Samstag, 10. August 2019

les Rochers-de-Naye

Nach einer beeindruckenden Fahrt mit der Zahnradbahn von Montreux auf die Rochers-de-Naye unternahmen eines schönen Hochsommertages fünf Botaniker eine kleine "Balade en altitude", darunter auch der Autor der Flora Helvetica, Gerhart Wagner, der heuer 99 Jahre alt geworden ist! Auf dem Hausberg von Montreux führt in östlicher Richtung ein Bergpfad zum Alpinum "La Rambertia", dessen Anfänge auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückgehen.

Obschon der Name des Kalkmassivs nichts Gutes verspricht (Naye = Nuée = Wolke), war uns das Wetter in den "Wolkenfelsen" hold. Die Aussichten waren genial und reichten von den französichen Cornettes de Bise bis in die Berner Alpen. Zudem fanden wir dort und im Alpengarten ein "petit paradis", dessen botanischer Reichtum seinesgleichen sucht.



von den Dents du Midi bis zum Grammont:
schon von Glion aus bietet sich eine grandiose Aussicht
auf die Berge des Chablais ...
und auf den Genfersee.

Einfahrt der Zahnradbahn im Bahnhof von Caux

oben ist schon einiges verblüht:
so z.B. das Aufsteigende Läusekraut
(Pedicularis ascendens) ....

oder die Armblütige Gänsekresse
(Fourraea alpina).

sehr vieles blüht aber noch!
Hier der Berg-Bärenklau (Heracleum sphondylium ssp. elegans)
mit seinen ungeteilten Blattabschnitten


die Grande Dame der Waadtländer Botanik,
Françoise Hoffer und "Monsieur Flora Helvetica",
Prof. Gerhart Wagner

Prof. Wagner macht uns darauf aufmerksam,
dass dies Insekt keine Biene sei, sondern ein Zweiflügler
namens Eristalis tenax, also zu den Fliegen gehört.
Durch Mimikry hat sich das auch Mistbiene genannte harmlose
Tierchen den Bienen angeglichen, um abschreckend zu wirken




gerne wirft man einen Blick zurück Richtung Villeneuve ....
oder auf der anderen Seite auf die Bergstation der Zahnradbahn.

ein Habichtskraut (Hieracium spec.)


Wald-Wicke (Vicia sylvatica)






auf etwas ganz Besonderes macht uns Françoise aufmerksam:
das schöne Drüsige Berufkraut (Erigeron atticus)







die Nünhemmlere (Allium victorialis) ist bereits abgeblüht

an einem Abhang finden wir zahlreiche
Grossköpfige Färber-Scharten
(Serratula tinctoria ssp. monticola)

nahe der Bildmitte der Lac de l' Hongrin. Abgearbeitet wird das Wasser
dieses Stausees im Kraftwerk Veytaux und fließt anschließend in den Genfersee.
In diesem Zusammenhang berichtete mir Françoise folgende unglaubliche Geschichte:
"Le lac de l'Hongrin est rempli en grande partie pendant la nuit, quand l'électricité est bon marché, par de l'eau pompée dans le Léman. La prise d'eau est située entre le château de Chillon et Villeneuve. Le Léman est colonisé par une moule, Dreissena polymorpha. Cette moule s'accroche dans la conduite forcée et pose des problèmes. Pour l'éliminer, on a essayé d'envoyer chaque jour à heure fixe un peu de chlore. Rapidement la moule a compris et s'est fermée peu avant l'envoi du poison. Il a fallu envoyer le chlore de façon aléatoire pour tuer les moules."




Fuchs' Greiskraut (Senecio ovatus aggr.)

welch eine Ueberraschung: geschützt in einer
Bergföhre blüht auf fast 2000 Metern
eine Kopfblume (Cephalaria alpina)!!!


die eindrückliche Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriophorum)

unterwegs zum Alpengarten


dass wir schon in der Nähe des Gartens sind,
zeigt dieser Fund des nicht einheimischen
Schatten-Steinbrechs (Saxifraga umbrosa)

Prof. Wagner wird vom Aufseher
für ein Autogramm angegangen


der Alpengarten liegt auf etwa 2000 Metern zwischen zwei Felsspornen,
die von einem Rundweg erschlossen sind.
Die Hänge fallen sehr steil zum darunterliegenden Tal ab.


der Garten kultiviert rund 1000 alpine Pflanzen,
wie z.B. hier die Insubrische Glockenblume
(Campanula raineri), ein südalpiner Endemit, ...
oder die Feuerlilie (Lilium bulbiferum).


überall findet sich auch die schöne Clavena-Schafgarbe (Achillea clavenae),
die in der Schweiz nur auf wenige felsige Hänge des Tessins beschränkt ist

zwischen den beiden Spornen finde ich an schwer zugänglicher Stelle
auch einige Pflanzen des Alpen-Mannstreus (Eryngium alpinum)

der Jardin alpin bietet vielen botanischen Spezialitäten
ein passendes Zuhause. Alles ist feinsäuberlich angeschrieben!




zum Schluss besteige ich noch den Gipfel mit dem Sendeturm,
wo mich ein paar Dohlen neugierig beäugen






Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Kahler Alpendost (Adenostyles alpina)


zum ersten Mal überhaupt sehe ich
diesen blonden Struwwelpeter

es handelt sich um den Berg-Pippau
(Crepis bocconei)


obwohl die meisten Pflanzen bereits abgeblüht sind,
sind sie nicht minder eindrücklich 




ein Blick ins Innere eines Pippau-Körbchens:
unten die spindelförmigen Achänen und darüber
die weissen, biegsamen, aber nicht gefiederten Pappusborsten
(wichtiges Gattungsmerkmal)



zum Schluss geniesse ich noch einmal die Aussicht mit dem Genfersee
und Montreux zu meinen Füssen und lasse den unvergesslichen Tag ausklingen






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