Dienstag, 23. September 2025

Another Little Five

Das Botanisieren hat den Vorteil, dass man nicht unbedingt weit gehen muss, auch nicht schneller und höher. Schneckentempo genügt und manchmal auch nur ein Gang ums Haus. 

Es ist auch schon vorgekommen, dass sich der Blumenwanderer einfach neben eine Wiese hingesetzt und kontemplativ von der Seite durch das Gewusel der Halme geschaut hat - und und auf einmal......Wie schön, wenn man einfach so einen knospenden Milchstern erblickt oder einen bisher unbekannten Ehrenpreis wie Veronica agrestis. Oder wenn einem auf einmal die Augen aufgehen und man im bekannten Trummelschlegeli neben dem Gartenbeet das seltene Muscari botryoides erkennt!

So entdeckt man auch eine andere Weise, die Welt zu erkennen: Du bist nicht nur dieses Wesen, das über allem steht. Du gleichst dich an, wirst ein Teil des Ganzen, tauchst ein....
Alle fünfe, die hier präsentiert werden, sind allerdings etwas speziell und wohl nicht mal so "ums Haus" anzutreffen. Aber sich mal neben sie hinzusetzen, ist allemal eine gute Idee.


Spätblühender Bitterling (Blackstonia acuminata)

Dieses kleine Enziangewächs ist in der Schweiz immer selten gewesen. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der Mittelmeerraum. Umso schöner, wenn man ihn auf einmal sehen darf, diesen Bitterling, vielleicht sogar zusammen mit dem Kleinen Tausendgüldenkraut, so wie in diesem Jahr. Das ergibt dann gleich zweitausend Gulden!










Kleines Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum)

Schon wieder ein Enziangewächs, diesmal en rose. Eigentlich müsste des Blumenwanderers Liebling Hübsches Tausendgüldenkraut heissen, denn so lautet die Übersetzung des lateinischen "pulchellum". Sei's drum: für ihn ist es alles: hübsch, reizend, zierlich, bezaubernd, charmant oder einfach schön, nur bitte nicht klein!











Alpen-Hexenkraut (Circaea alpina)

Die kleine Cousine des verbreiteten Grossen Hexenkrauts erschliesst sich nur dem geübten Auge des Liebhabers, zum Beispiel wenn er auf einem schattigen Waldweg wandelt. Immerhin ward sie nicht klein genannt. Dies Nachtkerzengewächs (und nicht die Lutezierin!) wurde früher als psychoaktives Aphrodisiakum gebraucht, vielleicht ist es gar eines der Kräuter, mit denen die Zauberin Circe die Gefährten des Odysseus bezirzt und in Schweine verwandelt hat.....













Gegenblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium)

Auch sie eine kleinere Cousine und ein Schattenwesen obendrein, aber wesentlich seltener anzutreffen als ihre etwas grössere wechselblättrige Variante. In ihrem Verbreitungsgebiet trifft man sie manchmal an Bachrändern, in Gräben und Schluchten. Mit ihren gelbgrünen Blütchen strahlt sie aus dem Waldesdunkel, und dass sie ein Steinbrechgewächs ist, erhöht noch ihren Reiz.












Faltenlilie (Lloydia serotina)

Welch unpassender Name für ein solch zartes Gewächs, denn weder hat es Falten noch blüht es spät im Jahr, wie der Name "serotina" nahelegt (in der Regel blüht es sogar eher früh im kurzen Bergsommer)! Irgendwie erinnert die Blüte dieser Bergbewohnerin an ein mediterranes Tülpchen, aber ihr Standort ist durchaus wild und unbehaglich: Windkanten, nennt man das. Der Blumenwanderer würde sie gerne in "Tulipina candida" umbenennen, wenn ..., ja wenn sie nicht ein Liliengewächs wär! Sei's drum: wer sie nach anstrengendem Aufstieg findet, freut sich an ihr!













Samstag, 23. August 2025

The Little Five

Der Blumenwanderer kann mit dem Grossen, Grellen und Gewaltigen nichts anfangen, und so sagen ihm die Big Five der Afrika-Safari nicht viel. Sehr wohl aber fühlt er sich hingezogen zum Kleinen und Übersehenen. Da hat er sich überlegt, welche Pflanzenarten für ihn die Little Five verkörpern würden, also unscheinbare Arten, die er für besonders schützenswert hält, für die es aber ein Auge braucht. 

Und hier sind sie also, die Little Five am Beispiel der einheimischen Orchideen! Bei dieser Pflanzenfamilie denkt man gemeinhin an extravagante Schönheiten, meist aus den Tropen. Auch in der Schweiz gibt es sie, diese Aristokraten unter unseren Blütenpflanzen, von vielen bewundert, von wenigen gefunden. Aber eben: nicht das ist hier das Thema. 

Hier kommen also fünf Aschenputtel unserer Orchideenflora in der Reihenfolge ihres Aufblühens. Ganz still und leise, ohne grosse Worte: Ein Hoch auf die Niedrigen!



Kleines Zweiblatt (Listera cordata)





















Korallenwurz (Corallorhiza trifida)










Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens)























Zwergorchis (Chamorchis alpina)















Herbst-Wendelähre (Spiranthes spiralis)