Montag, 23. Juli 2018

wo die Geier kreisen

Das waren noch Zeiten, als die Bernische Botanische Gesellschaft eine Voralpenexkursion auf den Rotenkasten durchführte! So geschehen 1964 unter der Leitung von Prof. Max Welten.

In den Sitzungsberichten liest man:
Beim Abstieg vom Rothenkasten und der Luchernalp überraschte uns auf der Suche nach dem richtigen Fußweg Fräulein Klara M. Röthlisberger (Langnau i. E) mit einem Neufund für den Kanton Bern. Auf der Alp Münchenberg fand sich bei 1890 m auf sonnigem Fels Astragalus sempervirens. Die Art erreicht, von den spanischen Gebirgen kommend, die Westalpen und die Schweizer Alpen. Sie ist in den penninischen Südketten des Wallis bis ins Binntal verbreitet, wenn auch nicht häufig, erreicht an der Furka, im Bavona- und Bleniotal das Gotthardgebiet, folgt der Südseite der Berner Alpen jedoch nur bis Derborence, ist aber eine besondere Zier der warmen Freiburger Kalkvoralpen (etwa der Dent de Brenleire und der Dent de Folliéran) und erreicht dort nach Jaquet den « Schafberg oberhalb der Luchernalp».

Zum Glück braucht man nicht den schwierigen Gipfel des Rotenkastens oder des Schafbergs zu besteigen, um den fürs Bernbiet einmaligen Tragant zu finden. Das würde sich ein Nachgeborener wie der Blumenwanderer auch nicht zutrauen.
Uebrigens findet sich ein Nachruf auf die aussergewöhnliche Klara Röthlisberger (1918-2012) hier:

https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=mnb-002:2013:70::248


der Schafberg mit seinen rötlichen Felsbändern: es ist der Hämatit
der Couches-Rouges-Gruppe, die dem Gestein die rote Farbe verleiht.
An den Hängen dieses Berges sah ich über mir Gänsegeier im Aufwind kreisen!





das Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora)
fruchtet schon ...

ebenso wie die Alpen-Anemone (Pulsatilla alpina)


Gegenblättriger Steinbrech
(Saxifraga oppositifolia)

Pracht-Nelke (Dianthus superbus)



am nie bewirtschafteten Abhang des Schafberges
ist ein Blumenparadies


Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum)

Scheckenfalter (Melitaea sp.)

schon kommt ein erstes Sträuchlein mit dem Dorn-Tragant
(Astragalus sempervirens) in Sicht. Rechts davon ist eines des
Halbstrauchigen Ehrenpreises zu sehen (Veronica fruticulosa)


hier wächst der Dorn-Tragant über einen Kalkfelsen herab.
Die Tragante gehören zu den Schmetterlingsblütlern und stellen
die weltweit grösste Gattung unter den Gefässpflanzen dar.

das Art-Epitheton sempervirens (immergrün) für diese Art
ist irreführend, denn der Dorn-Tragant verliert durchaus
seine Blätter im Winter. Uebrig bleiben indes
ihre dornigen Mittelrippen.


etwas versteckt sind die Blüten, ...

die dennoch von Besuchern gefunden werden.

daneben blüht gerade das Hahnenfuss-Hasenohr
(Bupleurum ranunculoides) ...

und das Gipskraut (Gypsophila repens).


Vielgestaltiges Berufkraut (Erigeron glabratus)

das Hahnenfuss-Hasenohr (Bupleurum ranunculoides)...

gehört zu den Doldenblütlern! Auffällig ist die Hochblatt-Hülle,
die dieser Gattung eigen ist.

Knäuelblütige Glockenblume
(Campanula glomerata)



das Gelbe Alpen-Stiefmütterchen (Viola lutea) hat im
oberen Simmental einen Verbreitungsschwerpunkt


Alpen-Astern (Aster alpinus) in Vollblüte!




nun kommt die Fels-Bastion des Rotenkastens in Sicht.
Davor viel Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta)

der schroffe Ostgrat des Rotenkastens





der Allermannsharnisch (Allium victorialis)
wird im Bernbiet auch Nünhemmlere genannt

Kugelorchis (Traunsteinera globosa)


Mondraute (Botrychium lunaria)

Bärtige Glockenblume (Campanula barbata)


das Orangerote Greiskraut (Tephroseris capitata)...

ist schon am Abblühen.





die Silberwurz (Dryas octopetala) bildet eine Art Haarmannli,
wenn sie verblüht ist



verblüht ist auch Hallers Spitzkiel (Oxytropis halleri)
mit seinen Seidenhaaren

links vom Greiskraut ist der Niesen
zu sehen

den Thunersee sah ich nur knapp wegen des Dunstes








Strauss-Glockenblume (Campanula thyrsoides)

Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)




Blick gegen Westen mit dem Niesen in der Bildmitte.
Imposant der Gelbe Enzian (Gentiana lutea)

noch blüht ein zwergenhaftes
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)



unter dem Rotenkasten gab es noch so manches Schneefeld...

mit den zugehörigen Soldanellen (Soldanella alpina) daneben.

Moschus-Steinbrech (Saxifraga exarata ssp. moschata)

Kalk-Polsternelke (Silene acaulis)

Grauer Alpendost (Adenostyles alliariae)
vor der Silhouette des Bäderhorns

Alpen-Hahnenfuss (Ranunculus alpestris)


zuoberst am Garte angelangt, musste ich unter dem Regenschirm
hervor fotografieren. Die Fernsicht war trotz des Regens erstaunlich gut.





Montag, 16. Juli 2018

go Aupäbluämä suächä

Was da irgendwie Schwedisch (oder Chinesisch?) daherkommt, ist nichts anderes als gemütliches Berndeutsch, denn so urig tönt es, wenn man in diesem Schweizer Dialekt die Tätigkeit beschreibt, der sich der Blumenwanderer vor Wochenfrist hingab: er ging auf die Suche nach Alpenblumen!

Bereits vor zwei Jahren (Beitrag vom 6. September 2016) war der Blumenwanderer am Oberaarsee. Damals ging es aber schon gegen den Herbst zu. Diesmal fand er nun die Blumen, die
seinerzeit fruchteten.


bereits auf der Anfahrt bei Guttannen
fand ich auf den Hinweis einer Anwohnerin ...



ein prächtiges Vorkommen der Breitblättrigen Glockenblume
(Campanula latifolia), hier nur weisse Exemplare







und da gemischt mit blauen. Solch zauberhafte Standorte
besuchen zu dürfen, macht den Reiz der Feldbotanik aus!








diese Glockenblumenart ist im Alpenvorland ziemlich selten.
Als mehrjährige Staude bevorzugt sie wie hier Hochstaudenfluren




bereits fruchtend in einem Fichtenwäldchen
an der Strasse: die Korallenwurz
(Corallorhiza trifida)

der Langblättrige Sonnentau (Drosera anglica)...






wächst zwischen den Seggen in rötlichen Pölsterchen ....

an einem idyllischen Bergseelein.




auf der Grimsel-Passhöhe angelangt,
erblickt man bereits die ersten Alpenblumen,
hier die Rote Felsen-Primel (Primula hirsuta) ...

und da der Getüpfelte Enzian (Gentiana punctata).


nach der Fahrt zum Oberaar hinüber auf der Panoramastrasse
blickt man schon bald hinab auf die Wassermassen des Stausees

ein Blick hinüber zum Brünberg.
An der Schliffgrenze des Unteraargletschers liegt noch Schnee.
Bis dort hinauf reichte dieser zur Eiszeit!




die Alpenscharte (Saussurea alpina) oberhalb des Berghauses.....

steht erst in den Knospen.


die Zwergorchis (Chamorchis alpina)
mit vorjährigem Fruchtstand rechts!

auf einem windexponierten Grat ....


wuchsen etliche Exemplare
dieses Alpenzwergs, ...

die eigentlich in einem Granitgebiet
nicht zu erwarten wären!

grad daneben wuchs diese ähnliche Orchidee:
eine Hohlzunge (Coeloglossum viride)


die zierliche Faltenlilie (Lloydia serotina) ist wie
auch die Gelbsterne ein Liliengewächs. Von einigen
Autoren wird sie zur Gattung Gagea gerechnet.
Die Bezeichnung Faltenlilie finde ich aber gar nicht
schön für diese an ein Tülpchen erinnernde Blume!

In der Regel blüht die Faltenlilie durchaus früh
im kurzen Bergsommer, sodass sie auch ihren
Beinamen "serotina" (spät) zu unrecht trägt.
Hier wohl die letzten Blüten für dieses Jahr.
Mein Namensvorschlag: Tulipina candida!


für ihn indes war ich zu früh:
Masslieb-Ehrenpreis (Veronica bellidioides)


Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides)






Karpaten-Katzenpfötchen (Antennaria carpatica)

Halbkugelige Rapunzel (Phyteuma hemisphaericum)

oberhalb des Berghauses begegneten
mir auch recht viele Kröten!
Hier mit der Kalk-Polsternelke (Silene acaulis)

sehe ich immer gern:
Jacquins Binse (Juncus jacquinii)

Moschus-Schafgarbe (Achillea erba-rotta),
auch Ivapflanze genannt


Bränderli (Nigritella rhellicani) gibt es
hier oben wie Sand am Meer,
so grosse indes nur wenige!



gemütlich lässt sich dem See entlang nach hinten wandern,
vorbei am Alpen-Klee (Trifolium alpinum)








Berg-Nelkenwurz (Geum montanum)

Norwegisches Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum)

Sternblütiges Hasenohr (Bupleurum stellatum)

Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum)

Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris)

Krummblättrige Miere (Minuartia recurva cf.)

Graues Greiskraut (Senecio incanus ssp. incanus)
am Aufblühen


Alpen-Hornkraut (Cerastium alpinum)





ein Blick zurück Richtung Staudamm.
Nach der Blumenparade ging es auf demselben Weg zurück.