Freitag, 31. August 2018

Wendelähren am Brienzersee

Im Moment blüht sie wieder, die Wendelähre! Sie ist eine Orchidee, die zu einer Zeit blüht, in der das meiste auf den Matten schon vorbei ist. Doch nach der unerheblichen Meinung des Blumenwanderers gehört sie zu den schönsten und elegantesten einheimischen Orchideenarten.
Mögen die folgenden Bilder das belegen.


die feinen, gedrehten Blütenstände dieser auch
Herbst-Drehwurz genannten Orchideenart...

haben ihren ganz eigenen Charme.


so steil können die Matten am Brienzersee sein,
auf denen sie wächst.



die Wendelähre bevorzugt sommerwarme Halbtrockenrasen, ...

die von Schafen beweidet werden.

am Brienzersee kommt sie jedoch meist in steilen Mähwiesen vor,
auf denen wie hier je ein Heuschober steht


entgegen der Lehrmeinung kommt Spiranthes...

zuweilen auch im ungemähten Gras vor.


hier ist sie entsprechend
schwierig zu finden

ob sie so indes längerfristig
zu überleben vermag, ist fraglich

gerade blüht jetzt auch die Silberdistel (Carlina acaulis ssp. caulescens)





im Hintergrund ist das Bödeli mit Bönigen zu erkennen




von den romantischen Wanderwegen am Brienzersee-Nordrand aus ....





sieht man auf der einen Seite den türkisblauen See und die Berge,
auf der anderen die schönen Wildheuplanggen

und immer wieder mal eine Wendelähre,
hier mit Zwanzigrappenstück zum Grössenvergleich
bei den kleinen Rosetten

die ursprüngliche Heimat der Wendelähre ist das Mittelmeergebiet.
Erst als der Mensch zwischen 7000 und 4000 v. Chr. sesshaft wurde
und Wälder rodete, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben,
entstanden bei uns die Lebensräume für diese Art,
und ihre Ausbreitung nach Norden begann



sie kommt wie auch hier meist in lockeren,
individuenarmen Beständen vor ...

und bildet im Sommer eine neue Blattrosette, ...





der im nächsten Jahr der Blütenstand entspringen wird.
Die letztjährige hat bereits eingezogen.

hier fruchtet die Tollkirsche (Atropa belladonna)
mit ihren glänzend schwarzen Beeren!





Freitag, 17. August 2018

Pierre et la Pierreuse

im Pays d' Enhaut befand sich einmal eine Weide mit so üppigem Gras, dass man sie "la Verde" nannte. Aber Pierre, der Küher, wollte eine schöne Burgunderin verführen und beabsichtigte zu diesem Zweck, den Feen des Rubli ihr Geheimnis entlocken. Das erzürnte die Feen dermassen, dass sie mit einem Erzdonnergetöse die schöne Weide unter einem Steinhaufen verschwinden liessen. Seither nennt man sie "la Pierreuse", die Steinige.
Wenn auch die Steine dem Vieh nur ein mageres Gräslein bieten, so liessen sie sich doch bald schon von zarten Blumen besiedeln, die schliesslich auch den Blumenwanderer anzogen und ihn veranlassten, sich eines sonnigen Julitages ins Pays d' Enhaut zu begeben auf der Suche nach ihnen und dem weissen Alpenmohn und seinem Duft, von dem kein Buch zu berichten weiss.

Tourdatum: 18. Juli 2018



man ist schon eine ganze Weile gewandert,
bis man diesen Anblick geniessen kann.
Im Vordergrund: Gelber Fingerhut (Digitalis lutea)

die fünf  Zungenblüten des Mauerlattichs
(Mycelis muralis) täuschen eine
Einzelblüte vor



Moosorchis (Goodyera repens)






ein Dom von einem Ameisenhaufen


Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris)


Kleines Zweiblatt (Listera cordata)
zum Grössenvergleich mit Fünfliber

das auf einem Mooshügelchen thronende stattliche
Exemplar fiel mir vom Wanderweg aus auf


die Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare)...

mit den dazugehörigen Blättern...

liebt feuchte Wiesen.

Mierenblättrige Weidenröschen (Epilobium alsinifolium)
an einem verwunschenen Ort, wo in einem Seelein
eine der Quellen der Gérine liegt.

Christophskraut (Actaea spicata)
mit noch grünen Früchten



der Knotenfuss (Streptopus amplexifolius)
ist bereits abgeblüht




als Liliengewächs gehört er zu den Einkeimblättrigen,
deren Laubblätter typischerweise parallelnervig sind,
hier zudem stängelumfassend

das ist also die Verheerung,
welche die aufgebrachten Feen angerichtet haben!




und hier die Juwelen, die trotz allem dort zu finden sind:
Westlicher Alpen-Mohn (Papaver occidentale)


kein Mohn, sondern der
Alpen-Hahnenfuss (Ranunculus alpestre)


kaum zu glauben, dass so zarte Geschöpfe in einer
so unwirtlichen Umgebung gedeihen können









Stumpfblättrige Weide (Salix retusa),
oben ein männliches und unten ein weibliches Exemplar
ich bin immer wieder gerade von diesen unseren kleinsten Bäumen
fasziniert wie hier von der gerade blühenden
Netzweide (Salix reticulata)





ein weiterer Kalkschuttbewohner ist
die Gämskresse (Pritzelago alpina)



Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)



Villars' Wurmfarn (Dryopteris villarii)
kommt typischerweise im Kalkgeröll vor





aus einem Felsblock heraus wuchsen diese schönen Blumen:
Kalk-Glocken-Enziane (Gentiana clusii) und ...

der Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus).



ehrfürchtig wandert man an den schroffen Gipfeln westlich
der Gummfluh vorbei...


und wendet den Blick gerne auch wieder
nach unten, z.B. zu zwei schönen Blaublütern:
Rautenblättrige Glockenblume
(Campanula rhomboidalis)


Niedliche Glockenblume (Campanula cochleariifolia).
Es dauert noch eine ganze Weile, bis sich der Kreis geschlossen
hat und man wieder am Ausgangspunkt ist.