Der Napf im Emmental, eine mächtige Nagelfluhmasse, ist mit 1406 m ü. M. die höchste Erhebung des Mittellandes. Er hat die Form eines zerfurchten Kegels, der von der Spitze her in alle Richtungen von tiefen Erosionsgräben zerschnitten ist und dadurch ein einzigartiges radiales Entwässerungssystem bildet. Weil das Napfgebiet von den eiszeitlichen Gletschern umflossen wurde, wirkte vor allem die fluviatile Erosion seit dem Pliozän und hat tiefe Kerbtäler ausgewaschen. Weitere Gipfel heissen Farnli-Esel, Höchänzi oder Hengst.
Die Felswände, Rasen auf den Kreten, Tobel, Bach-und Flussbette und insbesondere die verschiedenen, wenig oder nicht genutzten, teilweise fast unzugängliche Urrasen und Molasseaufschlüsse im Bereich der Grate sind als Lebensräume für seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten wichtig. In diesen subalpin bis alpin anmutenden Habitaten, darunter Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung, hat auch eine Reihe von Alpenpflanzen als Glazialrelikte überdauert, so der Österreicher Bärenklau, eine ostalpine Art, die am Napf den schweizweit einzigen Standort hat und hier isoliert am westlichsten Ort seiner Verbreitung wächst.
Dass der Napf nicht nur eine grandiose Rundum-Aussicht und ein gutes Mittagessen im Berghotel zu bieten hat, stellte der Blumenwanderer auf zwei Touren fest, die seiner speziellen Flora gewidmet waren. Dabei hatte er seine liebe Mühe, den Österreicher Bärenklau vor die Linse zu bekommen, wächst er doch auf fast unzugänglichen, steilen Grasflächen.
Zuerst die Aufnahmen von Anfang Juli:
sagenumwobene Landschaft der Flühe und Gräben mit Blick hinab ins Änziloch, wo angeblich der Türst und die Sträggele ihr Unwesen treiben |
die Klettendistel (Carduus personata)... |
als prächtige Staude! |
weniger eindrücklich die Quendelblättrige Kreuzblume (Polygala serpyllifolia) |
und was knsopet da auch nicht grad wirklich eindrücklich? |
es ist sozusagen der Star des Tages, das Schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum)! |
die seltene Art wurde hier im Jahre 1984 von der Emmentaler Botanikerin Klara Röthlisberger erstmals nachgewiesen |
auch nicht gerade alltäglich im Emmental ist der.... |
Graugrüne Gänsefuss (Chenopodium glaucum) neben einer Jauchegrube. |
weiter geht's vorbei an der Stächelegg zum Napf |
und vorbei am Ergebnis harter Arbeit links von Waldameisen, rechts des Menschen |
was will denn der Blumenwanderer da wieder sehen in diesem Grasgewusel neben einem Brunnen? |
es ist eine weitere Emmentaler Spezialität, die einem gut bestückten Nadelkissen nicht unähnlich ist |
und zwar die seltene Borstige Moorbinse (Isolepis setacea)! |
den Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) sieht man im Mittelland sonst nirgends als hier |
auch schon verblüht ist die Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trinervia) |
und nachfolgend die Aufnahmen von einem Ausflug Mitte August:
die Blüte des Schwalbenwurz-Enzians (Gentiana asclepiadea) verrät, dass der Sommer langsam seinem Ende zu geht |
schon erstaunlich, dass es diesem Neubürger hier so gut gefällt: Gelbe Gauklerblume (Mimulus luteus) |
eine wanderfreudige Ziege informiert sich |
auf dem Dach des Emmentals lässt sich zudem gemütlich speisen und übernachten: Berghotel Napf |
Botanisieren braucht zuweilen etwas Mut. Der Blumenwanderer rät aber ausdrücklich von einer Nachahmung ab! |
am Wegrand kommt auf einmal ein Hinweis, dass der Österreicher nicht fern ist, aber um ihn richtig blühen zu sehen, muss man da hinab, was weniger gemütlich ist. |
und hier ist der Gesuchte in Vollblüte, der Österreicher Bärenklau (Heracleum austriacum). Auffallend ist, dass die äusseren Blüten stark vergrössert sind, etwa wie beim Breitsamen. |
das ostalpine Florenelement kann am Napf als Eiszeit-Relikt angesehen werden |
in diesen Felsen wachsen auch das Jura-Leinkraut und die Augenwurz, zwei für das Mittelland höchst aussergewöhnliche Arten, doch sind sie nur per Feldstecher zu sehen |
schon blüht auch das Heidekraut (Calluna vulgaris) |
auch dieser hier ist natürlich anzutreffen: der Schärlig, um mal ein urberndeutsches Wort zu nennen |
gemeint ist der häufigere Verwandte des Österreichers, der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium). Wer ein Gspüri für Pflanzen hat, merkt den Unterschied. |
der Schluss aber gehört dem Schweiz-Österreicher! |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen