Gleich zweimal war der Blumenwanderer auf dem beliebten Chasseral. Nicht jedoch die atemberaubende Fernsicht auf dem höchsten Gipfel des Berner Juras zog ihn an, auch nicht das grosse Gasthaus dort oben, sondern - wenig erstaunlich - die Flora der subalpinen bzw. pseudoalpinen Wiesen der Gipfelregion, die ein ganzes Cortège von für die jurassische Flora bemerkenswerten Pflanzen aufweisen. Oft sind sie sonst nur an wenigen Standorten im Jura vertreten.
An Spezialitäten zu nennen wären etwa das Grossblütige Sandkraut, das Langblättrige Hasenohr, das Jura-Leinkraut oder der Blassgelbe Schöterich. Aber auch sonst häufige Arten erreichen hier ihren nördlichsten Standpunkt wie die Alpen-Anemone, das Narzissen-Windröschen und die Holunder-Fingerwurz. Es ist noch nicht völlig geklärt, wie sie alle hierherkamen und ist Gegenstand der Forschung, andere wurden sicher auch vom Menschen hierher verbracht.
Der Blumenwanderer ist froh, viele von ihnen gesehen zu haben und sie in diesem Beitrag zeigen zu können. Die erste Tour fand im Rahmen der Botanischen Gesellschaft Bern statt unter der Leitung von Christoph Käsermann.
Tourdatum: 19. Juni
Blick gegen Norden zur Combe Grède und der Windkraftanlage auf dem Mont Soleil |
Blick gegen Süden mit dem Neuenburgersee rechts. Nun ja, immer kann die Fernsicht nicht gut sein: der Alpenkranz ist nur zu erahnen. |
alle kennen den weithin sichtbaren Sendeturm unweit des Gipfels |
auf dem Chasseral gibt es zahlreiche Orchideenarten: hier die unscheinbare Hohlzunge (Coeloglossum viride) |
weitere Beispiele sind das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula)..... |
und die Holunder-Fingerwurz (Dactylorhiza sambucina). |
sodann durchstreifen wir den "White Garden": Alpen-Anemonen (Pulsatilla alpina) |
die Fundstellen des Milch-Mannsschilds (Androsace lactea) ausserhalb der Alpen sind als Reliktstandorte der Eiszeit anzusehen |
was wächst hier denn aus einer Felsritze? |
das Grossblütige Sandkraut (Arenaria grandiflora) ist eine der grossen Attraktionen des Chasseral |
der sonst im Bereich der Alpen weit verbreitete Dunkle Mauerpfeffer (Sedum atratum) ist am Chasseral schon etwas Besonderes |
die Herz-Kugelblume (Globularia cordifolia) gehört zu den Wegerichgewächsen und bevorzugt felsige Orte |
einer der beachtenswertesten botanischen Standorte des Jura sind die am Fuss von "Les Roches" angehäuften Schutthalden |
an diesen Pionierstandorten gedeiht auch das Jura-Leinkraut (Linaria alpina ssp. petraea) |
die schönen Büschel des Blassgelben Schöterichs (Erysimum ochroleucum) waren schon Abraham Gagnebin aus La Ferrière und dem grossen Haller bekannt |
sie strömen einen ganz eigenen Wohlgeruch aus... |
und bilden einen herrlichen Blühaspekt. |
wer glaubt, dass das Maiglöckchen (Convallaria majalis) nur in Wäldern anzutreffen sei, sieht sich hier eines besseren belehrt |
der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) ist ein Spezialist für nackten Schotter. Er ist extrem zäh und kann bis zu 500 Jahre alt werden. |
bei meinem Aufenthalt waren die Schöteriche von zahlreichen Insekten umschwärmt, vor allem von auffallend vielen Schmetterlingen wie dem Kleinen Fuchs |
dass es diese seltene Art hier so zahlreich gibt, ist ein Erlebnis der Extraklasse |
Tourdatum: 18. Juli
einen Monat später hat sich der Aspekt geändert, und man sieht schöne Bestände von links Gelbem Enzian (Gentiana lutea) und oben Knäuel-Glockenblumen (Campanula glomerata) |
doch das hier sieht man nicht alle Tage |
es sind die Blütenstände eines Doldenblütlers mit seinen breiten Hüllblättchen: Langblättriges Hasenohr (Bupleurum longifolium) |
es wächst in der Schweiz nur an wenigen Standorten auf steinigen Kalkhängen und in lichten Wäldern |
typisch sind die oberen Blätter, die den Stängel praktisch umfassen |
das Langblättrige Hasenohr wird mehrere Jahre alt, stirbt nach der ersten Blüte meist aber ab |
die Grossblättrige Weide (Salix appendiculata) kommt vor allem in Hochstaudenwäldern vor |
der Türkenbund (Lilium martagon), umspielt von Jura-Bärenklau (Heracleum sphondylium ssp. alpinum) |
Berg-Laserkraut (Laserpitium siler) |
der schöne Laserkraut-Würger (Orobanche laserpitii-sileris) heisst so, ... |
weil er auf Laserkraut schmarotzt. |
den Abschiedsgruss entbietet ein Dukatenfalter |
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