Sonntag, 13. Juli 2025

auf Schatzsuche in Sibirien

Die meisten Ausflüge des Blumenwanderers gleichen einer kleinen Schatzsuche, denn er hat meist eine oder gar mehrere besondere Arten im Visier, die er finden möchte. Die Pflanzenvielfalt der Schweiz zu erkunden, zu beobachten und zu dokumentieren, ist sein erklärtes Hobby, das ihn begeistert. Meist findet er dabei das Gesuchte – und noch viel mehr.

An einem Hitzetag zog es den Blumenwanderer in unser schweizerisches Sibirien, ins Tal von La Brévine. Wie man sich denken kann, nicht nur der Kühle wegen, finden sich dort doch auch einige botanische Juwelen. An einem Strassenrand zieht sich ein verkarsteter, zum Teil in einzelne  Kalkblöcke zerfallener Grat hin. Rings um diesen Steinrücken wird nicht gemäht, gedüngt und geweidet. Es ist ein exklusiver botanischer Blumengarten!

Denn der Streifen überrascht durch seltene Arten wie Lathyrus bauhini, Veronica austriaca, Knautia godetii und Hypericum richeri. Es müssen aber nicht immer solche Kleinode unserer Flora sein, reicht doch meist auch ein Gang hinters Haus, um sich von der Natur überraschen zu lassen. Auch eine ganz gewöhnliche Art zu sehen, von der man nicht wusste, dass sie gleich nebenan still und heimlich wächst, ist befriedigend.


hier ist sie, die emblematische Jurablume:
Gelber Enzian (Genitana lutea)
und hier ist er also, der Blumengarten!



der Färber-Ginster (Genista tinctoria)
liebt Trockenwiesen


Pracht-Nelke (Dianthus superbus) u.v.a.m.
Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium)


eines der hiesigen Juwelen:
die Schwert-Platterbse (Lathyrus bauhini)


wie diese südeuropäische Pflanze (submediterran-präalpines Florenelement) ihr Areal im Neuenburger Jura erreicht hat, ist rätselhaft


der Blumenwanderer lässt dieses
und andere Rätsel gerne auch sich beruhen
und geniesst einfach die schöne Pflanze

das Artepitheton "bauhini" ehrt den Schweizer Botaniker
Johann Bauhin. Dieser hat schon im 16. Jahrhundert
seinen Familiennamen als Bauhinus latinisiert. Da dies
eine alte Latinisierung ist, ist sie nach den Vorschriften
zur botanischen Nomenklatur beizubehalten mit der
Schreibweise bauhini, und nicht zu bauhinii zu korrigieren.


die letzten beiden Aufnahmen verdanke ich Paul Hürlimann


dazwischen finden sich zur Entspanung
aber auch ganz gewöhnliche Arten wie
die Braunwurz (Scrophularia nodosa)...
 und der Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus).



hier aber muss das Herz schon
wieder höher schlagen, denn ...
den Österreicher Ehrenpreis (Veronica austriaca)
sehe ich soeben zum ersten Mal!


das kalkholde Wegerichgewächs gilt selbst in Österreich
als sehr selten (Foto Paul Hürlimann)

was leuchtet da Gelbes im Kräutergewusel?
(Foto: Marc Henzi)
Richers Johanniskraut (Hypericum richeri)
sieht man auch nicht alle Tage
(Foto: Marc Henzi)

die Kelch- und Kronblätter im doldigen Blütenkopf
weisen zahlreiche sitzende schwarze Drüsen auf
(Foto von Marc Henzi)



im Jura findet man wie es sich gehört ab und zu auch
die Jura-Wittwenblume (Knautia godetii).
Stängel und Blätter sind bei ihr im unteren Teil kahl.


sie bevorzugt als Lebensraum feuchte, kalkreiche Wiesen.
Das mit der Feuchte lässt sich a prima vista nicht bestätigen.


gleich daneben steht die übliche
Wald-Wittwenblume (Knautia dipsacifolia)
noch in den Knospen

auch hier stimmt das Habitat nicht ganz,
denn nach Wald sucht man hier vergebens


weiter geht es auf der Suche nach Blühendem,
wobei die Hitze sogar hier allmählich zu drücken beginnt


Grosser Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum)





zwei typische Jurassier sind
der Weichhaar-Pippau (Crepis mollis)...


und die Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa).





weiter geht der Reigen der Gelbblüher mit
dem Echten Labkraut (Galium verum)...
und der Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis).


eine Besonderheit des Gebiets ist auch
die Schwarze Flockenblume (Centaurea nemoralis)
(Foto: Marc Henzi)
ihre Bestände sind in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts durch Intensivierung
der Grünlandwirtschaft zurückgegangen
(Foto: Marc Henzi) 

eine Schönheit ist die Verschiedenblättrige
Platterbse (Lathyrus heterophyllus)
(Foto: Marc Henzi)



eine Exklusivität der höchsten Kategorie
wächst unweit davon, denn es ist ihr einziger
Fundort in der Schweiz
(Foto: Paul Hürlimann)




die Heide-Wicke (Vicia orobus) ist ein rein
atlantisches, meist subatlantisches Florenelement.
Sie ist hauptsächlich in Westeuropa verbreitet.
die Heide-Wicke besiedelt in Mitteleuropa
v.a. den Saum lichter Wälder


die Heide-Wicke hat ein disjunktes Verbreitungsgebiet. Sie ist aber überall selten. Eine abschliessende Bewertung der Frage nach ihrer natürlichen Verbreitung ist derzeit nicht möglich. Man kann sich aber eine Einwanderung zur Zeit der subatlantischen Keltenwanderungen vorstellen (Zitat Wikipedia)

Vicia orobus wächst aufrecht, verzweigt, nicht kletternd wegen fehlender Ranke
(Unterschied zu den meisten anderen Wickenarten!)














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