Es wäre nun übertrieben, wenn der Blumenwanderer behaupten wollte, er habe den Rebenweg nördlich des Bielersees "gemacht". Obschon dieser Klassiker genau genommen eher in die Kategorie Spaziergang statt Wanderung fällt, kam er dennoch nicht einmal bis nach Twann mit seinen malerischen Gassen, geschweige denn bis zur berühmten Ligerzer Kirche, und erst recht nicht nach Neuenstadt, wo er enden würde. Trotz allem hat auch der wanderfaule Blumenwanderer ein paar schöne Fotomotive gefunden, wie dieser Beitrag über einen zauberhaften Sommertag aus dem schon fernen Juni dieses Jahres zeigen möchte.
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es tut gut, diese Bilder im nebelverhangenen Herbst
noch einmal zu sichten
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auf verschlungenen Pfaden geht's von Biel
Felseneck auf Wanderhöhe |
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vorbei geht's am Purpur-Klee (Trifolium rubens),
unserem spektakulärsten einheimischen Klee, ... |
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der hier gerade schön blüht.... |
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und grossen Beständen des Blut-Storchschnabels (Geranium sanguineum)... |
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und des Nickenden Leimkrauts (Silene nutans). Als typische Nachtfalterblume öffnet
es seine Blüten erst am Abend richtig und verströmt einen intensiven Duft nach Hyazinthen! |
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dank vielen Regens sieht alles noch sehr grün aus |
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der See ist fortan der Wegbegleiter
auf diesem Spaziergang |
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nach dieser habe ich Ausschau gehalten:
die Astlose Graslilie (Anthericum liliago) |
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diesen da habe ich aber nicht erwartet:
der Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) |
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hier inmitten von Wimper-Perlgras
(Melica ciliata), das so typisch ist
für die trockenen Hänge |
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unglaublich, dass der ansonsten sehr seltene
Acker-Wachtelweizen hier in solcher Zahl auftritt |
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was da so purpurn leuchtet, sind nicht
seine Blüten, sondern die farbigen Tragblätter |
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eher im schattigen Bereich findet man
das Immenblatt (Melittis melissophyllum) |
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auch nicht gerade alltäglich ist diese Wachtelweizen-Art:
der Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) |
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Der Kamm-Wachtelweizen gehört wie auch der Acker-Wachtelweizen zu den schönsten
Wildpflanzen in der Schweiz. Leider sind diese einjährigen Pflanzen inzwischen selten geworden. |
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zum Grössenverleich habe ich hier den Autoschlüssel "liegengelassen":
Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum) |
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Rapunzel-Glockenblume
(Campanula rapunculus) |
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Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) |
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Grosser Bocksbart (Tragopogon dubius) |
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der Blaue Lattich (Lactuca perennis) im Vordergrund ist
schon verblüht, dafür kommt jetzt umso schöner
der Kugel-Lauch (Allium sphaerocephalon) |
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wo er sich wohl fühlt,
ist es sonnig und warm! |
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immer wieder trifft man auf solch weisse Graslilien-Matten.
Sie sind sicher ein Highlight dieser Wanderung und typisch für Halb-Trockenrasen (Mesobromion).
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im Gegensatz zur ähnlichen Aestigen Graslilie
ist der Blütenstand hier unverzweigt |
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Land Art? vor lauter Sinter ist dieser Brunnen am Wegrand
kaum mehr zu erkennen |
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durch ihre prächtigen rosa Blüten. |
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die Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius)
ist ein Neophyt aus dem Mittelmeerraum und imponiert....
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sie "böckelet" auch gewaltig; daher der Name. |
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die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum)
wird für eine einheimische Orchidee nicht nur
gewaltig gross..... |
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in einem Rebgebiet wie diesem dürfen natürlich auch
die Weinbergschnecken nicht fehlen. Hier ihre ausgebleichten Häuschen. |
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Aufrechter Ziest (Stachys recta) |
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die purpurfarbenen Saftmale seiner Blüten
weisen den Bestäubern den Weg zum Nektar |
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welch eine Pracht kann doch das wilde Nägeli (Dianthus sylvestris) an solch trockenwarmen Orten entfalten! |
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Grosser Ehrenpreis (Veronica teucrium)
mit seinen sanften Formen |
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dazwischen die strengen geometrischen Linien,
die der Mensch hinzufügt hat |
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und immer wieder leuchtet der Blut-Storchschnabel am Rand der Rebberge hervor |
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wer hält sich denn hier mit zwei Händchen
an den Grashalmen fest? |
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es ist die Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca),
die vereinzelt zwischen den Rebstöcken wächst |
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sie ist ein submediterranes Florenelement |
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diese sonderbare Pflanze besteht praktisch nur aus Ranken und
Nebenblättern, denn die Laubblätter sind auf die Ranke reduziert |
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hier auch der Breitsame (Orlaya grandiflora) wächst,
den ich sonst nur vom Wallis her kenne. |
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erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass .... |
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auch dieses Hahnenfussgewächs aus dem Mittelmeerraum... |
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mit dem lustigen Namen Jungfer im Grünen
(Nigella damascena) blüht hier gerade schön. |
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sie hier war sicher so etwas wie.... |
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die Diva auf diesem Spaziergang. |
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Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) |
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auch der Oesterreich-Lein (Linum austriacum)...
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ist ein submediterranes Florenelement. |
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und immer wieder imponiert der Acker-Wachtelweizen |
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selbstverständlich ist auch die Pfirsichblättrige
Glockenblume (Campanula persicifolia)
eine wärmeliebende Art |
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der Blütenstand der Bocks-Riemenzunge ist
reichblütig. Bei größeren Pflanzen ....
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können es bis zu über 100 Einzelblüten mit ihren
typischen langen spiraligen Lippen sein. |
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Die Pflanzen sind generell nicht sehr langlebig. Je kräftiger die Pflanze, desto wahrscheinlicher ist es,
dass sie im folgenden Jahr nicht mehr oder nur noch schwach erscheint. Sie kann ein bis vier Mal,
in seltenen Fällen fünf Mal blühen, bevor sie ihre Energiereserven so weit aufgebraucht hat, dass sie eingeht. |
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diese hier ist eine Charakterart der Halbtrocken-Wiesen:
Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis) |
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die Art ist insgesamt selten, kommt aber gelegentlich
in kleineren, aber individuenreichen Beständen vor |
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es ist die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera),
die wie alle Ragwurz-Arten v.a. im Mittelmeer-
gebiet vorkommt. In Mitteleuropa erreicht sie
die nördliche Grenze ihres Verbreitungsgebietes.
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was blüht denn da so unscheinbar im Gras? |
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sie wächst nur auf kalkhaltigen, nährstoffarmen Wiesen |
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auch hier entfaltet die Spitzorchis
ihre schönen Blütenstände |
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an einer Rebmauer gesehen: ..... |
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ein eindrückliches Borretschgesächst namens Natterkopf
(Echium vulgare). |
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eine weitere Orchideen-Art:
die Grünliche Waldhyazinthe (Plantanthera chlorantha) |
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Hauptbestäuber sind Nachtfalter, die angelockt werden
von einem wachsähnlichen Duft,
den die Blüten in der Dämmerung verstärkt bilden |
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der Berg-Gamander (Teucrium montanum)
ist ein aromatischer Spalierstrauch mit unten verholztem Stängel |
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all diese Arten müssen viel aushalten können:
Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) |
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Die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) besiedelt oft als
erste Gefässpflanze kleine Ritzen in Kalkstein-Mauern |
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der Ross-Lauch (Allium oleraceum) wird kaum
als Wildgemüse verwendet, da die Blätter früh
verdorren und der Stängel vergleichsweise hart ist,
was ihm seinen Namen eingebracht hat |
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die Blätter des Scharfen Mauerpfeffers (Sedum acre) besitzen ein zentrales Wasserspeichergewebe.
Die Pflanze ist deshalb austrocknungsfest und bekannt dafür, dass sie im Herbar weiterwächst,
wenn sie nicht vorher z. B. abgebrüht wird |
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auch der Hirschheil (Seseli libanotis) ist ein Kalkzeiger.
Er blüht nur einmal und stirbt nach der Samenreife ab. |
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in einem bewaldeten Bereich treffe ich
auf ein Dutzend solcher Stängel |
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es handelt sich um abgeblühte Exemplare
des Dingels (Limodorum abortivum) |
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er kann gut und gerne
einen halben Meter hoch werden |
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neben einer unserer seltensten Berner-Orchideen
findet man auch eine der häufigsten, aber nicht
minder schönen: die Nestwurz (Neottia nidus-avis) |