Für den Pflanzenfreund sind die Teichlandschaften der Ajoie, diesem kantigen Zipfel der Nordwestschweiz, Orte voll seltener Reize und eine Fundgrube spezieller Arten, vor allem von Wasserpflanzen, die für die Schweiz oft nur von dort bekannt sind.
Die Teiche an der Vendline und Coeuvatte werden - leider nur noch zum Teil - als Karpfenteiche bewirtschaftet, sind durch künstliche Dämme aufgestaut und mit verschliessbarem, die Fische nicht durchlassendem Abfluss versehen. Sie werden während des Winters oft trockengelegt, damit die Wasserpest (Elodea canadensis) etwas zurückgedrängt wird. Das Einzugsgebiet ist klein und quellenlos. Die Höhe des Wasserstandes spiegelt den allgemeinen Witterungsverlauf. Eine längere Trockenperiode lässt den Wasserspiegel langsam sinken, und der Teichrand zeigt den jungfräulichen Schlammboden, der nötig ist als Standort konkurrenzschwacher Arten.
Bei zwei Besuchen diesen Herbst in Bonfol und Damphreux konnte sich der Blumenwanderer überzeugen, dass die Gegend nach wie vor eines Besuches wert ist und ihre - eher diskreten - botanischen und landschaftliche Reize auszuspielen weiss.
auch Fischer interessieren sich für besagte Teiche |
ganz unscheinbar steht hier das in der Schweiz sehr rare Echte Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) im Wasser umher |
ebenso rar macht sich leider auch die schöne Wasser-Rebendolde (Oenanthe aquatica). Sie wird auch Wasserfenchel genannt. |
schon abgeblüht ist der Nickende Zweizahn (Bidens cernua) |
der Gemeine Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) fruchtend vor einem noch gefüllten Teich |
der einjährige Sumpfquendel (Lythrum portula) hat nichts mit Quendel zu tun, sondern ist ein Weiderichgewächs |
hier an seinem typischen Standort an einem wechselnassen Tümpelufer. Unscheinbarer als er kann eine Blütenpflanze fast nicht blühen. |
auch der Kurzgrannige Fuchsschwanz (Alopecurus aequalis) ist auf periodisch überschwemmte Böden spezialisiert |
der Stumpffrüchtige Wasserstern (Callitriche cophocarpa) hingegen liebt es ganz nass |
zwei spezielle Gelbblüter: der Kleine Sumpf-Hahnenfuss (Ranunculus flammula) |
und das Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus), das wie eine gelbe Margerite anmutet |
vor lauter Spezialitäten sollen aber ganz gewöhnliche Arten nicht unerwähnt sein: so z.B. die Wasser-Minze (Mentha aquatica)... |
und der Europäische Wolfsfuss (Lycopus europaeus). |
im benachbarten Wald gibt's auch noch einiges zu sehen: so links die Fruchtstände der Hagebuche (Carpinus betulus) und oben der Milde Knöterich (Polygonum mite) |
Wilde Brustwurz (Angelica sylvestris) |
Wasserdost (Eupatorium cannabinum) |
Grosse Brennnessel (Urtica dioica) |
nun sind wir wieder im dünn Gesäten |
denn nach der Brennessel kommt die Toprarität: vorerst könnte man meinen, dass ich da den Rucksack neben ein Tausendgüldenkraut abgestellt habe. |
die dunklen Adern auf den Blütenblättern sagen aber etwas anderes |
und der kugelige Wuchs sowieso |
es ist das Acker-Gipskraut (Gypsophila muralis), ein Ackerbegleiter, der heute sehr selten geworden ist. |
Gift-Hahnenfuss (Ranunculus sceleratus) |
die Eiköpfige Sumpfbinse (Eleocharis ovata) ist stark gefährdet, vor allem durch die Eutrophierung der Böden, die Entwässerung von Mooren und die Trockenlegung von Feuchtwiesen |
zwischendurch sieht man auch sowas: Ringelnatter (Natrix natrix) |
hier ist tatsächlich eine Farnart zu sehen, und kein Klee |
der Kleefarn (Marsilea quadrifolia) ist vom Aussterben bedroht und nur noch an ganz wenigen Fundplätzen zu sehen (Aufnahme Paul Hürlimann) |
dort findet sich auch das Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum), das ebenso überraschend ein Korbblütler ist |
hier sind die Fruchtstiele zurückgeschlagen |
mit diesem Fund wird die Luft alsdann wieder dünn: Acker-Spark (Spergula arvensis), auch Spörgel genannt |
wie bei Nelkengewächsen üblich hält sich auch der Spörgel brav an die Regel, fünf Blütenblätter zu entwickeln. Blütenökologisch nennt man sowas "nektar führende Scheibenblumen" |
hier ein weiterer seltener Ackerbegleiter auf einem umgebenden Feld |
es handelt sich um den Gezähnten Ackersalat (Valerianella dentata) |
in der Nähe sieht man auch die Mittlere Winterkresse (Barbarea intermedia) |
bei einem weiteren Teich angelangt, erblickt der aufmerksame Beobachter den Strand-Ampfer (Rumex maritimus) |
und grössere Bestände des Schwarzbraunen Zypergrases (Cyperus fuscus). |
daneben kommt auch.... |
die seltene Große Teichmuschel (Anodonta cygnea) im Schlammboden von stehenden, sauberen Süßgewässern vor |
wieder die Eiköpfige Sumpfbinse (Eleocharis ovata) |
und die schön marmorierte Teichmuschel |
da und dort spriessen der Dreiteilige Zweizahn (Bidens tripartita)... |
und der Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica). |
begleitet von den Schwänen nehme ich im Abendlicht Abschied von diesem zauberhaften Ort und gleichzeitig von der Blumensaison! |
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