Statt in die Höhe, können wir auch in die Tiefe gehen, um uns an Hitzetagen abzukühlen. So stieg der Blumenwanderer letztens hinab in die Schlucht der Rotache und unternahm eine erfrischende Flusswanderung, was aber nicht ganz einfach war, da es so manches Hindernis zu überwinden galt.
Die Rotache, ein typisches Hochplateauflüsschen, entspringt an den waldigen Nordhängen der Honegg, wobei es in der Folge verschiedene Bäche aufnimmt, die seinem Wasser eine eigene warm-bräunliche Färbung geben. Durch eine tiefe Nagelfluh- und Sandsteinschlucht frisst sich das Flüsschen zu Tale, um zwischen Uttigen und Kiesen in die Aare zu münden. An dieser Einmündungsstelle ist die rötliche Farbe des Rotachenwassers gegenüber den blaugrünen Wellen der Aare besonders deutlich.
Die "Roteche" ist ein kleines Juwel hinter der Stadt Thun. Im Kanton Bern gibt es so einige mystische Orte. Dazu gehört für den Blumenwanderer die Rotacheschlucht, die er seit der Kindheit oft aufgesucht hat. Das zugehörige Flüsschen ist speziell: mal verspielt vor sich hin plätschernd, mal abenteuerlich auftretend. Der Name meint „Rotes Wasser“, denn Ache stammt ab von althochdeutsch aha ‚Fließgewässer‘, urgermanisch *ahwō, Das Wort ist urverwandt mit dem lateinischen aqua.
die Schlucht von oben gesehen von einer Kälberkropf-Matte aus: Chaerophyllum hirsutum |
der Wanderweg führt uns steil hinab zu einem Steg, wo wir ins Wasser steigen... |
und schon umfängt uns eine wildromantische Szenerie. |
der Blumenwanderer würde seinem Namen nicht gerecht, würde er nicht auch hier unten die Flora würdigen |
eine diskrete Art der Auenwälder ist der Berg-Ehrenpreis (Veronica montana) |
und gleich oberhalb des Ehrenpreises kommt der nächste Spezialist in Sicht |
wenn es ein Epizentrum für diese seltene Art gibt, dann liegt es an der Rotache: das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) wächst z.B. hier zu Tausenden an einem Seitenbach |
hier sind beide Arten gezeigt: links das viel häufigere Wechselblättrige Milzkraut (Ch. alternifolium), rechts das Gegenblättrige |
dieses kommt typischerweise an schattigen, feuchten Stellen und wie hier an Flussrändern vor, wo es ganze Rasen bildet |
hier ist auch das Reich der Farne: links Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride) und oben Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum) |
überall sieht man auch Lebermoose |
hierher passt auch eine sehr seltene Sauergrasart, deren Horste aussehen wie Nadelkissen |
Borstige Moorbinse (Isolepis setacea) |
Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides) |
weiter geht die Flusswanderung, wobei ich in meinen alten Wanderschuhen ein Dauerfussbad habe. Doch da das Rotachenwasser gegen Rheumatismen und andere Leiden heilsam sein soll, macht es nichts! |
solche Senken laden zum Bade ein. Noch ist das Wasser etwas kühl, aber man gewöhnt sich schnell daran! |
der Wald-Geissbart (Aruncus dioicus) ist eine Augenweide |
immer wieder ergiessen sich Seitenbäche als kleine Wasserfälle in die Schlucht |
was leuchtet dort oben Rötliches in der Nagelfluhwand? |
es ist doch tatsächlich das Juwel der Schlucht: der seltene Kies-Steinbrech (Saxifraga mutata), der hier an feuchten Nagelfluh-Felsen wächst |
der Kies-Steinbrech bevorzugt Stellen nahe am Wasser. Wenn hier auch noch eine tropische Orchidee herabhienge, würde mich das nicht erstaunen. |
die schönen orangefarbenen Blüten dieser Art |
hier sieht man gut, dass sich die Rosette während der Blüte verausgabt und danach abstirbt |
der Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) lebt in feuchten Laubwäldern |
immer wieder sehe ich fruchtend die Fingerblättrige Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos) |
wo die Seitenbäche münden, lagert sich der Kalk oft in solchen Sinterkegeln ab |
nun werden die Seitenwände höher, und wir betreten einen richtigen Canyon |
ich kann mich nicht sattsehen an dieser Urlandschaft |
dazu die Naturgeräusche und die angenehme Kühle des Wassers, aber all die umgestürzten Bäume, na ja. |
bei dieser Hitze geniesst man die Schattentour |
hier soll sich eines der hiesigen Täuferverstecke befunden haben |
ein wilder Felsenzirkus, auch Hexenkessel genannt, hält mein Fortkommen auf |
im Hintergrund stürzt sich die Rotache durch eine Stromschnelle hinab |
Wasser von oben und unten sorgt für Kühlung. Irgendwie fühlt es sich hier an wie das Ende der Welt. |
hier wächst auch eine ganz besondere Pflanze, die unten auf grossem Fusse steht, ... |
oben aber schön blüht: das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Die Art aus dem Himalaya hat es also auch bis ans End der Welt geschafft: Chapeau! |
bei der Rückkehr vergoldet das Abendlicht die Schluchtvegetation |
das namensgebende rote Wasser |
die Gegend hier ist durch Erosion und eine grosse Dynamik geprägt |
Breitblättrige Fingerwurz (Dactylorhiza majalis) |
diese Aufnahmen entstanden schon einen Monat früher an den Ufern der Rotache, wo es auch Frauenschuhe (Cypripedium calceolus) gibt |
diese einsame Diva hat mich erstaunt |
Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) |