Freitag, 10. März 2017

Gelbstern, Nacktfarn und Lichtblumen

Auch auf die Gefahr hin, als reiner Raritätensammler belächelt zu werden, zeigt der Blumenwanderer hier unter anderem ein paar seltene Arten aus dem Wallis, die er kürzlich fand.
Zwar arbeiten Botaniker heutzutage kaum mehr auf Artniveau. Aber um die Zusammenhänge in der Biodiversität zu erforschen und um die Oekosysteme zu schützen, braucht es auch Leute mit guter Artenkenntnis, die die grundlegende Messgrösse kennen, welche die Artenvielfalt determinieren, nämlich die einzelnen Arten und ihre Verbreitung.


In den Weinbergen ist jetzt allerorten der Reiherschnabel
(Erodium cicutarium) zu bewundern. Wie man sieht, bildet er schon
seine schnabelförmigen Fruchtstände aus.

Im Wallis häufig ist auch die Spurre (Holosteum umbellatum),
deren Fruchtstände oftmals herabgeschlagen sind.
Wie man hier sieht, setzt sich dieses Nelkengewächs auch
gegen ein "unkrautabwehrendes" Vlies im Boden durch



ist dagegen weit weniger häufig und sogar vom Aussterben bedroht:
der Acker-Gelbstern (Gagea villosa)



alle 6 in der Schweiz vorkommenden Gelbstern-Arten
sind zwiebeltragende Liliengewächse


der Festknollige Lerchensporn (Corydalis solida)
 kommt in der Schweiz vor allem im Wallis vor

das Grauflaumige Fingerkraut (Potentilla pusilla)
blüht jetzt überall auf den trockenwarmen Hügeln

Blick von einem Hügel bei Saint-Léonard aus
auf das durch und durch "zivilisierte" Wallis.
Merkwürdig, dass es den Blumenwanderer stets an die unzivilisiertesten
Orte zieht, von denen es im Wallis immerhin auch noch einige gibt


nicht alle Farne mögen es feucht und schattig:
hier der wärmeliebende Schriftfarn (Ceterach officinarum).
Er überdauert so auch den Winter.


hier eine weitere Gelbstern-Art: der Felsen-Gelbstern (Gagea saxatilis),
auch er wie der Blumenwanderer ein Liebhaber unwirtlicher Gefilde




die Blätter des Felsen-Gelbsterns sind grasartig,
zudem blüht er praktisch auf Bodenniveau





in solch individuenreichen Gruppen trifft man
diesen Frühblüher nur selten an







der Burghügel von Valère ist ganz von
Feigenkaktussen (Opuntia humifusa) übersät,
die jetzt ihre roten Früchte leuchten lassen.






hier gleich drei Minis auf einen Schlag, von links nach rechts:
der Efeublättrige Ehrenpreis (Veronica hederifolia)
die Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule)
und das seltene Zwerg-Stiefmütterchen (Viola kitaibeliana)




Die Kirche auf dem Hügel Valeria bei Sion, wo obige
Aufnahmen entstanden: darauf steht die Basilika, 
in deren Innerem sich eine der ältesten noch
spielbaren Orgeln der Welt befindet (15. Jh.)


weiter unten im Wallis bei Mazembroz ist eine intakte Partie
des ursprünglichen Flaumeichenwaldes erhalten geblieben,
der vor dem Eingreifen des Menschen im Mittelalter (Rebbau,
Dorfsiedlungen, Strassen) wohl diese ganze Hanglage bedeckt haben dürfte.



ebenso fand der Blumenwanderer in einem entlegenen Gebiet
diese Grotte unter einem Granit-Sturzblock:



sie enthält ein Gärtli von zarten Gewächsen, ....

die sich bei näherem Hinsehen als einer der seltensten Farn-Arten
der Schweiz entpuppten. Es ist der im Mittelmeerraum verbreitete.....

Nacktfarn (Anogramma leptophylla), der wie zwei andere einheimische 
Farnarten dem tropisch-subtropischen Milieu entstammt!
Das heisst, dass er eine gleichbleibend feuchte
und warme Umgebung benötigt, um zu überleben.
Das ist in der Schweiz nur an ganz wenigen Stellen der Fall.

das besondere an dieser Mini-Grotte ist, dass sie ihre frostempfindlichen
Bewohner vor den Unbilden der Witterung schützt.
Sogar die Sonne scheint ins Stübchen.

die Pflänzchen sind jetzt noch zart und winzig,
und schon im Juni werden sie verdorrt sein

Schon bald erblühen im Wallis überall
die Berganemonen (Pulsatilla montana).
Sie werden von einem wärmenden Pelzchen geschützt.


Das für die Gegend typische Blasenschötchen
(Alyssoides utriculata) sieht jetzt so zierlich aus,
nachdem die Schötchen herausgefallen sind


An einer warmen Felswand blüht es sogar schon wieder!
Für diese Aufnahme musste der Blumenwanderer
allerdings seine "Kletterkünste" reaktivieren





das seltene Piemonteser Kreuzlabkraut (Cruciata pedemontana).
Nur bei genauestem Hinschauen sieht man seine kreuzförmigen
Blütchen, die einen Millimeter klein sind.





da wir schon bei den Minis sind:
das Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna)
blüht jetzt überall auf offenen Flächen.
Um es zu sehen, braucht es aber schon fast eine Lupe.





nicht fehlen unter den Walliser Frühblühern darf
die Lichtblume (Bulbocodium vernum)





diese Lichtblumen fand ich allerdings schon Ende Februar,
und zwar noch etwas weiter unten im Wallis,
in den am Rhoneknie gelegenen Follatères.



wohl Wildschweine gruben einige Pflanzen dieser Orchideen-Art
(Orchis morio cf.) aus. So hat man die Gelegenheit zu sehen, welch 
grosse Knollen sie ausbildet. Sie werden von Wildschweinen sehr geschätzt.

zu meinem Erstaunen erblühten in den Follatères mit ihrem günstigen
Mikroklima Ende Februar auch schon die ersten Berg-Anemonen
(Pulsatilla montana)







1 Kommentar:

  1. Hoi Kilian
    Merci für die Bilder. Schon witzig, war letztes Wochenende auch da unten und habe mal wieder die Nackfarne besucht. So um 13 Uhr waren sie bei "deinem" Block teils sogar in der Sonne, hab gestaunt. Etwa 10m SE hats auch nochmals, aber weniger. Evtl. noch anderorts in der Lichtung. LG Christoph Käsermann

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