Eine Landschaft aus dem Wasser geboren, das den Boden durchtränkt. Nicht Wasser, nicht Land, nicht See, nicht Wald - das Moor - scheint zu leben, wächst in die Höhe und verschlingt, was liegenbleibt. Hochmoore sind artenarme Lebensräume. Nur wenige Pflanzen finden sich in diesem nährstoffarmen und sauren Milieu zurecht. Trotzdem leisten Hochmoore einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, da in diesem besonderen Lebensraum hochspezialisierte Pflanzen wachsen, die nur hier vorkommen.
Nirgends in der Schweiz gibt es soviele national geschützte Moore auf einer derart kompakten Fläche wie im luzernischen Entlebuch. Diese Region umfasst ca. 400 km2; davon ist mehr als die Hälfte geschütztes Moorgebiet. Seit 2001 ist das Entlebuch ein von der Unesco anerkanntes Biosphären-Reservat, das erste der Schweiz. Ziel dieses Labels ist die nachhaltige Entwicklung eines Gebiets, die sowohl der Natur als auch den Menschen Überlebenschancen geben soll.
Diese Lebensräume strahlen eine eigene Magie aus. Dass dem insbesondere in botanischer Hinsicht so ist, durfte der Blumenwanderer diesen Sommer auf einer Exkursion mit dem erfahrenen Botaniker Franz Portmann feststellen. Er ist der Autor zweier exzellenter Bücher zur Pflanzenwelt der Biosphäre Entlebuch, einerseits eines Standardwerks zu allen hier vorkommenden Arten und Lebensräumen und andererseits eines vielseitigen Wanderführers im Gebiet (beide im Haupt Verlag Bern).
Tourdatum: 29. Juli 2021
die Ansicht des wild zerklüfteten Felsriegels der Schrattenfluh wird uns den ganzen Tag über begleiten |
schon auf dem Weg zum Moor begegnen wir spannenden Arten: Scheuchzers Glockenblume (Campanula scheuchzeri) |
der Knotenfuss (Streptopus amplexifolius) fruchtet schon. Er gehört zu den Liliengewächsen. Der Name rührt daher, dass sein Rhizom schief und knotig ist. |
die Blumenbinse blüht nicht mehr, sondern hat ihre typischen Balgrüchte angesetzt |
Schlamm-Segge (Carex limosa) |
Schnabel-Segge (Carex rostrata) |
Igel-Segge (Carex echinata) |
Moor-Labkraut (Galium uliginosum) |
dass die Spezialitäten des Gebiets von der eher unscheinbareren Sorte sind, zeigen diese Bilder: für die seltene Kleinfrüchtige Moosbeere (Vaccinium microcarpum) braucht es gute Augen! |
zwischen der Rosmarinheide (Andromeda polifolia) glänzt und glitzert es wie Tau: Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) |
das Kleine Zweiblatt (Listera cordata). Die unscheinbaren kleinen Orchideen wachsen hier neben oder teilweise unter Heidelbeergebüsch. |
Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium) |
die Bestände des Waldmoor-Läusekrauts (Pedicularis sylvatica) gehen stark zurück, was vor allem daran liegt, ... |
dass extensiv genutzte Frisch- und Feuchtwiesen brach liegen, Feuchtwiesen trockengelegt und solche Gebiete zunehmend intensiv beweidet werden. |
jetzt werden die Blätter des Sonnentaus länger: es handelt sich um den Breitblättrigen Sonnentau (Drosera ×obovata) mit intermediären Merkmalen zwischen rund-und langblättrigem Sonnentau. |
hier ist gut zu sehen, dass bei der Rostblättrigen Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) nur die älteren Blätter die typische rostbraune Färbung aufweisen |
an den unterschiedlichen Grüntönen lassen sich Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Rauschbeere (Vaccinium uliginosum, blaugrün) gut unterscheiden |
im Bergföhren-Moorwald .... |
haben einige Bereiche keinen dichten Baumbestand. Zwischen den Bergföhren (Pinus mugo ssp. uncinata) befinden sich immer wieder kleinere Moorflächen. |
Fuchs' Gefleckte Fingerwurz (Dactylorhiza maculata ssp. fuchsii) |
erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass es hier auch schöne Arnika-Bestände gibt (Arnica montana) |
um diese Jahreszeit beginnen gerade die schönen Bestände ... |
des Moorenzians (Swertia perennis) hier zu erblühen. |
nun sind die Blätter des Sonnentaus auf einmal ganz lang, denn wir haben den seltenen Langblättrigen Sonnentau (Drosera anglica) gefunden |
hier blüht der Sonnentau und wird oben von den Insekten bestäubt, die er unten wegfängt. Der Tierfang dient den Pflanzen der zusätzlichen Gewinnung von Stickstoffverbindungen im nährstoffarmen Boden |
Wenigblütige Segge (Carex pauciflora) |
Saum-Segge (Carex hostiana) |
der Dornige Moosfarn (Selaginella selaginoides)... |
ist eine von nur zwei im deutschsprachigen Raum heimischen Arten der Moosfarne, die so gar nicht wie Farne aussehen |
das ist allerdings nicht ein weiterer Moosfarn, sondern einer der Höhepunkte des Tages: der Moorbärlapp (Lycopodiella inundata) wächst hier inmitten von Sonnentau |
eine tolle Überraschung war auch ein grösserer Bestand der seltenen Einorchis (Herminium monorchis) |
Wurzelsystem des Blutauges (Quelle: Wurzelatlas mitteleuropäischer Grünlandpflanzen 2/1) |
als abschliessendes Schmankerl gab es in einem anderen Moorgebiet bei Entlebuch noch dies: die Glockenheide (Erica tetralix), bei der man indes davon ausgeht, dass sie im 20. Jh. eingeführt wurde. |
die Besenheide (Calluna vulgaris) ist ein langsamwüchsiger, bis ein Meter hoher und etwa 15 Jahre alt werdender Strauch |
soviel vom Kleinen Sumpf-Hahnenfuss (Ranunculus flammula) habe ich noch nicht gesehen |
die Weisse Schnabelbinse (Rhynchospora alba) ist unverkennbar |
hier im Habitus |
der Beitrag endet mit einer an Magie nicht zu übertreffenden Art: Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) |
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