im Sommer


der nur an wenigen Orten in der Schweiz
vorkommende Faserschirm (Trinia glauca)
ist schon verblüht

die einzige Orchideenart, die ich sah:
Dingel (Limodorum abortivum)


dieser Ausflug war ein Blumenfest sondergleichen!








2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die vielfältigen Fotos und Infos ! Du weisst sehr viel über all die Pflanzen, das ist ein unglaublicher Reichtum mit dem du dich und uns beschenkst. Ich lerne immer wieder etwas dazu , das schätze ich enorm.
    Dir und uns allen eine tolle, lange Wandersaison und viel Freude, su

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