Donnerstag, 7. Mai 2015

Les Clées

Das waadtländer Dörfchen Les Clées hat auch schon bessere Zeiten gesehen, hatte es im Mittelalter doch tatsächlich eine Ummauerung mit drei Stadttoren und eine Burg, von der noch der massive Bergfried erhalten geblieben ist. Zur Römerzeit befand sich hier ein Lager, das den Namen "Castrum ad claves" trug. Es war im wahrsten Wortsinn eine Schlüsselstelle zur Ueberquerung der Orbe-Schlucht, da man hier einen Engpass queren musste, um hinüberzugelangen.
Vielleicht spazierten also auch schon die alten Römer der Strecke entlang, die heute der Blumenwanderer einschlug, um nach Les Clées zu gelangen. Was er dabei an der Strassenböschung sah, zeigt dieser Beitrag.



gerade am Aufblühen: Fliegen-Ragwurz,
eine Orchideenart, die Insekten nachahmt

Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)


noch nicht erblüht: der Dingel
(Limodorum abortivum)




die Strauchwicke (Hippocrepis emerus)



das Rote Seifenkraut (Saponaria ocymoides) findet sich überall,
wo es warm und trocken ist.

der Blutrote Storchenschnabel (Geranium sanguineum)
liebt ebenso trockene, felsige Orte

Der Würger (Orobanche sp.) braucht als Parasit
keine grünen Blätter, bringt aber nicht minder 
schöne Blüten hervor



Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica)






noch nie hat der Blumenwanderer eine so stattliche Gruppe
von Kreuzblumen (Polygala sp.) gesehen

schon erspäht man auch die ersten Schwärzlichen
Knabenkräuter (Orchis ustulata)........


und auch das das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)
öffnet die ersten Blüten.

Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata)


nun ist es nicht mehr weit bis ins Dörfchen......

Kleine Spinnen-Ragwurz (Ophrys araneola)



der Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis) ist ein Archäophyt,
der ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet stammt




nicht zu verachten: die Esparsette (Onobrychis viciifolia)
mit einem Wiesen-Bocksbart als Nachbar

kommt in Rosa und seltener in reinem Weiss vor:
das Immenblatt (Melittis melissophyllum),
unser grösster heimischer Lippenblütler 

Schwertblättriges Waldvögeli
(Cephalanthera longifolia)


wie ein kleines Hampelmännlein  präsentiert sich
die Lippe des Ohnsporns, weshalb er auch
Puppenorchis genannt wird


last, but not least:
der Ohnsporn (Aceras anthropophorum),
eine Orchideenart der Westschweiz, wächst hier allüberall






Sonntag, 19. April 2015

BOGA zum zweiten


Anlässlich des Feldbotanik-Kurses, den der Blumenwanderer besucht, war er wieder im Botanischen Garten Bern auf der Pirsch. Gegenwärtig ist es allerdings nicht schwierig, geeignete Motive zu finden unter all den Juwelen aus aller Herren Länder.
Die beiden ersten Aufnahmen entstanden im Mittelmeer-Haus, wo offenbar bereits Pfingsten ist......



Balearen-Pfingstrose (Paeonia cambessedesii):
auf Mallorca, wo sie hauptsächlich wächst, gilt sie als gefährdet
Korallen-Pfingstrose (Paeonia mascula) mit Raupe:
auch hier kommt der Blumenwanderer zur Ueberzeugung,
 dass die ungefüllten, natürlichen Pfingstrosen die Schönsten sind


Fritillaria pyrenaica, eine Vertreterin der artenreichen Gattung
der Schachblumen, von denen nur eine in der Schweiz
wild vorkommt, nämlich die gefährdete....




Perlhuhn-Schachblume (Fritillaria meleagris)









die Rote Kuhschelle (Pulsatilla rubra) ist unserer Gemeinen Kuhschelle
ähnlich, hat aber dunklere Blüten und kommt in der Schweiz nicht vor....




ebensowenig wie das Griechische Blasenschötchen
(Alyssoides graeca), das aber ebenfalls einen engen Verwandten
 in der Schweiz hat, ganz gleich wie
die zierliche Karnische Levkoje (Matthiola carnica),
die unserer Walliser Levkoje zum Verwechseln
ähnlich sieht




Diese Aufnahmen zeigen, dass die Mittelmeerflora oftmals ganz ähnliche "Stammesverwandte" in der Schweiz hat. Die restlichen Aufnahmen präsentieren Pflanzen, die bei uns heimisch sind.



blüht momentan überall im BOGA: das dekorative
Gelbe Buschwindröschen  (Anemone ranunculoides)



Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea)



die Pimpernuss (Staphylea pinnata)...

ist in der Schweiz ein seltenes Gehölz:


Flühblümchen (Primula auricula)

Berg-Nelkenwurz (Geum montanum)


Rote Waldnelke (Silene dioica)

Fiederblättrige Zahnwurz (Cardamine heptaphylla)

Samstag, 11. April 2015

Eine Wiese voller Spinnen

Die ersten Orchideen blühen........Spinnt der Blumenwanderer oder was?
Nein. Nach einigen Recherchen im Internet kam er zum Schluss, dass es im Waadtländischen Chablais lokal grössere Bestände der Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes), einer sehr seltenen einheimischen Orchidee, geben müsse. Sie dann auch noch in Natura zu finden, lässt des Spinners, pardon Botanikers Herz höher schlagen. Wo gibt es das noch: eine Wiese voller Ragwurze, und das blühend so früh im Jahr!

Auch einen Abstecher in die Follatères bei Fully gönnte ich mir, um die ebenso seltenen wie schönen Frühlings-Adonis und Berg-Anemonen zu besuchen.



Nanu, eine Ragwurz? Mitnichten, es ist
die Knospe eines Ohnsporns (Aceras anthropophorum),
einer in der Westschweiz recht häufigen Orchideenart

gleich nebenan die Gesuchte: Ophrys sphegodes



im Schatten des Blumenwanderers sieht man
deutlich das für die Art typische
H-förmige Mal auf der Lippe

bei genauerem Hinschauen entdeckt man in der
Bildmitte eine weitere blühende Orchideenart:
die Brand-Orchis (Orchis ustulata)


eie "Spinnen" blühen schon seit ca. 10 Tagen
und stellen die Orchideenart mit dem frühesten Blühbeginn in der Schweiz dar

Auch das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
in einem nahen Wäldchen macht den Spinnen
punkto Blühbeginn Konkurrez.
Man erkennt es an den weissgefleckten Blättern




die Blüten des Lungenkrauts sind frisch aufgeblüht rot-purpurn,
erst dann erhalten sie ihre typische blaue Farbe

umgekehrt ist es bei der Frühlings-Platterbse
(Lathyrus vernus): ihre Blüten werden später rot

Nochmals ein Blick zurück: jedes Stängelchen eine Ragwurz!


immer wieder schön: das Gold-Schlüsseli (Primula veris)


ebenso wie der filigrane Erdrauch (Fumaria officinalis),
ein Mohngewächs im benachbarten Weinberg.

das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna) entbietet
dem Blumenwanderer einen üppigen Abschiedsgruss





Von hier an die Bilder von den Follatères: immer wieder fasziniert mich der Kontrast zwischen dem vom Menschen extrem gestalteten Talboden und den noch weitgehend wilden Abhängen.

Doch gerade beim Adonisröschen zeigt sich auch die Ambivalenz der menschlichen Tätigkeit, denn sie wirkt nicht nur naturzerstörend, sondern ermöglichte durch Waldrodung und Schafzucht auch die Ausbreitung dieser Steppenpflanze. Sie stammt ursprüngllich aus Zentralasien und wanderte erst gegen Ende der letzten Eiszeit in Mitteleuropa ein.
Durch Verbuschung, Wiederbewaldung und Intensivierung der Landwirtschaft ist sie aber heute auf wenige Reliktvorkommen zurückgedrängt und stark gefährdet.


der Frühlings-Adonis (Adonis vernalis) ist ein Hahnenfussgewächs
und stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Altai-Gebirge.


Während er diese Aufnahmen machte,
schimpfte ein Eichelhäher den Blumenwanderer aus



Berg-Anemone (Pulsatilla montana)



ganze Hänge sind vom jetzt blühenden
Schwarzdorn (Prunus spinosa) bedeckt. Er wird auch
Schlehdorn genannt und blüht vor dem Blattaustrieb.


Veilchen (Viola sp.)


auch dies eine Spezialität der Follatères:
das Blasenschötchen (Alyssoides utriculata)
leuchtet jetzt überall, am liebsten aus den Felsen.
Unten das Rhone-Knie!


eine weitere frühblühende Orchideenart:
das Kleine Knabenkraut (Orchis morio).
Seltsam, dass auf den Fotos die Blütenfarbe
immer einen Stich ins Blaue hat, während
sie in Wirklichkeit mehr gegen Purpur tendiert!