soll Archimedes von Syrakus laut rufend und unbekleidet durch die Stadt gelaufen sein, nachdem er in der Badewanne das nach ihm benannte Archimedische Prinzip entdeckt hatte. Dem Blumenwanderer kam die merkwürdige Episode in den Sinn, als er viel weniger spektakulär zwar, aber doch hocherfreut endlich mal den Diptam am Rhoneknie gefunden hatte. Auch da entglitt ihm ein leises Heureka!
Wieder einmal und wenig überraschend war die Gegend von Fully Schauplatz des Geschehens. Hier entdeckt der botanisch interessierte Wanderer immer wieder Neues, zwar meist wenig Spektakuläres, aber doch mit einer Garantie für Arten-Highlights, und wer Freude an den kleinen Dingen im Leben haben kann, wird beglückt sein und nicht nur beim Diptam "Heureka" rufen.
Natürlich wird im folgenden Beitrag auch etwas die Schaulust befriedigt, denn die Wanderung von Fully den Hang hoch bis auf über 1000m ü.M. glich stellenweise einer Orchideenparade.
immer wieder geniesst man die Aussicht auf die Rhone-Talebene |
und auf die Teppiche mit Breitsamen (Orlaya grandiflora) |
dazwischen auch die Ochsenzunge (Anchusa arvensis) |
und immer wieder der Blaue Lattich (Lactuca perennis). |
links steckt eine vorwitzige erste Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) ihren Kopf aus dem Gebüsch, während die Ackerröte (Sherardia arvensis) ganze Hänge bedeckt. |
Genfer Günsel (Ajuga genevensis) |
Thymianwürger (Orobanche alba) |
Astlose Graslilie (Anthericum liliago) |
Ohnsporn (Aceras anthropophorum) |
eine weit verbreitete Orchideenart ist hier auch die Brandorchis (Orchis ustulata) |
etwas weniger verbreitet hingegen ist der Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) |
mehrmals sehe ich den Kaisermantel (Argynnis paphia), den grössten Permuttfalter Mitteleuropas, immer auf der hier verbreiteten Breitschuppigen Nickenden Distel (Carduus nutans ssp. platylepis) |
das hat mich besonders gefreut: ein mir bisher unbekanntes Vorkommen des Schlupfsamens (Crupina vulgaris) |
auch nicht ganz alltäglich ist der schöne Hügel-Klee (Trifolium alpestre) |
er erträgt keine Stickstoffdüngung und verschwindet auf gedüngten Wiesen und hat in den letzten Jahrzehnten viele Standorte verloren |
der Echte Salbei (Salvia officinalis) ist bei uns eigentlich nicht heimisch.... |
verwildert aber gerade im Wallis oft aus der Kultur. |
noch schräger ist diese Südländerin hier: das Graue Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus), ein immergrüner Zwergstrauch aus dem Mittelmeergebiet |
hier hebt der Kenner die Augenbrauen: sollte das nicht.....ja, es ist sie, die Verarmte Segge (Carex depauperata)! |
da macht sich etwas nicht minder Exklusives ans Blühen |
die Art aus der Familie der Fabaceen bildet sog. ornamentale Nebenblätter aus |
es ist unzweifelhaft die Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis), eine der grossen Raritäten hier |
schon wieder ein ornamentales Nebenblatt |
beinahe hätte ich sie nicht erkannt |
aber es ist eindeutig eine weitere seltene Wicken-Art: die Hecken-Wicke (Vicia dumetorum), leider noch nicht blühend |
schon drängt sich wieder Auffälligeres ins Gesichtsfeld: Breitsamen (Orlaya grandilfora) und... |
Aufrechter Ziest (Stachys recta). |
er hier ist von der diskreteren Sorte: der Gelbe Günsel (Ajuga chamaepitys) |
und hier zwei noch nicht blühende spezielle Glockenblumenarten: zuerst die Ährige Glockenblume (Campanula spicata) |
und da die Bologneser Glockenblume (Campanula bononiensis) mit ihren lang gestielten Grundblättern |
der Dingel (Limodorum abortivum) ist schon am Abblühen |
die schöne Fully-Erbse (Pisum biflorum) ist die wilde Verwandte der kultivierten Erbse (Pisum sativum) |
das ist der aussergewöhnlichste Fundort des Nacktfarns (Anogramma leptophylla) im Wallis, den ich kenne: am oberen Rand eines Lochs in einem steilen Mesobromion |
aussergewöhnlich deshalb, weil die wenigen Fiederchen gegen oben ungeschützt und somit voll dem Frost ausgesetzt sind |
es steht zu vermuten, dass hier im Winter warme Luft ausströmt |
die Kranzrade (Silene coronaria) beginnt schon zu blühen. Sie gilt in der Schweiz nur hier als einheimisch |
nicht übersehen werden soll die eher unscheinbare Schwarze Platterbse (Lathyrus niger) |
Hohes Fingerkraut (Potentilla recta) |
im Wald dagegen findet man den Sanikel (Sanicula europaea). Er bildet – für Doldenblütengewächse untypisch – einen nicht strikt doppeldoldigen, etwas unregelmäßiger Blütenstand. |
hier eine weitere seltene Wickenart, die bei uns nur im Wallis zu finden ist: Esparsetten-Wicke (Vicia onobrychioides) |
nun steige ich weiter auf und muss auch eine Schlucht überqueren |
auch in grösserer Höhe blühen Orchideen: Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula) |
Bleiches Knabenkraut (Orchis pallens) |
obgleich sie weit verbreitet ist, sehe ich die Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trivervia) eigentlich gar nicht so oft |
das einzige in Europa beheimatete Yamswurzelgewächs: die Schmerwurz (Tamus communis) |
und schliesslich noch das: Heureka! |
wahrscheinlich zu meinen Ehren... |
hat der Diptam (Dictamnus albus) gerade die ersten Blüten geöffnet! |