Was eigentlich die Bezeichnung für ein kostbares Dekor für Tapisserien des ausgehenden Mittelalters ist, kann man auch auf die alpinen Rasen unterm Matterhorn übertragen. Auch noch im August lässt sich hier ein Tausendblumenteppich beobachten, so als sei es eben erst Frühling geworden!
Fast zwei Drittel aller 48 Viertausender der Schweiz scharen sich ums Mattertal und um Zermatt. Sie schirmen dieses Gebiet vor Niederschlägen ab, so dass sein Klima im Verhältnis zu seiner Höhenlage sehr trocken und kontinental ist. Die hohen Berggipfel selbst erhalten dagegen ein Mehrfaches an Niederschlägen. Ein einheitliches Zermatter Klima gibt es deshalb nicht. Das zeigt sich zum Beispiel beim Gornergletscher. Erstaunlicherweise ist der zu dieser Fläche ewigen Eises führende Südhang trotz seiner hohen und gletschernahen Lage reichlich geschmückt mit einem farbigen Blumenmeer.
Botaniker sind sich einig: Die Zermatter Flora ist ein Eldorado für Blumenfreunde. Hier entdeckt man eine Vielfalt an Blumen und Gräsern, die weltweit einzigartig ist. Das Schöne daran: dank der diversen Bergbahnen und Wanderwege ist es einfach, diese Arten zu entdecken! Die Pflanzenwelt von Zermatt wurde von bedeutenden Botanikern als die reichhaltigste im Alpenbogen bezeichnet. Der folgende Bericht möchte dieses Urteil mit einigen Aufnahmen bestätigen, die Anfang August in Sichtweite des Gornergletschers entstanden sind.
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vom Startpunkt der Wanderung in Rotenboden aus
sieht man das majestätische Matterhorn
und das bei Kletterern geschätzte Riffelhorn |
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im Riffelsee spiegelt sich das Matterhorn |
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doch was sind das für Fäden im Bergsee? |
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zu meiner Ueberraschung steht hier gerade
der Schmalblättrige Igelkolben (Sparganium angustifolium) in Vollblüte! |
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hier finden sich neben Wollgräsern auch
zwei seltene arktische Reliktseggen |
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es ist dies die Zweifarbige Segge (Carex bicolor) |
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und die Binsenblättrige Segge (Carex maritima), ... |
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die ihre Fruchtschläuche schon verloren hat. |
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was leuchtet hier für ein zart' Blümelein
aus dem Grase? |
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es ist der Zarte Enzian (Gentiana tenella) |
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das seltene Doldentraubige Täschelkraut
(Thlaspi rotundifolium ssp. corymbosum)
fruchtet schön in den Silikatfelsen |
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Einköpfiges Berufkraut (Erigeron uniflorus) |
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Grasnelkenblättriges Habichtskraut (Hieracium staticifolium) |
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seine noch geschlossenen Zungenblüten in der Mitte
des Köpfchens bilden einen auffälligen dunklen Punkt
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die Zwerg-Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina subsp. minima) einmal ganz gross! |
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die kleinwüchsige Kugelblumen-Rapunzel
(Phyteuma globulariifolium) hier zusammen mit
dem Zwerg-Liebstock (Ligusticum mutellinoides) |
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das Graue Greiskraut (Senecio incanus) vor der Monte Rosa-Gruppe |
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Raues Schutt-Milchkraut (Leontodon hispidus ssp. pseudocrispus) |
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Scheuchzers Glockenblume
(Campanula scheuchzeri) |
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links der Doppelgipfel von Castor und Pollux (Zwillinge), in der Mitte das Breithorn und ganz rechts das Kleine Matterhorn |
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in wüstenhaftem Ambiente fruchtet
der Schweizer Spitzkiel (Oxytropis helvetica) |
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hier gefällt es auch dem Alpen-Bruchkraut (Herniaria alpina) |
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schaut man ganz genau hin, sieht man hier und da
eine offene Blüte dieses Nelkengewächses,
doch eigentlich braucht es dazu eine Lupe |
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zahlreich blüht hier das Hahnenfuss-Hasenohr (Bupleurum ranunculoides) |
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Blick auf den Gornergletscher mit seinen blauen Seelein, die sich an der Oberfläche bilden. Zudem gibt es ein dauerhaftes Netzwerk aus tief eingeschnittenen Schmelzwasserströmen, das es in dieser Art nirgendwo sonst in den Alpen gibt |
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die Goldprimel (Androsace vitaliana) ist längst verblüht |
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Alpen-Aster (Aster alpinus) |
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Reichästiger Enzian (Gentiana ramosa) |
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Alpen-Augentrost (Euphrasia alpina) |
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grösser als hier können Edelweisse
(Leontopodium alpinum) fast nicht werden! |
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die Gletscher-Edelraute (Artemisia glacialis).... |
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mit passendem Hintergrund! |
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die Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum)
gibt sich alle Mühe, den Thymian zu überstrahlen |
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Moschus-Schafgarbe (Achillea erba-rotta ssp. moschata).
Die Art ist eine Pionierpflanze;
sie ist ein Schuttkriecher und Schuttfestiger. |
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hier lassen sich zwei ähnliche Enziane gut vergleichen:
der Feld-Enzian (Gentiana campestris) und.... |
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ein besonderer Schmuck im Blumenteppich:
die zahlreichen Sträusschen des
Reichästigen Enzians (Gentiana ramosa) |
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Zwerg-Augentrost (Euphrasia minima) |
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diese Art gehört zu den wenigen
einjährigen Pflanzen der Alpenflora |
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im Tagesverlauf bilden sich Cumulus-Türme.
Hier vereint ein solcher Castor und Pollux
zu einem einzigen grossen Gipfel! |
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hier das ''Horn'' mit der typischen Fahnen-Wolke (Bannerwolke). Eine Fahnen-Wolke entsteht im Lee (Wind abgewandte Seite). Die windzugewandte Seite (Luv) des Berges ist dabei stets wolkenfrei |
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das Monte Baldo-Windröschen (Anemone baldensis)
erfreut uns mit einer zweiten Blüte |
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hier ein fruchtendes und blühendes Exemplar
dieser kleinwüchsigen Art |
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es wird auch Tiroler Windröschen genannt
und kommt v.a. in den Südalpen vor |
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die Blüte besitzt wie hier bis zu zehn
weisse Perigonblätter |
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ist das nun eine gelbe Variante des Alpen-Augentrosts |
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oder der seltene Christs Augentrost
(Euphrasia christii)? |
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die Niedrige Rapunzel (Phyteuma humile cf.) tut ihrem Namen Ehre an.
Oder ist es doch nur die Kugelblumen-Rapunzel? |
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die Rote Felsen-Primel (Primula hirsuta) ist längst verblüht |
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zum Glück blüht aber dieses Nelkengewächs noch |
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es ist die Alpen-Pechnelke (Silene suecica)
Diese schöne Art wächst nicht nur in den Alpen, ... |
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sondern auch in Nordeuropa, worauf der wissenschaftliche
Artname suecica (schwedisch) Bezug nimmt. |
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Gemeines Katzenpfötchen (Antennaria dioica).
Der Gattungsname bezieht sich auf die Form der Blütenköpfchen
und auf die weiche Behaarung der Pflanzen. |
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mit dem historischen Hotel bei Riffelberg ist der Endpunkt der kleinen Wanderung erreicht.
Das Riffelhaus ist in dieser Saison geschlossen. |
Hallo
AntwortenLöschenDas Phyteuma humile könnte eher P. globulariifolium sein.
Beste Grüsse
Jonas
lieber Jonas,
Löschendu hast recht: hatte das Ding nicht sauber bestimmt. Ich setze mal ein cf. hin.
Grüessli
Kilian.