Dienstag, 3. Mai 2022

fernab jeglicher Bescheidenheit...

hängt der Blumenwanderer schon wieder seine Naturbilder an die grosse Glocke. Doch da dies hier sein Königreich ist, wo er souverän wie ein Herrscher das Szepter führt, darf niemand sagen: stopp, es reicht, guter Blumenwanderer, wir kennen deine Bildli zur Genüge und dein Blabla haben wir satt. 

Neuerdings hat der Blumenwanderer sogar eine weitere Provinz erobert, wo er in gleicher Weise sein absolutistisches Regime eingeführt hat. Sie liegt hier:   https://www.instagram.com/blumenwanderer/

Die Schwäche der Unbescheidenheit mag man dem Guten halbwegs verzeihen, macht er es doch zur Ehre des Frühlings und seiner Flora! Daher hier eine neue Folge von Aufnahmen von speziellen Pflanzenarten aus dem unerschöpflichen und unergründlichen Wallis. Sie sind verbesserungsfähig, um das milde zu sagen, aber inhaltlich doch ein Ausdruck der Pracht unserer Natur. Wann besser als im Frühling zeigt sie, was sie kann! Fast ist man versucht zu sagen: auch Frau Flora lässt es nach dem kargen Winter auf einmal an Bescheidenheit fehlen und trumpft auf in exuberanter Üppigkeit! Man sehe selbst!


Turtmann und seine Frühlings-Adonis (Adonis vernalis)
sind nicht zu trennen

das prächtige Hahnenfussgewächs...
ist am Adonisweg unübersehbar.


was man vom Adonis sonst nicht sieht, zeigt diese Zeichnung hier
(Quelle: Wurzelatlas, Uni Wageningen)


auch auffällig ist Matthiolis Schaumkraut
(Cardamine matthioli)...
ein seltener Vertreter der Schaumkräuter
mit reinweissen, grossen Blüten!


zwei Aurorafalter (Anthocharis cardamines)
in Paarungsstimmung

Flora legt ihr buntes Kleid an:
der Leberblümchen-Teppich (Hepatica nobilis) wirkt stellenweise bezaubernd




auch rosa (links) und weisse (oben)
Exemplare mischen sich darunter




eindrücklich die azurblaue Krone dieser Art


dank Nachhilfe endlich mal aufgefunden:
der Finger-Ehrenpreis (Veronica triphyllos)


kein Ehrenpreis und doch aller Ehre und
des Lobpreises wert: der Acker-Mannsschild
(Androsace maxima) mit blassrosa Blütchen

das seltene Ding wird nur wenige Zentimeter
gross und hat auffällige Deckblätter




gleich weiter geht's mit den Raritäten:
der Zwiebel-Steinbrech (Saxifraga bulbifera)
wächst nur an wenigen Stellen im Unterwallis


die Zarte Gliederschote (Chorispora tenella)
ist ein schöner Neophyt

ganz im Gegensatz zu diesem Archäophyten,
der Kugelsamigen Platterbse (Lathyrus sphaericus)

unerhört, dass diese Art bis zu
40cm hoch werden kann!

der Genfer Günsel (Ajuga genevensis) 
bildet hier einen tollen Blühaspekt




noch unerhörter, dass er auch im rosa Kleid daherkommt!



das mediterrane Weidenblatt-Sonnenröschen
(Helianthemum salicifolium)



kommt sensationellerweise in Mitteleuropa
nur an wenigen Stellen in den Follatères vor!


seine zitronengelben Blütenblätter fallen schon gegen Mittag ab.
Zum Vergleich links das viel grössere Gewöhnliche S. (H. nummularium)


im Gunde genommen ist der Ausdauernde Knäuel
(Scleranthus perennis) ein winziges Nägeli
er verträgt härteste Lebensbedingungen wie
Felsköpfe, Wegränder, sandige und steinige Böden


auch des Knäuels Unterwelt erweist sich bei näherer Untersuchung grösser als sein sichtbarer
Teil. Weshalb das so ist, lässt sich leicht erraten. Interessanterweise parasitieren die Larven
der Polnischen Karminschildlaus (Porphyrophora polonica) an seinen Wurzeln. Sie lieferten
ähnlich wie die Cochenilleschildlaus einige Zeit lang einen zum Rotfärben benutzten Farbstoff
(Quelle: Wurzelatlas Uni Wageningen)


gerade blüht der Grossblütige Breitsame
(Orlaya grandiflora) auf

wie schön ist doch auch der
Gewöhnliche Reiherschnabel (Erodium cicutarium)





hier noch einige Vertreter aus dem grossen Volk der Liliputaner:
wohl nicht das Kleinblütige Vergissmeinnicht, sondern
das Hügel-Vergissmeinnicht (Myosotis ramosissima) im Baby-Stadium

die zarten Fiederchen des Nacktfarns (Anogramm leptophylla).
Die mediterrane Farnart hat sensationellerweise auch im Wallis
einige Standorte in geschützten Balmen.
.
ob die Klebrige Miere (Minuartia viscosa) wirklich so selten
ist wie angegeben oder einfach oftmals übersehen wird?
(Besten Dank an P. Hürlimann für die Aufnahme!)

Dillenius' Ehrenpreis (Veronica dillenii)



habe ich persönlich noch nicht oft gesichtet:
Piemonteser Kreuzlabkraut (Cruciata pedemontana)
mit winzigen gelblichen Blütchen



Immenblatt (Melittis melissophyllum)
Hügel-Waldmeister (Asperula cynanchica)


schliesslich folgt noch die Orchideenparade:
gerade im zeitigen Frühjahr ist das Wallis ein Paradies für Orchideenliebhaber.


hier wie oben die Holunder-Fingerwurz
(Dactylorhiza sambucina), die es
in zwei Farbvarianten gibt

dazwischen auch dies Mini-Sträuchlein:
Acker-Filzkraut (Filago arvensis)



das Blasse Knabenkraut (Orchis pallens)
kommt an einigen Stellen im Wallis
recht zahlreich vor




wenn auch nicht immer mit Blütenbesucher!







auch der Ohnsporn (Aceras anthropophorum)
ist auf einigen Wiesen so häufig, 
dass man aufpassen muss, ihn nicht zu zertreten





weshalb weiss ich nicht, aber er gehört
zu meinen liebsten Orchideenarten



der Blütenstand des Brand-Knabenkrauts
(Orchis ustulata) ist reichblütig...

mit vielen sehr kleinen Blüten
in einer walzenförmigen Ähre.




das Kleine Knabenkraut (Orchis morio)
ist im Wallis zum Glück noch häufig


doch was sieht man da Bizarres?
so früh hätte ich die Hummel-Ragwurz
(Ophrys holosericea) nicht erwartet

wichtigster Bestäuber der Art ist die Bienenart
Eucera longicornis, deren Sexuallockstoff...
.
die Blüte nachahmt, die außerdem einige
 optische und taktile Schlüsselreize kopiert.


 die Bienenmännchen versuchen mit
der Blüte zu kopulieren und bekommen
dabei ein Pollenpaket angeheftet
was leuchtet da für eine merkwürdige
Ragwurz aus dem Schatten hervor?


es sind die letzten Blüten der
Gewöhnlichen Spinnen-Ragwurz
(Ophrys sphegodes)
sie blüht sehr früh und so ist es ein Glück,
dass ich sie noch blühend sehe



auf derselben Wiese auch schon zu sehen:
Schwertblättriges Waldvögeli 
(Cephalanthera longifolia)
im schattigeren Bereich ist das 
Männliche Knabenkraut (Orchis mascula)
zuhause




eine Augenweide sind die 
Helm-Knabenkräuter (Orchis militaris)












5 Kommentare:

  1. Liber Kilian, Superbilder eine jedesmal, aber dieser Beitrag ist gelinde gesagt extra fein. Eine Vielfalt, die überwältigt. Danke für all das. Res

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  2. wunderschönen Beitrag! Bravo!

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  3. Patrick Lienert16. Mai 2022 um 13:36

    Unglaubliche Köstlichkeiten. Mit mindestens 5 Arten, die ich in 30 Jahren noch nie in natura gesehen habe. Respekt...

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