Samstag, 11. April 2015

Eine Wiese voller Spinnen

Die ersten Orchideen blühen........Spinnt der Blumenwanderer oder was?
Nein. Nach einigen Recherchen im Internet kam er zum Schluss, dass es im Waadtländischen Chablais lokal grössere Bestände der Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes), einer sehr seltenen einheimischen Orchidee, geben müsse. Sie dann auch noch in Natura zu finden, lässt des Spinners, pardon Botanikers Herz höher schlagen. Wo gibt es das noch: eine Wiese voller Ragwurze, und das blühend so früh im Jahr!

Auch einen Abstecher in die Follatères bei Fully gönnte ich mir, um die ebenso seltenen wie schönen Frühlings-Adonis und Berg-Anemonen zu besuchen.



Nanu, eine Ragwurz? Mitnichten, es ist
die Knospe eines Ohnsporns (Aceras anthropophorum),
einer in der Westschweiz recht häufigen Orchideenart

gleich nebenan die Gesuchte: Ophrys sphegodes



im Schatten des Blumenwanderers sieht man
deutlich das für die Art typische
H-förmige Mal auf der Lippe

bei genauerem Hinschauen entdeckt man in der
Bildmitte eine weitere blühende Orchideenart:
die Brand-Orchis (Orchis ustulata)


eie "Spinnen" blühen schon seit ca. 10 Tagen
und stellen die Orchideenart mit dem frühesten Blühbeginn in der Schweiz dar

Auch das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
in einem nahen Wäldchen macht den Spinnen
punkto Blühbeginn Konkurrez.
Man erkennt es an den weissgefleckten Blättern




die Blüten des Lungenkrauts sind frisch aufgeblüht rot-purpurn,
erst dann erhalten sie ihre typische blaue Farbe

umgekehrt ist es bei der Frühlings-Platterbse
(Lathyrus vernus): ihre Blüten werden später rot

Nochmals ein Blick zurück: jedes Stängelchen eine Ragwurz!


immer wieder schön: das Gold-Schlüsseli (Primula veris)


ebenso wie der filigrane Erdrauch (Fumaria officinalis),
ein Mohngewächs im benachbarten Weinberg.

das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna) entbietet
dem Blumenwanderer einen üppigen Abschiedsgruss





Von hier an die Bilder von den Follatères: immer wieder fasziniert mich der Kontrast zwischen dem vom Menschen extrem gestalteten Talboden und den noch weitgehend wilden Abhängen.

Doch gerade beim Adonisröschen zeigt sich auch die Ambivalenz der menschlichen Tätigkeit, denn sie wirkt nicht nur naturzerstörend, sondern ermöglichte durch Waldrodung und Schafzucht auch die Ausbreitung dieser Steppenpflanze. Sie stammt ursprüngllich aus Zentralasien und wanderte erst gegen Ende der letzten Eiszeit in Mitteleuropa ein.
Durch Verbuschung, Wiederbewaldung und Intensivierung der Landwirtschaft ist sie aber heute auf wenige Reliktvorkommen zurückgedrängt und stark gefährdet.


der Frühlings-Adonis (Adonis vernalis) ist ein Hahnenfussgewächs
und stammt ursprünglich aus Sibirien und dem Altai-Gebirge.


Während er diese Aufnahmen machte,
schimpfte ein Eichelhäher den Blumenwanderer aus



Berg-Anemone (Pulsatilla montana)



ganze Hänge sind vom jetzt blühenden
Schwarzdorn (Prunus spinosa) bedeckt. Er wird auch
Schlehdorn genannt und blüht vor dem Blattaustrieb.


Veilchen (Viola sp.)


auch dies eine Spezialität der Follatères:
das Blasenschötchen (Alyssoides utriculata)
leuchtet jetzt überall, am liebsten aus den Felsen.
Unten das Rhone-Knie!


eine weitere frühblühende Orchideenart:
das Kleine Knabenkraut (Orchis morio).
Seltsam, dass auf den Fotos die Blütenfarbe
immer einen Stich ins Blaue hat, während
sie in Wirklichkeit mehr gegen Purpur tendiert!




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