Samstag, 17. April 2021

Erstfrühling am Monte Caslano

Der fast kegelförmige, 523 Meter hohe Tessiner Hügel besteht aus vielfältigen Böden, weshalb er auf kleinem Raum einen überraschenden floristischen Reichtum aufweist. So gibt es auf dem Monte Caslano tatsächlich etwa 600 Gefässpflanzen (Farne und Samenpflanzen) sowie 150 Moosarten. Viele dieser Arten, die alternierend fast über das ganze Jahr über blühen, sind auf dem Weg durch die verschiedenen Lebensräume gut zu sehen. Der Aufstieg führt zunächst durch die Laub- und Kastanienwälder auf dem sauren Boden des Nordhangs. Dann geht es quer durch den Gebüschwald mit seinen Hopfenbuchen, die auf den karbonatreichen Böden des steilen Südhangs gedeihen.  

Der Rundweg ermöglicht immer wieder spektakuläre Aussichten auf den Luganersee und die angrenzenden, dicht bewaldeten Hügelzüge. Der südlich von Lugano an der Grenze zu Italien gelegene Monte Caslano ist somit ein Geheimtipp für alle Pflanzenbegeisterten. Meist gehen selbige ja erst im Mai dorthin. Ein Grund mehr für den Blumenwanderer, das so ganz anders geartete, südliche Gebiet mal etwas früher, und zwar schon im März zu besuchen, also zu einer Zeit, in der man nördlich der Alpen noch nicht gerade mit Blühendem verwöhnt ist. Dass es sich gelohnt hat, möchte dieser Beitrag zeigen.

Tourdatum: 31. März 2021


zu Beginn geht es durch das typische Tessiner
Dorf Caslano mit seinen engen Gassen

etwas oberhalb davon blühen
bereits die Magnolien





der Nordländer muss sich anfänglich die Augen reiben
beim Anblick dieser Szenerie



an solch schöner Böschung voller
Stängelloser Schlüsselblumen (Primula acaulis)
vorbei schreitet man frohgemut zum "Berg"



bald schon wird man einer Pflanze ansichtig, für die
das Gebiet bekannt ist: Christrose (Helleborus niger)
auch abgeblüht fasziniert sie noch:
die Blütenhüllblätter haben sich grünlich verfärbt
und beteiligen sich jetzt an der Photosynthese


überraschend für mich ist die Vollblüte
dieser tollen Art:
Fiederblättrige Zahnwurz
(Cardamine heptaphylla)


aber wo finden wir die namensgebenden Zähne der Pflanze?
 Sie sind unter der Erde versteckt und entpuppen sich als zahnförmige Blätter
am Rhizom, mit deren Hilfe es sich durch das Erdreich gräbt.



von Südasien bis hierher hat es
die Scheinerdbeere (Duchesnea indica)
geschafft
Fingersegge (Carex digitata)



Buchsblättrige Kreuzblume
(Polygala chamaebuxus)

hier so eine Foto, die zeigt, dass
der Blumenwanderer wieder mal nur sein Iphone
bei sich hatte: Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia),
die bei uns nur im Tessin vorkommt.


die schöne Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
beginnt zu erblühen und.....

die weissen Buechwunni (Hepatica nobilis)
blühen immer noch.



auf einmal kommt man aus dem Wald
und steht am steilen Südabbruch.
Hier fällt auf: ....
Schmalblütiges Graues Milchkraut
(Leontodon incanus ssp. tenuiflorus)
mit vor dem Aufblühen nickenden Köpfchen



Zypressenblättrige Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
mit schönem Blühaspekt
der Berg ist auch von unzähligen Veilchen
bedeckt: hier das Hain-Veilchen
(Viola riviniana) mit hellem Sporn


Blick zurück auf Caslano und den Hügel Santa Maria mit Vernate



habe ich noch nie blühen gesehen:
Straussblütige Margerite (Tanacetum corymbosum).
Na ja, wird schon noch werden!
das Südalpen-Lungenkraut (Pulmonaria
australis) mit seiner leuchtend
azurblauen Farbe


der Genfer Günsel (Ajuga genevensis)

und unübersehbar sein kriecherischer
Verwandter: Kriechender Günsel
(Ajuga reptans)


der Pfad über den Monte Caslano
gilt als Berg-Wanderweg und
ist kein Sonntags-Spaziergang!
was ist denn da Weisses zu sehen?


darauf habe ich gewartet: das Weisse Fingerkraut
(Potentilla alba) in schöner Ausprägung.
Ich sehe es hier zum ersten Male.




das Rosengewächs wirkt auf Aufnahmen immer grösser
als es in Wirklichkeit ist. Aber schön ist es allemal!






zuerst traue ich meinen Augen nicht, aber sie ist's:
Aehrige Glockenblume (Campanula spicata)
direkt am Wanderweg



Berg-Segge (Carex montana)


deutlicher geht's vegetativ fast nicht:
Trionfettis Flockenblume (Centaurea triumfettii)



während die Turm-Gänsekresse
(Arabis turrita) schon längst blüht, ...


steht das Immenblatt (Melittis melissophyllum)
erst in den floristischen Startlöchern.





Südalpen-Kreuzblume (Polygala pedemontana)
mit bis zu 4cm langen oberen Blättern




die Aussicht auf den Ceresio
begleitet einen während der ganzen Wanderung





was das wohl wird?
Mein Vorschlag: Salomonssiegel.



Behaartes Kreuzlabkraut (Cruciata laevipes)









vorbei an einer Steineiche (Quercus ilex)
kommt wieder der Ceresio in Sicht 
und gleich auch schon der "Star des Tages"




es ist der schon erstaulich weit
entwickelte Diptam (Dictamnus albus), ...
hier innig von einer Spargel umschlungen.


deutlich sind schon seine Knospen zu sehen
eine Spezialität des Ortes ist auch
der Zartblättrige Spargel
(Asparagus tenuifolius)


hier die grüne Tante der Christrose:
Grüne Nieswurz (Helleborus viridis)


.....und da die kleinblütige Nichte des
Weissen Fingerkrauts: Potentilla micrantha



das Kleine Immergrün (Vinca minor) tritt meist in grossen Beständen auf



diesen Duckmäuser hätte ich fast übersehen:
Knotige Wallwurz (Symphytum tuberosum),
ein typischer Tessiner.



die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
gibt sich auch alle Mühe, Leuchtkraft zu erzeugen






so schön, um diese Jahreszeit auch
die Strauchwicke (Hippocrepis emerus)
bereits in voller Leuchtkraft zu erblicken!



ein zauberhafter südländischer Frühlingstag neigt sich dem Ende zu








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