Mittwoch, 7. Juni 2023

Zu Gast im Paradies

"Tja, das Wallis ist halt ein Paradies", sagte dem Blumenwander ein kräuterkundiger älterer Herr, dem er auf dieser Wanderung von Visp Richtung Stalden begegnete. Und wohlweislich wollte ihm da der Blumenwanderer nicht widersprechen, wusste er doch zu gut, was er damit meinte. In der Tat ist das Gebiet in botanischer Hinsicht einzigartig. Wer hier auf Talwegen unterwegs ist, begegnet nicht nur der typischen Flaumeiche, der wärmeliebenden Föhre, den Weinbergen und Smaragdeidechsen, sondern auch so mancher botanischen Perle. 

In diesen sonnigen, heissen und ariden Gebieten des vorderen Vispertals fühlt sich der Blumenwanderer zuhause. Und so ist nicht allzuviel Wasser die Vispa hinabgeflossen, bis es ihn wieder hierher zog. Schon jetzt zu Beginn der Frühsommers, wenn der Holunder blüht und das Gras braun wird, dürfte das Thermometer sich der 30-Grad-Marke genähert haben.

Kürzlich erfuhr der Blumenwanderer von folgenden Dictum Darwins: "Wer reist, sollte Botaniker sein, denn Pflanzen sind die grösste Zierde jeder Landschaft". Könnte man besser ausdrücken, worum es dem Reisenden in Sachen Blumen geht? Mögen sportliche Wanderer und Mountainbiker flotten Tempos ihrer Wege ziehen, der Blumenwanderer kniet derweil nieder vor den Blümelein am Wegesrand! Wie dieser Beitrag zeigt, kann man das im Vispertal ganz schön oft tun, sodass mit der Zeit die Knie schmerzen....



das war schon lange mein Traum, aufblühenden
Sand-Mohn (Papaver argemone) zu fotografieren!



bei aufgehender Sonne klappt's nun,
und die Blüten neigen sich voll ins Licht.
Am Mittag werden die Blütenblätter schon abgefallen sein.




doch auch der Saat-Mohn (Papaver dubium)
hat es in sich


doch was ist da noch anderes zwischen dem Mohn?


Es handelt sich um eine weitere Walliser Perle:
die Geschlossene Strohblume
(Xeranthemum inapertum)


die bei näherem Hinsehen glücklicherweise.....
dann doch nicht immer so geschlossen ist!


dort auch fast hüfthohe Stauden des
Rundblättrigen Hasenohrs (Bupleurum rotundifolium).
Der Doldenblütler ist eigentlich ein Ackerbegleiter.


Schlitzblättrige Schwarzwurzel
(Scorzonera laciniata)

Knollen-Platterbse (Lathyrus tuberosus).
 Der deutsche Trivialname dieser seltenen Art
leitet sich von Knöllchen ab, die sie an den Wurzeln ausbildet.


und auf geht's nach hinten ins Tal


Vogel-Wicke (Vicia cracca)



zwei fruchtende Kleine am Wegesrand:
links die Felskresse (Hornungia petraea)
und oben das Schildschötchen (Clypeola jonthlaspi)


die Dame mit der extravagenten Frisur....
ist die Felsen-Gänsekresse (Arabis nova).


erstaulicherweise findet sich auch
der Diptam (Dictamnus albus) an einem Waldstandort


Rotes Waldvögeli (Cephalanthera rubra)


Blauer Lattich (Lactuca perennis)



Blick zurück auf Visp


der Dingel (Limodorum abortivum)
blüht grad schön auf

da soll noch jemand sagen, dass unsere
einheimischen Orchideen unscheinbar seien!

Schweizer Lotwurz (Onosma helvetica)


Behaarter Hornklee (Lotus corniculatus ssp. hirsutus)



der Stängellose Tragant (Astragalus excapus)
 die kalkliebende Art bevorzugt Trockenrasen


Esparsetten-Wicke (Vicia onobrychioides)


Edle Schafgarbe (Achillea nobilis)


habe ich nicht näher bestimmt, aber natürlich dennoch schön:
wohl Zierliches Federgras (Stipa eriocaulis)


dieser Unscheinbare erweist sich
für mich als der Star des Tages.
Er wird hier hüfthoch in der Felsensteppe.
es ist der Schlupfsame (Crupina vulgaris),
den ich bisher nur einmal fand.


seine Grundblätter sterben sonst früh ab,
konnten sich hier aber halten
Brandorchis (Orchis ustulata)


gegenüber wird der Rebberg von Tärbinu sichtbar,
wo ich vor 10 Tagen war.


Erdkastanie (Bunium bulbocastanum)


Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides)




und immer wieder dieses Faszinosum ohne Blätter,
dafür mit umso mehr Blüten:
der Dingel (Limodorum abortivum).


neben einem Rebberg laden diese Stühle zur Rast ein.
Doch kann ich wegen der Gewittergefahr nicht lange bleiben.


am Wegesrand traue ich meinen Augen nicht:
das ist ja der Alpen-Seidelbast (Daphne alpina)
in Vollblüte!

die Art wächst hier zu Hunderten in einem
von lichtem Wald bedeckten Schuttfeld



es ist der einzige Ort, den ich kenne, wo man
den Alpen-Seidelbast ohne besondere
bergsteigerische Fähigkeiten bewundern kann!


schon wieder Seidelbast? Nein, es ist die
Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria)...
aus einer bei uns mit nur ganz wenigen
Vertretern ausgestatteten Familie:
den Hundsgiftgewächsen.

und immer wieder grüsst...
der Dingel.


tapfer wehren sich da und dort einige Stadel
gegen den Zerfall


Astlose Graslilie (Anthericum liliago)


Stinkende Wiesenraute (Thalictrum foetidum)


Gewöhnliches Federgras (Stipa pennata)





kein Zerfall, aber viel Aufbau ist im Talgrund zu vermerken









doch auch im Talgrund gibt's den Prachtsgügger
der Dingel wird hier von einer Hummel bestäubt



Blasenstrauch (Colutea arborescens)





Kugelköpfiger Lauch (Allium sphaerocephalon)
Graukresse (Berteroa incana)







2 Kommentare:

  1. Oh vielen Dank , da muss man doch seine Wanderschuhe schnüren und all die Herrlichkeiten selber anschauen und bewundern gehen !..
    Einmal mehr erfreust du uns mit deinen tollen Bildern und deinem Blick auf all die grossen und teils sehr kleinen Wunder der Natur ..
    Weiter eine tolle Wanderzeit und alles Gute wünscht sume

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