Montag, 18. Oktober 2021

Christs Augentrost

noch einmal ein Beitrag aus dem Wallis, und zwar von der Südabdachung des Simplons, also aus jenem kleinen Teil des Wallis, der nicht in die Rhone entwässert, sondern dem Toce tributär ist. Es geht um eine relativ spät entdeckte Art (am Simplon 1892) mit dem Namen Christs Augentrost, über die Alfred Becherer in einem Artikel aus dem Jahre 1952 schreibt:

"Wenn der Reisende, der den Simplon überschreitet, sich in dem gastlichen Gabi, auf der Südseite des Passes, eine Mittagsrast gönnt, so wird er im Speisesaal des dortigen Hotels zwei Rahmen mit Gegenständen aus dem Tier- und dem Pflanzenreich bemerken. Der eine enthält eine Kollektion von Schmetterlingen der Umgebung des Ortes, darunter eine Spezialität der Simplon-Südseite: die 1882 von Pfarrer A. R ä t z e r im Laquintal entdeckte und von diesem erstmals beschriebene Erebia Christii. Der andere Rahmen birgt eine Besonderheit der Gegend aus dem Reiche der Gewächse: eine kleine, aber ansehnliche gelbe Blüten tragende Augentrost-Art, die Euphrasia Christii Favrat. Das Seltsame: beide, der Falter wie die Blume, sind nach einem und demselben Forscher benannt: dem Basler Juristen, Botaniker und Schmetterlingskundigen Hermann Christ (1833—1933)."

Von diesem Augentrost soll im folgenden die Rede sein. Diese spät blühende Art ist ein "seltener Augentröstling", meinte mal ironisch ein Bekannter des Blumenwanderers. Und tatsächlich tröstet uns die schöne goldgelbe Farbe seiner Korollen über das unvermeidliche Ende der Blumensaison hinweg. Immerhin schmeichelten dem Auge des Blumenwanderers auch noch ein paar weitere Farbtupfer, welche dieser Beitrag zeigt.


Tourdatum:  21. August 2021


der Aufstieg führt zunächst durch den Lärchenwald


erstaunlich, wieviel Rainfarn (Tanacetum vulgare) es hier gibt!
Gekrönt ist er von den Blütenwölkchen der Weidenröschen (Epilobium angustifolium).



eine südalpine Art ist...
die Blassrote Wiesen-Schafgarbe
(Achillea roseoalba).


die Federige Flockenblume
(Centaurea nervosa) ist ein Blühwunder

sie besitzt pro Stängel meist nur ein Körbchen




an einem typischeren Ort könnte 
der Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides) nicht wachsen!



Sternblütiges Hasenohr
(Bupleurum stellatum)

Wenghorn, Rothorn und Seine Majestät
das Fletschhorn über Simplon Dorf



natürliche und menschliche Baukunst


auch nicht blühend leicht zu erkennen
sind diese beiden spannenden Arten:
Hallers Greiskraut (Senecio halleri)...
und Goldprimel (Androsace vitaliana).


die unendliche Weidemauer, die sich vom Glatthorn herabzieht



auf einmal kommt der Star des Tages in Sicht:
Christs Augentrost (Euphrasia christii)
ist er nicht ein echter Augentröstling?

die Simpiler Vorkommen liegen etwas abseits der begangenen Wege

die Art besiedelt beweidete und unbeweidete Rasenbestände
sowie kurzrasige Felsköpfe in der subalpinen und alpinen Stufe
 
sie besitzt ihr Optimum im Wallis zwischen 2000 und 2200 m


hier mit dem
Reichästigen Enzian (Gentiana ramosa)


und da mit einer anderen Augentrost-Art:
Alpen-Augentrost (Euphrasia alpina)


als so schönes Sträuchlein sieht man
den Alpen-Augentrost selten


Gaudins Berufkraut (Erigeron gaudinii)
Katzenpfötchen (Antennaria sp.),
doch ist rechts noch etwas anderes



ihre grossen Samenkapseln verraten....


die Niederliegende Klatschnelke
(Silene vulgaris ssp. prostrata).




Grossköpfiger Pippau (Crepis conyzifolia)


Hohbielestafel oder auf Walliserdeutsch: Hobièluschtaaful.
Das Alpweidegebiet um den Stafel ist mit Lärchenpionieren bewachsen.


Gold-Klee (Trifolium aureum)
Hirschheil (Seseli libanotis)



das Seehorn grüsst aus der Ferne den auf dem Panoramaweg schlendernden Blumenwanderer





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