Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Wagen an die Grenze zur alpinen Höhenstufe begann die Wanderung über einen "véritable balcon exposé au midi" wie der Weg in einer Schrift genannt wird. Er folgt ohne grosse Höhenunterschiede dem eindrücklichen Südhang des Grand Chavalard. Dies ist der imposante Gipfel, welcher über Fully im Unterwallis thront. Der Blick auf das Rhonetal war ebenso atemberaubend wie derjenige auf die steil aufragenden Klippen des Chavalard auf der anderen Seite.
Der heimliche Star des Tages war diesmal das Alpen-Helmkraut (Scutellaria alpina), nicht zu verwechseln mit dem verbreiteten Alpenhelm (Bartsia alpina). Das Helmkraut ist indes auf einen relativ engen Raum im Unterwallis beschränkt. Der schöne Lippenblütler liebt kalkige, steinige Hänge im alpinen Bereich.
Dass es daneben auch sonst noch soviel Schönes zu entdecken gab, erfüllte den Blumenwanderer mit jenem wohltuenden inneren Gleichgewicht, das er so sehr liebt, wenn er sich in einer traumhaften Landschaft mit grossartigem Panorama und artenreicher Vegetation aufhält.
Tourdatum: 5. August 2019
 |
der Parkplatz auf 1880 Metern Höhe ist schon gut besetzt |
 |
rassiger Ausblick auf Fully hinab. Ist es möglich, dass man das alles heraufgefahren ist? |
 |
am Anfang ist der Wanderweg von Lärchen (Larix decidua) gesäumt... |
 |
und von Oesterreicher Haarstrang (Peucedanum austriacum). |
 |
zu beiden Seiten des Wanderwegs geht es steil hinab.... |
 |
beziehungsweise hinauf! |
 |
Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) |
 |
Berg-Distel (Carduus defloratus)
|
 |
Schneeweisse Hainsimse (Luzula nivea) |
 |
da sich die fedrig-behaarten Griffel der Alpen-Anemone (Pulsatilla alpina)
im Zuge der Fruchtreife auf bis zu 5 Zentimeter verlängern,
zeigt ihr Fruchtstand ein auffallend haarschopfartiges Erscheinungsbild |
 |
bald schon entdeckt der geneigte Wanderer
einen weiteren Doldenblütler,
Hallers Laserkraut (Laserpitium halleri).... |
 |
mit seinen fein geteilten Blattspreiten. |
 |
das Mausohr-Habichtskraut (Hieracium pilosella) rollt
bei Trockenheit die Blätter ein, wobei die helle, lichtreflektierende
Seite nach aussen weist, um die Erwärmung zu reduzieren |
 |
ein weiterer stolzer Vertreter der Doldenblütler:
Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium latifolium) |
 |
soviel Haarstrang habe ich noch nie gesehen
(Peucedanum austriacum)
|
 |
auf einmal stehe ich vor dieser an die drei Meter dicken Lärche.
Doch was befindet sich Helles dort oben? |
 |
es ist tatsächlich ein Exemplar des sehr selten gewordenen
Lärchenschwamms (Laricifomes officinalis). Er ist ein
Holzabbauer und einer der wenigen Baumschwämme,
die eine starke Wirtsspezifität zeigen. |
 |
er kommt ausschliesslich an Lärchenholz vor,
und dies fast nur innerhalb des natürlichen,
autochthonen Lärchenverbreitungsgebietes
|
 |
immer wieder zieht die stark zersiedelte
und landwirtschaftlich genutzte Talebene den Blick nach unten |
 |
doch braucht man den Blick nicht in die Ferne schweifen zu lassen,
denn auch am Wegesrand gibt es genug zu sehen:
die Bereifte Rose (Rosa glauca)
|
 |
schon wieder eine mächtige Lärche,
die mit Laricifomes infiziert ist
|
 |
Pyrenäen-Pippau (Crepis pyrenaica) |
 |
aha, das Helmkraut? Nein, nur die Grosse Brunelle (Prunella grandiflora),
aber was heisst da "nur" bei einer so tollen Blume?
Wäre sie selten, wäre sie der Star des Tages! |
 |
doch hier ist nun das gesuchte Alpen-Helmkraut (Scutellaria alpina).
Häufige Standorte sind Felsschutt und lückige Rasen über Kalkstein. |
 |
wie schön ist doch dieser Hochalpenbewohner!
Die blauviolette Krone hat eine teilweise weiße Unterlippe.
|
 |
auf Französich heisst diese Art
la Toque (Kochmütze) des Alpes |
 |
weiter führt der Weg durch alpine Rasen, wo es keine Lärchen mehr gibt |
 |
dafür kleine Blumenjuwelen wie
links die eindrückliche Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum)
und oben die Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum)
|
 |
auch der Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus) gleicht etwas dem Helmkraut |
 |
wieder ganze Fluren mit der
Grossen Brunelle (Prunella grandiflora) |
 |
als Gebirgsart und erst noch so zahlreich
habe ich diesen Lippenblütler noch nicht gesehen |
 |
ein schönes Habichtskraut: Hieracium amplexicaule |
 |
über schwindelerregendem Abgrund oder an stotzigen Abhängen
imponieren stets von Neuem die Kochmützchen |
 |
hier könnten Berggängigere als der Blumenwanderer
über Weiss-blau-weiss direkt Richtung Gipfel
des Grand Chavalard (2900 Meter) abzweigen |
 |
Aufrechter Ziest (Stachys recta) |
 |
ein Prachtsexemplar von Austria-Haarstrang
vor imposanter Wolkenkulisse |
 |
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) |
 |
an einer Geröllhalde findet man gut getarnt... |
 |
den Zwerg-Pippau (Crepis pygmaea). |
 |
und ebenso den Niederliegenden Taubenkropf
(Silene vulgaris ssp. prostrata) |
 |
dieser Fundort ist insofern interessant, als von hier
das Exemplar stammt, nach dem die Unterart
erstbestimmt wurde (Station de référence) |
 |
Langsporn-Veilchen (Viola calcarata) |
 |
Berg-Esparsette (Onobrychis montana) u.v.a.m.
|
 |
Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum) .... |
 |
auf dem Dach des Wallis. |
 |
immer wieder fasziniert Hallers Laserkraut (Laserpitium halleri).
Benannt ist es nach Albrecht von Haller (1708-1777), Professor an der Universität Bern,
dem hervorragenden Physiologen, Staatsmann, Dichter und Kenner der Schweizer Flora. |
 |
Sumpfwiese mit Knabenkräutern |
 |
Breitblättrige Fingerwurz (Dactylorhiza majalis)
|
 |
Meisterwurz (Peucedanum ostruthium).
Müsste ich für die Gegend einen neuen Namen erfinden,
so wär das "Peucedanien". |
 |
ein weiterer spannender Doldenblütler (sic!) ist
das Stern-Hasenohr (Bupleurum stellatum) |
 |
unter einer Silikatplatte hervor wächst
der Krause Rollfarn (Cryptogramma crispa) |
 |
das Graue Greiskraut (Senecio incanus)
mit seinen dicht weissfilzigen Blättern |
 |
harmonisch fügt sich die Staumauer des Lac Supérieur ins Landschaftsbild |
 |
der Purpur-Enzian (Gentiana purpurea) und.... |
 |
ein seltenes reingelbes Exemplar
derselben Art. |
 |
Purpur-Enzian im Bestand |
 |
nun führt der Wanderweg über dem Lac Supérieur hin |
 |
Eringer-Kühe sind eine Gebirgsrasse, die seit jeher
im Wallis gezüchtet wird. Auch heute befinden sich
die meisten Zuchtbetriebe oberhalb von 1000 Metern |
 |
für Walliser ist der Besitz von Eringern eine Ehre.
Die Tradition wird in der Familie
von Generation zu Generation fortgeführt. |
 |
wiederum das schöne Graue Greiskraut (Senecio incanus) |
 |
unerwarteterweise blüht auch noch .... |
 |
der Herzblatt-Hahnenfuss (Ranunculus parnassiifolius).
|
 |
in der Ferne kommt bereits die spektakuläre Cabane du Fenestral in Sicht |
 |
immer noch zieren einige Farbtupfer das Geröll:
Quirl-Läusekraut (Pedicularis verticillata)... |
 |
und Zwerg-Pippau (Crepis pygmaea). |
 |
das Monte Baldo-Windröschen (Anemone baldensis)
ist jedoch verblüht |
 |
Halbkugelige Rapunzel (Phyteuma hemisphaericum) |
 |
Moschus-Schafgarbe (Achillea erba-rotta ssp. moschata) |
 |
Gelber Enzian (Gentiana lutea) |
 |
die Sonne neigt sich dem Untergang zu
und die Schatten werden länger |
 |
Zeit umzukehren. In der Bildmitte
der imposante Grand Combin noch voll im Sonnenlicht. |
 |
ein letzter Blick auf das Starlet,
das einer langen Nacht entgegendämmert |
 |
dann raschen Schrittes zurück zum Parkplatz |
 |
mit einem "Caspar David Friedrich-Bild" endet dieser Bericht |