Donnerstag, 2. Juli 2020

la Dôle

Ende Juni erkundete der Blumenwanderer mal den Berggipfel La Dôle im Waadtländer Jura, der etwa zehn Kilometer nordwestlich von Nyon liegt. Er erreicht eine Höhe von 1677 m ü. M. und ist damit nach dem nur zwei Meter höheren Mont Tendre der zweithöchste Berg des Schweizer Jura.
Weit umfassend und mit einer markanten Gipfelbebauung versehen ist er sicher einer der schönsten Juragipfel. Sein Name rührt wahrscheinlich vom keltischen dol = Tafel, Tisch her und bezieht sich auf den abgeflachten Rücken des Berges.

Von grossem Interesse ist der Gipfel der Dôle insbesondere in botanischer Hinsicht, da er eine Reihe von westlichen und alpinen Arten aufweist, die den weiter nach Osten vorgeschobenen Teilen der Juraketten fehlen. Dies geht auf die spannende nacheiszeitliche Wiederbesiedlung des französisch-schweizerischen Hochjuras zurück: Die Pflanzen wanderten nacheiszeitlich von den westlichen Refugien der Savoyer Alpen und den südlich angrenzenden Juraketten ein. So fanden wir mindestens zehn Arten, die charakteristisch westlich-südalpin-pyrenäische Elemente sind.

Einige Aufnahmen stellte mir mein Wandergefährte Paul Hürlimann (Einigen) zur Verfügung.
Sie sind mit "HüPa" gekennzeichnet. Besten Dank Paul!




auf der Fahrt gönne ich uns einen Abstecher in ein Feuchtgebiet nahe Aubonne,
wo uns diese prächtige Riedwiese empfängt:
Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und Blut-Weiderich (Lythrum salicaria)


weiters Färber-Ginster (Genista tinctoria) und....
Nordisches Labkraut (Galium boreale).


Hain-Segge (Carex otrubae, HüPa)

der seltene Knoblauch-Gamander (Teucrium scordium)

Heupferd mit seltener gelblicher Färbung (HüPa)

was steht denn da Filigranes im Tümpel? (HüPa)

es ist die seltene Wasser-Sumpfkresse (Rorippa amphibia, HüPa)





am Rande eines Getreidefeldes wuchert massenhaft
die schöne Ackerröte (Sherardia arvensis) vor sich hin




ein Strässchen führt direkt ins Vorfeld des Dôle-Gipfels.
Im Bild das Chalet de la Dôle.




die markante Gipfelbebauung wird uns den ganzen Tag begleiten

Türkenbund (Lilium martagon)



Alpen-Aster (Aster alpinus)


der Giftheil-Eisenhut (Aconitum anthora) blüht noch lange nicht.
Sein Art-Epitheton leitet sich vom griechischen anti (gegen)
und Ranunculus thora ab, der umgangssprachlich auch 

als Gift-Hahnenfuß bezeichnet wird: man
hielt diesen Eisenhut lange für ein wirksames
Gegengift gegen das starke Hahnenfuss-Gift!


überall steht jetzt die Färber-Scharte
(Serratula tinctoria) in den Knospen

die stark kopfig genäherten Blütenköpfe weisen
auf die Unterart "monticola" hin




nein, keine Kopfblumen (Cephalaria),
sondern der Allermannsharnisch (Allium victorialis)

Alpen-Lein (Linum alpinum)


Links der Sendemast von La Barillette,
und immer wieder schweift der Blick zum Genfersee hinüber

besser hält man ihn indes gesenkt, sonst verpasst man noch eine der Dôle-Spezialitäten,
wie zum Beispiel hier die Feinblättrige Miere (Minuartia capillacea) .....


oder das Ysopblättrige Gliedkraut (Sideritis hyssopifolia).


 das Gliedkraut ist ein Halbstrauch
mit holzigem, sehr ästigem Erdstock

die Art kommt im Südwesten Europas vor, im Nord-Osten reicht
 ihr Verbreitungsgebiet bis zum Schweizer Jura. Das gesamte Verbreitungsgebiet reicht von Spanien, Frankreich, 
Italien und Sizilien bis in die Schweiz.





auch der Berg-Wundklee (Anthyllis montana) gedeiht wie das Gliedkraut
am besten auf heissen, trockenen Kalkfelsen

stellenweise komme ich mir wie in einem mediterranen Gebirge vor





Blumengärtli in den Kalkfelsen

Berg-Laserkraut (Laserpitium siler)
und Gelber Enzian (Gentiana lutea)





Weisse Trichterlilie (Paradisea liliastrum)

der Faserschirm (Trinia glauca)
ist ein seltener Doldenblütler


noch seltener anzutreffen ist das Grossblütige
Fettblatt (Pinguicula grandiflora, HüPa)

die Art unterscheidet sich vom ähnlichen
Dünnspornigen Fettblatt v.a. durch den langen Sporn


einer meiner  Favoriten ist...

das Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora).

Knäuel-Glockenblumen (Campanula glomerata)



bald schon sind wir auf dem Gipfel mit seiner Radarstation
doch welches ist nun eigentlich die Radarstation?  (HüPa)


auch das eine Spezialität der Dôle:
der Zottige Mannsschild (Androsace villosa)


so gross kann eine Schwebefliege sein (HüPa) .....





und so klein ein Mannsschild! (HüPa)



in den Weiden wächst nicht nur der Giftheil-Eisenhut,
sondern auch der Schildblättrige Hahnenfuss (Ranunculus thora),
der jetzt aber bereits verblüht ist






Ranunculus thora ist eine ausgesprochene Kalkpflanze, 
welche aber den nördlichen Kalkalpen gänzlich abgeht
ihre Hauptverbreitung liegt in den West-
und Südalpen, wo sie zuweilen
tief in die Täler hinabsteigt


die Krete wird dominiert von einer langen Weidemauer



auch hier ist der Allermannsharnisch vertreten

links der giftige Germer (Veratrum album),
rechts der ungiftige Gelbe Enzian (Gentiana lutea)





Augenwurz (Athamanta cretensis), und wie auf Kreta
kommt man sich teilweise auch vor
mit dem Mittelmeer in der blauen Ferne

Kugelorchis (Traunsteinera globosa)




auf der anderen Seite grüsst über die Mauer
der Lac de Joux herüber

schon erblühen auch die ersten
Edelweisse (Leontopodium alpinum)



weites Land: Blick hinab zum Léman mit dem Jet d'eau von Genf!






so kleine Faserschirme (Trinia glauca)
wie diesen im Vordergrund habe ich noch nie gesehen




der Abstieg beginnt

Laserkraut-Würger (Orobanche laserpitii-sileris)




zu welcher Art gehört nun schon wieder
dieses phänomenale Blattwerk?

Kleb-Kratzdistel (Cirsium erisithales)



Richers Johanniskraut (Hypericum richeri)...

ist gerade am Aufblühen!



auf den Makros (HüPa) sind gut die schwarzen Drüsen
auf Kelch-und Kronblättern zu erkennen


Strauss-Glockenblume (Campanula thyrsoides)

Scheiden-Kronwicke (Coronilla vaginalis)



ein phantastischer Schlusspunkt der Wanderung
ist der Gang durch einen Goldregen-Wald!








1 Kommentar:

  1. Merci pour ce blog. Je ne savais pas que Teucrium scordium existait dans la région de la Dôle. Est-ce que cette donnée a été transmise à info flora? Françoise

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