Samstag, 6. März 2021

Walliser Frühling in Charrat

Der März-Klassiker im Wallis punkto Blumen ist sicher das Adonisröschen. Etwas früh - schon Anfang Monat - begab sich der Blumenwanderer nach Charrat im Unterwallis. Was es dort neben dem Adonis auch noch zu sehen gab, zeigt dieser Beitrag.

Die steilen, felsigen Hügel bei Charrat sind dank ihrer Schroffheit der Bebauung durch Reben und Aprikosen entgangen. Heisse Sommer, kalte Winter und ganzjährig wenig Niederschlag verleihen der Landschaft etwas Steppenartiges. Der Frühlings-Adonis ist eine typische Pflanze solcher kontinentaler Steppen. Wie andere ursprüngliche Steppenpflanzen besitzt er ein reich verzweigtes Wurzelsystem, das bis zu einem Meter in die Tiefe reicht. Die Einwanderung der Steppenpflanzen nach Mitteleuropa ist erst nach dem Abschmelzen des Eises der letzten, so genannten Weichsel-Kaltzeit in einem Zeitraum von mehreren tausend Jahren nach und nach in Schüben mit Vordringen und Rückzügen entsprechend der Klima-Entwicklung erfolgt. Natürliche Ausbreitungswege waren die Urstromtäler der großen Flüsse.


Stimmungsbild der steppenartigen Landschaft,
die man als kontinentaler Halbtrockenrasen bezeichnet

in einigen Bereichen überziehen goldgelbe Schalenblumen den Hang,
so als wären Goldtaler vom Himmel gefallen




es handelt sich um den
Frühlings-Adonis (Adonis vernalis),
der in der Schweiz nur im Wallis vorkommt




kontinentale Halbtrockenrasen wie hier in Charrat werden traditionsgemäss
von ziehenden Schafherden beweidet. Der giftige Frühlings-Adonis,
der von den Schafen verschmäht wird, profitiert von dieser Beweidung,
weil dadurch die Konkurrenz der Gräser kleiner und die Verbuschung gebremst wird.





auch so eine Steppenart ist die flauschige
Berg-Anemone (Pulsatilla montana)




etwas Besonderes ist dieses Veilchen hier: es handelt sich um das bei uns
nur im Wallis vorkommende Duft-Veilchen (Viola suavis)


das Duft-Veilchen hat ein deutlich weisses Zentrum,
eine hakig gebogene Narbe und spezielle Nektarien


wenn die Schatten länger werden,
schliessen sich die Blüten wieder

der Frühlings-Adonis treibt zunächst violett-olivgrün
bereifte Knospen auf ganz kurzen Stielen,
die fast auf dem Erdboden zu liegen scheinen
und im grauen Winterlaub kaum in Erscheinung treten



auch eine Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) regt sich schon






auch diese seltene Art ist hier vertreten:
der Acker-Gelbstern (Gagea villosa) inmitten
von Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia)




er wächst gerne an Ackerrändern und in Weinbergen



mit der Anwendung chemischer Unkrautvernichtungsmittel ist
der Acker-Gelbstern fast überall aus dem kultiviertem Land verdrängt worden



was hier so hellgrün gekeimt ist, .....

blüht da bereits winzigklein:
Steinkresse (Hornungis petraea)


der Lerchensporn (Corydalis solida) blüht inmitten
von Gartenkerbel (Anthriscus cerefolium)



Leberblümchen in zwei Farben
(Hepatica nobilis)
Festknolliger Lerchensporn
(Corydalis solida)



der Samtige Haller-Spitzkiel 
(Oxytropis halleri ssp. velutina)
treibt auch schon aus




in den Weinbergen beeindrucken immer wieder
die Lenzblüemli-Rasen (Erophila cf. praecox)







die gelben Blüten des Frühlings-Adonis breiten sich im Sonnenschein,
der Sonne sich zuwendend, zu einer weithin sichtbaren Scheibe
von 3 bis 7 cm Durchmesser aus

während ich diese Aufnahme machte, flog mir der Staub
um die Ohren und über die Steppe hinweg,
so stark wehte wieder mal der Talwind

Grauflaumiges Fingerkraut (Potentilla pusilla),
Insekten anziehend und Seelenwärme verbreitend





auch der Felsen-Gelbstern (Gagea saxatilis)
gedeiht in diesem Milieu, das immer wieder
von Silikatfelsen durchsetzt ist




















Mittwoch, 24. Februar 2021

alles Glück dieser Erde....

...liegt auf dem Rücken der Pferde..... aber nicht nur, denn wenn man sich mit einem Naturgegenstand befasst, so ist es ganz natürlich, dass man ihn mit der Zeit lieb gewinnt und immer besser kennenlernt, gleich welcher Art er auch sei. Je mehr man sich ihm widmet, stellen sich doch immer wieder neue Fragen, und man lernt Neues dazu. Und so sehr man sich auch darein vertieft, kommt man dennoch niemals an den Punkt, wo man glaubt, genug zu wissen, oder das Gefühl der Sättigung empfindet.

So ergeht es dem Blumenwanderer mit einem der wenigen Februar-Klassiker, den Lichtblumen in den Follatères. Er wird ihrer nie satt und empfindet stets aufs Neue Glücksgefühle bei ihrem Anblick.
Was man an einem milden Februartag am Walliser Rhoneknie von ihnen und auch sonst noch sehen kann, davon versucht der folgende Beitrag einen Eindruck zu vermitteln.



Blick hinab auf die Talebene des Wallis
mit einem von Saharastaub verfärbten Himmel darüber



wüsste ich es nicht genauer,
würde ich diese hier für
Gemeine Kuhschellen halten
es sind jedoch kleinwüchsige
Berg-Anemonen (Pulsatilla montana)




von dieser Art existeren
gleich zwei Farbvarianten:
Festknolliger Lerchensporn 
(Corydalis solida)



noch dominiert das dürre Eichenlaub,
doch wird es belebt durch....

die grossen Sterne
der Lichtblumen (Bulbocodium vernum).






nicht nur im Wald, sondern auch am Wegrand
begleiten einen die auffälligen Sterne
 





die Lichtblume ist nicht näher mit den Krokussen
verwandt, sondern gehört in dieselbe Familien
wie die Herbstzeitlosen!







ab und zu trifft man auch auf den
seltenen Felsen-Gelbstern (Gagea saxatilis)
mit seinen fädigen Blättern






auch einsam scheint es sich gut zu leben
in der Gruppe fühlt er sich indes wohler



der bei uns nur im Wallis vorkommende Felsen-Gelbstern
gehört zu den Liliengewächsen
und ist wie die Lichtblume ein Frühaufsteher







in den Follatères erscheinen die Lichtblumen 
am frühesten im ganzen Wallis und bereiten
der Leidenszeit des Botanophilen ein Ende!


auch reinweisse Exemplare gibt es,
hier mit schon gut entwickelten Blättern



innige Vermählung zwischen
Lichtblume und Lerchensporn
daneben ist auch schon ein bläulich
schimmernder Maiwurm unterwegs
(Meloe violaceus cf.)





unter einem mit einer Minigrotte ausgestatteten Felsblock
fand ich Anzeichen des seltenen Nacktfarns (Anogramma leptophylla)



diese Kleinen sind bemerkenswert, treten sie doch
immer nur schwarmweise auf und überziehen
die Magerwiesen mit einem weissen Flaum
Lenzblümchen (Erophila verna)
 



jetzt auch überall blühend anzutreffen:
der Reiherschnabel (Erodium cicutarium)
und natürlich die Leberblümchen
(Hepatica nobilis)




der Schluss gehört aber den Lichtblumen!