Samstag, 13. Mai 2023

Im Diegter Chilpe....

hat der Mensch in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten die Land­schaft ge­prägt, sei es durch Mer­gelab­bau oder ganz­jäh­ri­ge Be­wei­dung. Da­durch hat sich ei­n Habitat mit gros­ser Ar­ten­viel­falt ent­wi­ckelt. Es ist ein Ge­biet, das Stau­näs­se und ex­tre­me Tro­cken­heit kennt. In der Pfeifen­gras­wie­se sind 20 ver­schie­de­ne Or­chi­de­en­ar­ten be­hei­ma­tet. In den Ma­ger­wie­sen und im ar­ten­rei­chen, lich­ten Wald lebt ei­ne gros­se Viel­falt von Kä­fern, Spin­nen und Schmet­ter­lin­gen.

Eines schönen Nachmittags im April schlenderte der Blumenwanderer auf den diversen Weglein im Chilpe umher und kam aus dem Staunen nicht heraus. Zwischen den Föhren überall Stängel einer Ragwurz-Art, die gesamtschweizerisch um mehr als 50% zurückgegangen ist. Es handelt sich um die Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys araneola), die lange nicht von ihrer ganz ähnlichen Schwester, der Grossen Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) unterschieden worden ist.

Die folgenden Aufnahmen zeigen den Vorfrühlingsaspekt dieses einzigartigen Gebiets mit seinen lichten Föhrenwäldern und den noch grossenteils braunen Trockenwiesen, einer Landschaft aus Menschenhand, die sich vom Mittelalter bis jetzt erhalten hat. Heute sind die von weit her sichtbaren Pflegemassnahmen wie Abhumusierungen nötig, um Pionierpflanzen zu fördern, die früher aufgrund der schonungslosen Nutzung des Chilpens ein Plätzli zum Leben gefunden hatten.


vielfältiger könnte ein Biotop kaum sein.
Das Botanikerwägli lädt zur Erkundung ein.


ein Kunstwerk!

Echter Mehlbeerbaum (Sorbus aria):
die roten Früchte dieser Art wurden früher
 in Notzeiten gemahlen und das Mehl mit ihnen gestreckt



anders als bei den Kulturformen sind die Äste
der Wildbirne (Pyrus pyraster) mit Dornen besetzt. 


Wiesensalbei (Salvia pratensis)
Echte Schlüsselblume (Primula veris)

dass es hier auch reichlich Feuchtigkeit
im Untergrund hat, zeigt der Umstand,
dass hier die Schlaffe Segge (Carex flacca)
eine der häufigsten Arten darstellt

die hier schaut aber irgendwie nicht
nach Segge aus: eine erste
Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)!



ganz ähnlich sieht diese Ochideen-Art hier aus:
die Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys araneola)


ihr als Lippe (Labellum) bezeichnetes mittleres
 Blütenhüllblatt ist rötlichbraun bis schwarzbraun
 mit einem meist deutlichen gelben Rand

dieses Merkmal unterscheidet sie 
hauptsächlich von der nahe verwandten
Grossen Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes)...

die der Blumenwanderer hier
nicht gesehen hat.



die Kleine Spinnen-Ragwurz
 ist eine Trockenpflanze und gedeiht
am besten an halbschattigen Standorten...

auf mässig trockenen, basischen,
sehr nährstoffarmen Böden
mit stark wechselnder Feuchtigkeit.

sie ist in der Schweiz gefährdet,
im Mittelland sogar vom Aussterben bedroht...
und in der ganzen Schweiz
vollständig geschützt!



dazwischen treibt gerade ein nicht häufig gesehener
Laubbaum aus: die Elsbeere (Sorbus torminalis)


zwei weitere hier vertretene Orchideenarten:
das Große Zweiblatt (Listera ovata) und...
das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula).


 Pyramiden-Günsel (Ajuga pyramidalis)


überall leuchten mir diese blauen Pölsterli der
Wiesen-Kreuzblume (Polygala vulgaris) entgegen




Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)
und weil sie so schön ist, nochmals
die Schlaffe Segge (Carex flacca)





Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)


Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa)


eine Spinnen-Ragwurz, die erst
in den Knospen steht: Manchmal 
wünscht sich der gute Blumenwanderer
eine etwas bessere Kamera...
(und nicht nur sein altes iPhone),
um solche Schönheiten etwas adäquater
ins Bild zu setzen, aber sei's drum:
das Erlebnis ist mehr wert!




das Finale gehört aber dem Star des Tages,
der Spinnen-Ragwurz, die aussieht,
als hätten sich tatsächlich unzählige Spinnen
an ihren Stängeln versammelt
es war für mich ein einzigartiges Erlebnis,
diese zierlichen, schlanken Pflanzen
so zahlreich zu sehen!








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