Sonntag, 2. August 2020

das Zwischbergental

Fernab der Touristenströme präsentiert sich das Zwischbergental im Kanton Wallis wunderbar unberührt. Von Gondo aus windet sich eine Strasse hinauf in dieses Naturparadies.
Die Schmugglerroute von hier über den Monscerapass war während der beiden Weltkriege für viele lebenswichtig. Die wildromantische, spärlich bewohnte Gegend (auf Wallisertitsch "Zwischbärgu" genannt) liegt zwischen hohen Bergen an der Grenze zu Italien. Bekannt wurde die Region durch das Gold, welches die Römer, Stockalper und Spekulanten hier suchten. Auch der Blumenwanderer kam des Goldes wegen hierher, doch wie gewohnt war es von anderer Natur als das Edelmetall gleichen Namens.

Botanisch gesehen unterscheidet sich das bereits südlich des Simplonpasses gelegene Zwischbergental von der Flora des rhodanischen Wallis durch mehrere Eigentümlichkeiten, da es bereits Anteil nimmt an der insubrischen Flora. So ist z.B. die Buche hier im Gegensatz zum übrigen Wallis stark verbreitet. Der obere Teil des Tales besitzt eine reiche alpine Flora.

Obwohl das Zwischbergental ein ziemlich ungehobeltes und schroffes Bergtal mit steilen Flanken zu beiden Seiten ist, lässt sich gut eine Rundwanderung einrichten – auch wenn die Routenskizze mehr einer Speerspitze ähnelt denn etwas Rundem. Als Ziel- und Umkehrpunkt hatte der Blumenwanderer den kleinen Stausee bei Fah gewählt. Die folgenden Bilder liefern ein paar Eindrücke von dieser abenteuerlichen Reise.

Tourdatum: 25. Juli 2020



Zwischenhalt im Weiler Gabi


überschaubarer Poschi-Fahrplan in Gabi


im gleichnamigen Hotel stärken wir uns und erhalten
schon eine Einstimmung auf die hiesige Pflanzenwelt
in Form eines Wildblumen-Sträusschens!




am Strassenrand findet sich alsdann der seltene
Dornige Tragant (Astragalus sempervirens)
Gewöhnliches Bitterkraut (Picris hieracioides)


auch abgeblüht noch schön ist.....
die Alpen-Bergscharte (Stemmacantha rhapontica).


das berühmte Gondo an der Doveria ist erreicht!
Nahe der Bildmitte der Stockalperturm.
Nichts deutet mehr auf die Katastrophe hin, die das von lotrechten
Felswänden eingekesselte Dorf im Jahr 2000 heimgesucht hat.


nanu, blühen die Lichtblumen hier
im Hochsommer?
schnell wird mir bewusst, dass dies ja
die seltene Alpen-Zeitlose (Colchicum alpinum) ist!



der Weg führt durch den einzigen reinen
Buchenwald im Kanton Wallis!
am Wegrand findet sich
das Wald-Ruhrkraut (Gnaphalium sylvaticum)





erstaunlich grosswüchsig ist hier oben
der Hirschheil (Seseli libanotis)
einer der wilden Seitengräben,
deren es im Zwischbergental etliche gibt

Südalpen-Kreuzblume (Polygala pedemontana)

oft trifft man im Zwischenbergental
auf halb verfallene Gebäude aus alten Zeiten


so baut die Natur und so der Mensch:
Schieferdach im italienischen Stil




ein aufgrund einer historischen Angabe wiedergefundenes
Vorkommnis von Brauns Schildfarn (Polystichum braunii)

es hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem viel
häufigeren Gelappten Schildfarn, hat aber
weichere, nicht überwinternde Blätter 


die dekorativen Fiedern des....

Gebirgs-Frauenfarns (Athyrium distentifolium cf.).



Schachbrett (Melanargia galathea)




der Strauss-Steinbrech (Saxifraga cotyledon)
ist schon verblüht

deutlich sieht man hier, wie die Mutter-Rosette abstirbt,
nachdem sie ein Dutzend Tochter-Rosetten gebildet hat!




die schönen Polster von dem leider längst verblühten....



Vandellis Mannsschild (Androsace vandellii).....

integrieren sich so gut in die Silikatwände,
dass man sie zuerst kaum wahrnimmt.

Blick hinüber zur Gebäudegruppe von Rosi
der Weiler ist früher vermutlich ganzjährig bewohnt gewesen.
Laut Ueberlieferung stand hier das erste Schulhaus von Zwischbergen
und zur "Goldgräberzeit" in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
befand sich in einem der Häuser ein Wirtshaus.





die Federige Flockenblume (Centaurea nervosa)
gefällt mir besonders gut

Krauser Rollfarn (Cryptogramma crispa)




ein ganz besonderer Vertreter der Dickblattgewächse ist
die Rosenwurz (Rhodiola rosea)

hier ein weibliches Exemplar
dieser zweihäusigen Art mit gelben Blüten

ein Blickfang unterwegs ist die hier häufig auftretende
Ausgeschnittene Glockenblume (Campanula excisa)

der Alpenrachen (Tozzia alpina)

der Gattungsname Tozzia wurde 1729 von Pier Antonio Micheli 
zu Ehren von Bruno Tozzi (1656–1743) gegeben, 
einem Mönch und späteren Abt des Klosters Vallombrosa 
bei Reggello in der Toskana, der 1703 ein Tafelwerk 
über toskanische Pflanzenarten veröffentlicht hatte



die Tozzie treffe ich eigentlich
gar nicht so häufig an,
in der Toskana gilt sie gar als "rarissima"

Hochstaudenflur mit Milchlattich (Cicerbita alpina)
und Alpendost (Adenostyles alpina).
Eine Hochstudenflur ist definiert als eine aus hochwüchsigen,
 grossblättrigen Kräutern gebildete Vegetation an nährstoffreichen,
 feuchten, meist schattigen Standorten (Unterwuchs von lichten Wäldern,
 Lawinenrunsen, Bachtobel). Hier ist auch die Tozzie zu finden.





Felsen-Leimkraut (Silene rupestris)

Norwegisches Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum)
mit dreinervigen Blättern

Purpur-Enzian (Gentiana purpurea)


ein Gelbes Berg-Veilchen (Viola biflora)
leuchtet unter einer Steinplatte hervor





Blick zurück auf das Zwischbergental mit dem Seehorn links





Kleine Sterndolden (Astrantia minor)
mit ihren auffälligen handförmigen Blättern


der Lebensspender hier heisst  "Grossus Wasser"

auffällig hier ist die Schweizer Weide (Salix helvetica)...

 mit ihren weisswolligen Blattunterseiten.




endlich ist der Stausee bei Fah erreicht!

Bärtige Glockenblume (Campanula barbata)



das bildschöne Weissliche Habichtskraut (Hieracium intybaceum)
steht kurz vor der Blüte


schliesslich kommt auch der Star des Tages in Sicht

es ist die Grossblütige Hauswurz (Sempervivum grandiflorum)


diese geschützte Art kommt in der Schweiz nur im Zwischbergental vor.
Sie ist gewissermassen das Gold des Blumenwanderers!



die Rosetten werden bis zu 15cm breit und sind überall drüsig behaart,
was ihnen einen charakteristischen Geruch verleiht.
Diese beiden Aufnahmen verdanke ich Paul Hürlimann.

damit man doch noch sieht, wie diese schöne Art blüht,
sei hier ein Bild aus dem botanischen Garten von Freiburg angefügt,
welches ich am 8. Juni 2019 schoss!



wir sehen sie leider wie hier nur mit abgeblühten Stängeln

der Umkehrpunkt ist erreicht! Ginge man von hier
weiter über einen der Pässe mit den klingenden Namen,
 wäre man in etwa 2 Stunden in Italien


auch wenn man es zuerst nicht glaubt: dies ist eine andere Art, und zwar
die Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum). Es braucht etwas Zeit,
bis man sie im blütenlosen Zustand von der Grossblütigen unterscheiden kann.



wie ein urtümliches Reptil ...


liegen hier noch Reste von Lawinenschnee umher.
Sie bilden hier eine natürliche Kuppel.






erstaunlich häufig ist hier der wohlriechende
Rainfarn (Tanacetum vulgare)





zwei Dukatenfalter (Lycaena virgaureae) vollführen den "Rainfarn-Tanz" (HüPa)


diese da erinnern mich daran, dass der Sommer langsam seinem Ende entgegengeht:
Wald-Weidenröschen (Epilobium angustifolium)


ein geöffneter Schacht erlaubt einen Blick auf
die neu gebaute Druckleitung, ...

welche ihr Wasser unterhalb des Kraftwerks wieder ins Grosse
Wasser ergiesst, sodass dieses seinen Namen wieder verdient.


in der Bildmitte entbietet das Camoscellahorn im Abendlicht einen letzten Gruss!

zum Schluss noch eine schöne Geschichte: das Zwischbergental war viele Jahre die Heimat der Wölfin Pontimia Mary.
Nachdem ihre Vorfahren Jahrtausende hier gelebt hatten, war sie 1998 eine der ersten Heimkehrerinnen in unser Land.
Pontimia Mary hat jahrelang Schafe gerissen, was dazu geführt hat, dass das Zwischbergental
zu einer der ersten erfolgreich durch Herdenschutzhunde und Behirtung geschützten Regionen geworden ist!













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