Das Marais des Amburnex beherbergt den letzten Wuchsort des Moor-Steinbrechs (Saxifraga hirculus) in der Schweiz und eines der letzten grossen Refugien dieser Art in Europa! Das Moor in der Combe des Amburnex ist ein Mosaik von unterschiedlichen Milieux mit saurem und basischem Untergrund, die sich auch gegenseitig durchdringen. Entsprechend findet sich hier eine erstaunliche Artenfülle.
Der Moor-Steinbrech (Saxifraga hirculus) trägt den Namen eines Ziegenböckleins im wissenschaftlichen Namen (von lat. hircus: Ziegenbock). Nach Genaust (Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 1996) bezieht sich dies auf die zwei hörnchenförmigen Griffel, die auch auf der Frucht gut erkennbar sind. Einen einschlägigen Geruch konnte der Blumenwanderer jedenfalls nicht feststellen, nachdem er kürzlich die lange Anfahrt auf den Col du Marchairuz unter die Räder genommen und die eher unscheinbare Art nebenan in der Combe des Amburnex gefunden hatte.
Im wissenschaftlichen Sinne entdeckt wurde die Combe des Amburnex durch Samuel Aubert (1871 – 1955), welcher 1901 zum Thema “La flore de la Vallée de Joux” an der Universität Zürich promoviert hat. Es dürften sich um die ältesten systematischen Untersuchungen von Kaltluftseen in der Schweiz handeln. Die tiefsten bisher recherchierten Werte in der Combe werden mit -42 °C im Januar 1942 (Lüdi, 1952) und zwischen -45 °C und -47 °C im Januar 1985 (Bloesch, Capt & Aubert, 1994) angegeben. Und so findet der Moor-Steinbrech als arktische Art hier sein ideales Milieu, denn er ist ein klassisches Eiszeitrelikt. Alles andere als eiszeitlich mutete den Blumenwanderer indes die hochsommerliche Hitze bei seinem Besuch dieses magischen Moors an.
auf der Passhöhe angelangt, mache ich einen Zwischenstopp... |
und bewundere die Blumenfülle, wie hier das prächtige Breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium) |
ebenso formschön die Kleb-Kratzdistel (Cirsium erisithales) mit ihren drüsig-klebrigen Blüten |
ebenso in Vollblüte steht gerade... |
der schöne Sumpf-Pippau (Crepis paludosa). |
Rautenblättrige Glockenblume (Campanula rhomboidalis) |
ein wenig überall findet sich in der Umgebung auch dieses Blühwunder: der Flaumige Seidelbast (Daphne cneorum), doch das war im Juni, wovon der nächste Beitrag handeln wird |
eine chinesische Mauer en miniature teilt das Tal.... |
auf der anderen Seite des Passes. Andächtig begebe ich mich zur stillen Combe mit ihrem geheimnissvollen Moor. Es liegt in einem abflusslosen Hochtal der vordersten Jurakette. |
was wächst denn da an ihrem Rand für ein goldener Hahnenfuss? |
von wegen Hahnenfuss: es ist der seltene Steinbrech mit den roten Pünktchen auf den Blütenblättern: Moor-Steinbrech (Saxifraga hirculus) |
wo er wächst, findet sich auch zahlreich eine meiner Lieblingsarten: Sumpfenzian (Swertia perennis) |
die Fleischrote Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata) blüht noch ganz knapp |
auch eine typische Moorart ist das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) aus einer bei uns mit nur ganz wenigen Arten vertretenen Familie, den Spindelbaumgewächsen (Celastraceae) |
Teufelsabbiss (Succisa pratensis) |
hier oben gibt es auch schöne Bestände der Prachtnelke (Dianthus superbus) |
Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre) |
eine Spezialität des Gebiets ist auch das Knotige Mastkraut (Sagina nodosa) |
die Bestände dieses kleinen Nelkengewächses sind in der Schweiz stark zurückgegangen, sodass es mittlerweile als stark gefährdet gilt. Hier kommt es aber noch in grösseren Gruppen vor. |
nicht satt sehen kann ich mich am aufblühenden Sumpfenzian |
er wird auch Blauer Tarant genannt |
nicht fehlen darf hier natürlich das Blutauge (Comarum palustre) |
Vivent la Liberté et la Patrie! |
der Schluss gehört aber natürlich den Stars des Tages! |
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