Sonntag, 26. Mai 2019

2. Frühling in der Levante

E bissele meschugge muss man schon sein, wenn man auf einer Kulturreise botanisieren will.
Doch wie könnte man die Augen verschliessen vor den Naturschönheiten des Heiligen Landes?
Und so nutzte der Blumenwanderer die Randzeiten, um etwas mitzubekommen vom Frühling in der Levante. Und auch wenn er mehr als einmal aufs Mittagessen verzichtete, war mehr als ein oberflächlicher Eindruck nicht möglich, so überwältigend war die Fülle.

Am östlichen Mittelmeer ist im Frühling die größte Vielfalt von Farben zu beobachten – frisches Grün in Gebieten, in denen im Winter Regen gefallen ist und weißer Schnee in den Bergen in Kombination mit den Braun- und Rottönen der Steppe und Wüste.

Auf einer Fahrt rund um den See Genezareth erlebte der Blumenwanderer diese Aspekte des levantinischen Frühlings: über dem See glänzte der schneebedeckte Hermon herüber und die Blumen blühten um die Wette an den Gestaden der blauen Sea of Galilee!



Freitag, den 26. April 2019:

Berg Arbel/Galiläa/See Genezareth




am zweiten Tag stand zuerst der Berg Arbel auf dem
Programm, doch kam der Blumenwanderer nie dort an,
denn am Wanderweg sah es so aus wie hier gezeigt:
Stechendes Sternauge (Pallenis spinosa)

schnell schlug sich der Blumenwanderer ins Gebüsch
und begann fassungslos zu fotografieren, was er sah:
Wellen-Schwarznessel (Ballota undulata)



wohlbekannte Dolde mit aufgesetzter Mohrenblüte:
Wilde Möhre (Daucus carota)




Echinops adenocaulos beginnt gerade zu
erblühen. Irgendwie merkwürdiges Gefühl, dass es hier
massenhaft Pflanzen gibt, die keinen deutschen
Namen tragen. Also aktiviere ich ....

mein Griechisch und verdeutsche:
die Drüsenstängel-Kugeldistel! Tönt nicht gut, aber
immerhin ist etwas Heimatgefühl auch erlaubt, 
denn auch in der Schweiz gibt es 
eine einheimische Echinops-Art


und schon wieder ein Korbblütler:
Hybrid-Bocksbart (Geropogon hybridus)
mit unscheinbaren Blüten und riesigen Fruchtständen



aber schön sind diese rosa Miniblüten doch!








da war ich ganz zufrieden, noch die letzten
Kronen-Anemonen (Anemone coronaria) blühen zu sehen!
Sie gehören zu den bekanntesten Blumen in Israel.

und hier ein noch nicht blühender Vertreter der
Färberdisteln: Carthamus glaucus



bei dieser rosa Nelke brauchte ich lange,
bis ich rauskriegte, was es eigentlich ist

selber schuld, denn das ist keine Nelke,
sondern der Weichhaarige Lein (Linum pubescens),
eine typisch ostmediterrane Art

die Karmel-Skabiose (Lomelosia prolifera) ...

und der Jüdische Salbei (Salvia judaica)
sind beides auf Schritt und Tritt anzutreffende Arten.




der Blumenwanderer ist ganz offensichtlich ein Fan der Wilden Möhre!

orientalisches Chaos


ein zierlicher Vertreter der Hasenohren
leuchtete aus dem schon dürren Gras

er heisst Bupleurum nodiflorum




ein Vertreter der Hauhecheln: Ononis pubescens cf.

überall blüht jetzt auch die Wegwarte (Cichorium endivia). Genau, so sieht es aus, wenn 
der Endiviensalat blüht:  bereits in der Antike 
wurde diese Art als Wintersalat genutzt.



der Purpurklee (Trifolium purpureum)
ist schon fast verblüht

diese Bellezza sah ich nicht oft:
Centaurea crocodylium



massenhaft am Arbel-Wanderweg und erst verhalten blühend:
eine Vertreterin der Flockenblumen: Centaurea hyalolepis


und noch ein häufiger Korbblütler,
allerdings auffälliger blühend

es ist Notobasis syriaca,
die einzige Pflanzenart aus der Gattung Notobasis



Filmschnitt ohne Ueberblendung:
anschliessend Fahrt durch die Stadt Tiberias zum See hinab
und Bootsfahrt auf dem See Genezareth

Panorama vom Boot aus auf die galiläischen Hügel


links der Zacken des soeben besuchten Kalkmassivs des Mount Arbel,
rechts davon die Schlucht des Taubentals, wo Jesus wohl öfters von
Nazareth her kommend nach Kapernaum hinuntergewandert ist

Weiterfahrt zum "Berg der Seligpreisungen", einer kleinen Erhebung am Nordufer des Sees,
mit einer Kirche aus dunklem Basalt, dem Stein von Nazareth. Der romantisch anmutende Bau
wurde 1937 fertiggestellt und stammt von Antonio Barluzzi, der Franziskaner-Mönch und Architekt zugleich war.

vom Berg der Seligpreisungen hat man eine tolle Aussicht auf den See.
Zu seinen Füssen liegt das berühmte Tabgha, wo wir hinabwanderten.
Etymologisch geht der Name auf "Heptapege" zurück,
was auf Griechisch "sieben Quellen" bedeutet.

wir waren hier nicht die ersten:
Versammlung von singenden Geistlichen

die Primatskapelle, auch als Mensa Christi („Tisch Christi“) bezeichnet, 
bildet den östlichen Teil des Pilgerortes Tabgha
Die Kapelle markiert den von der Tradition angenommenen Ort,
an dem Jesus am See nach seiner Auferstehung erschienen ist
und mit seinen Jüngern das Mahl gehalten hat

die benachbarte Brotvermehrungskirche soll der Ort sein, wo nach dem Matthäusevangelium
die wundersame Brot- und Fischvermehrung bei der Speisung der Fünftausend stattfand



im Innenhof des Atriums
ruhen sich die Pilger aus



Innenansicht der Brotvermehrungskirche.
Doch was gibt es dort vorne zu sehen?


als der Blumenwanderer nach vorne geht, sieht er es:
der Stein unter dem Altar wird als die Stelle verehrt,
auf der Jesus vor der Brotvermehrung die Brote und Fische abgelegt hat.
Direkt davor das berühmte Mosaik aus dem 5. Jahrhundert
mit Brot und zwei Fischen.



von besonderer künstlerischer Qualität sind die
Darstellungen von Wasservögeln und Sumpfpflanzen
in den Seitenschiffen und im Querschiff

Die gesamte Anlage der Brotvermehrungskirche war ursprünglich mit Mosaiken ausgelegt. Diese Mosaiken aus dem zweiten byzantinischen Bau sind erhalten geblieben






Weiterfahrt mit dem Car und harter Schnitt:
gleich hinter der Raststätte gammelten abgeschossene und
streng riechende Panzer vor sich hin. "Denkmal" heisst das hier.

der Blumenwanderer verzichtete indes aufs Salatbüffet
und "ass" stattdessen Blumen gleich hinter den Panzern
an einer Strasse fand sich eine phänomenale Blumenwiese


darin auch das sensationelle Echium glomeratum.
Wie könnte man das verdeutschen: Knäuel-Natterkopf?
Gefällt mir nicht. "Gäliläa-Kandelaber" wäre besser!
ich konnte mich kaum fassen vor der
Schönheit dieser Pflanze
hier eine vergrösserter Ausschnitt aus der letzten Aufnahme,
die die langen Staubblätter dieser Art zeigt und die zartrosa Corolla
und die lanzettförmigen Brakteen und und und ....


sie zog nicht nur mich an

die Einzelblüten befinden sich botanisch gesprochen
in geknaulten Aehrchen

Purpurklee und jüdischer Natterkopf

Anthemis spec.




die Saat-Wucherblumen (Glebionis segetum)
wuchern hier tatsächlich vor sich hin

Mariendistel (Silybum marianum)



von solchen Wiesen wüschte man sich
auch in der Schweiz mehr








Stechendes Sternauge (Pallenis spinosa)





Schaumklee (Trifolium spumosum)

die mannshohen phänomenalen Blütenstände
des Riesenfenchels (Ferula communis cf.)




wir sahen Wiesen, die blau waren vor lauter
Natterkopf (Echium judaeum)

Palästina-Spargelerbse (Tetragonolobus palaestinus)





Weiterfahrt nach Kapernaum, wo unter ausladenden Bäumen
die Pilger Schatten suchten. Nun ja, Ende April
und fast dreissig Grad!



im Eingangsbereich zur Ausgrabungsstätte
eine phänomenale Agave mit einem Balken von Blütenstängel, wie ich das noch nie sah.
(Agave americana cf.)


eine Synagoge aus dem 3. oder 4. Jahrhundert.
In ihrem Vorgängerbau könnte Jesus gepredigt haben.

"näi sonen Chääs, itz lauft dä mir äifach dri":
solche (oder ähnliche) Sätze hörte man öfters an der
von Touris vielbesuchten Stätte

das Ausgrabungsgelände mit der Petruskirche im Hintergrund

sie befindet sich über dem mutmasslichen Haus des Petrus,
wo Jesus zeitweise gewohnt hat




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